Frühmenschen im Himalaya: Schon Denisova-Menschen bevölkerten das Hochland

© Dongju Zhang’s group (Lanzhou University)

Frühmenschen im Himalaya: Schon Denisova-Menschen bevölkerten das Hochland

Denisova-Menschen sind eng mit den Neandertalern und modernen Menschen verwandt. Für wahrscheinlich mehr als 100.000 Jahre lebten sie auch im Himalaya-Hochland.

Von Stefan Parsch

Eine Gruppe von Frühmenschen hat womöglich mehr als 100.000 Jahre lang im Hochland von Tibet gelebt. Zu Zeiten der Denisova-Menschen habe vermutlich Graslandschaft mit kleineren Waldflächen die Gegend geprägt, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal „Nature“.

Das Team um Frido Welker von der Universität Kopenhagen sowie Dongju Zhang und Fahu Chen von der Universität Lanzhou in China hat einen Unterkiefer-Knochen aus der Baishiya-Höhle im Osten Tibets analysiert. Das Fossil ist einer 2019 vorgestellten Datierung zufolge etwa 160.000 Jahre alt. Nun erbrachte die Analyse eines Rippenknochens aus derselben Höhle ein Alter von 48.000 bis 32.000 Jahren.

Mysteriöse Frühmenschen

Denisova-Menschen sind nach einer gleichnamigen Höhle im Altaigebirge in Sibirien (Russland) benannt. Knochenteile aus dieser Höhle hatten 2010 zur Beschreibung der bis dahin unbekannten Gruppe von Frühmenschen geführt. Genetisch sind Denisova-Menschen eng mit den Neandertalern und dem modernen Menschen verwandt.

„Da wir die Denisova-Menschen weltweit nur von wenigen Fossilien kennen, sind sie immer noch ein kleines Mysterium“, erklärte Koautorin Zandra Fagernäs von der Universität Kopenhagen. „Jedes neue Individuum, das wir entdecken, liefert daher ein wichtiges Stück zum Puzzle – wer sie waren, wo sie lebten und wann.“

Interessant ist bei der neu entdeckten Rippe besonders das Alter: Bisher lag die jüngste Datierung eines Denisova-Knochens bei 52.000 Jahren. Da der zuvor gefundene Unterkiefer rund 160.000 Jahre alt ist, deutet der neue Fund auf eine Präsenz der Denisova-Menschen in der tibetischen Hochebene von mehr als 100.000 Jahren hin.

Auch die mehr als 2.500 Knochenfragmente aus vielen Erdschichten in der Baishiya-Höhle weisen auf eine durchgehende Nutzung durch Frühmenschen hin. An zahlreichen Knochen zeigen sich Spuren menschlicher Nutzung – vom Abschaben über das Aufbrechen, um an das Knochenmark zu gelangen, bis hin zur Verarbeitung zu Werkzeugen.

Beliebt war bei den Denisova-Menschen der Analyse zufolge vor allem das Blauschaf (Pseudois nayaur), das auch heute noch in der Gegend zu finden ist. Knochen von Yaks, Pferden, Hirschen und kleinen Säugetieren wie Murmeltieren sowie von Vögeln gehörten ebenso zu den Funden wie Knochen des ausgestorbenen Wollnashorns (Coelodonta antiquitatis).

„Die identifizierten vielfältigen Arten beantworten teilweise die Frage, warum Denisova-Menschen sich entschieden, in der Baishiya-Karsthöhle und dem umliegenden Ganjia-Becken zu leben, und wie sie dort hunderttausend Jahre überlebt haben“, sagte Zhang. Die Höhle liegt auf einer Höhe von 3280 Metern über dem Meeresspiegel in einer heute recht kargen Gegend. „Es stellt sich nun die Frage, wann und warum die Denisova-Menschen auf der tibetischen Hochebene ausgestorben sind“, so Welker. (dpa)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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