Hochwasser in Süddeutschland: Scholz dankt Rettern in Bayern

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Hochwasser in Süddeutschland: Scholz dankt Rettern in Bayern

In Bayern und Baden-Württemberg sind infolge des Hochwassers Zehntausende Helfer im Einsatz. Bundeskanzler Olaf Scholz und Nancy Faeser machen sich vor Ort ein Bild von der Lage.

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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich in Oberbayern ein Bild von den dramatischen Überschwemmungen gemacht. Die Lage im Süden ist zum Wochenbeginn weiter dynamisch und teils unübersichtlich. Viele kleine Gemeinden sind betroffen, Tausende Helfer weiter im Einsatz. Vier Todesopfer wurden bislang geborgen, wobei nicht bei allen feststeht, ob sie aufgrund des Hochwassers ums Leben kamen.

In Baden-Württemberg konnten die Behörden außer in Oberschwaben und im Allgäu im Verlauf des Tages zunehmend Hoffnung machen und Warnungen aufheben. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) bezeichnete die Lage im Land als „angespannt statisch“.

In Bayern verlagert sich die Gefahr derweil immer weiter nach Osten, wo laut Ministerpräsident Markus Söder (CSU) das Schlimmste noch bevorsteht. Regensburg an der Donau rief den Katastrophenfall aus.

Bereits am Montagnachmittag war Bundeskanzler Scholz im Flutgebiet in Oberbayern eingetroffen und sagte den Betroffenen schnelle Hilfen zu. „Die Naturgewalten sind groß“

Viele Einsatzkräfte seien bereits vor Ort, auch von der Bundeswehr. Scholz dankte allen Helfern und erinnerte an einen Feuerwehrmann, der im Einsatz ums Leben gekommen ist. Solche Hochwasserereignisse kämen wegen des Klimawandels nun verstärkt vor. Er sei dieses Jahr bereits vier Mal in einem Einsatzgebiet gewesen.  

Das ist in diesem Jahr das vierte Mal, dass ich in ein konkretes Einsatzgebiet gehe.

Olaf Scholz

Die „Aufgabe, den Menschengemachten Klimawandel aufzuhalten“, dürfe nicht vernachlässigt werden, so der Bundeskanzler. „Auch das ist eine Mahnung, die aus diesem Ereignis und dieser Katastrophe mitgenommen werden muss.“

Söder: Hochwasser-Lage „bleibt ernst und kritisch“

„Die Lage ist und bleibt ernst und kritisch und angespannt“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Es gebe immer wieder Durchbrüche von Dämmen und damit Überflutungen. Über 3000 Personen seien evakuiert worden, Tendenz steigend. Aktuell seien 20.000 Helfer im Freistaat im Einsatz.

Es geht zwar etwas zurück, aber eine Totalentwarnung kann man nicht geben.

Markus Söder zur Hochwasserlage

Die Landesregierung werde bei ihrer Kabinettssitzung am Dienstag über Hilfen beraten und wäre auch dankbar für eine Beteiligung des Bundes. Das Hochwasser werde sich nun verlagern Richtung anderer Donau-Städte wie Regensburg, Straubing und Passau, so Söder. Es bestehe aber die Hoffnung, dass die dortigen Vorbereitungen das Schlimmste verhindern könnten. Insgesamt sei viel investiert worden in den Hochwasserschutz. Es gebe aber „keine Vollkaskoversicherung gegen den Klimawandel“.

Faeser drückte im Gespräch mit Lokalpolitikern ihre Betroffenheit über den Tod eines Feuerwehrmannes im Hochwasser-Einsatz aus: „Das ist wirklich furchtbar, was da passiert ist“, sagte sie am Montag. „Da sieht man, wie gefährlich diese Einsätze sind.“

Bundeskanzler Olaf Scholz, Markus Söder und Bundesinnenministerin Nancy Faeser machen sich in Reichertshofen ein Bild von der Lage.

© dpa/Peter Kneffel

Bei ihrem Besuch zeigte sich Faeser beeindruckt von dem Zusammenhalt in der Region und wie gut die Rettungskräfte zusammenarbeiten. Ihr Eindruck sei, „dass nach dem Ahrtal auch die Lehren daraus gezogen wurden, dass das viel besser funktioniert in der Koordinierung, in der Zusammenarbeit“, sagte sie am Montag.

Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck besuchte bereits zuvor betroffene Hochwassergebiete. Dabei dankte der Vizekanzler allen Einsatzkräften in den Hochwasserregionen.

Der Familie des gestorbenen Feuerwehrmannes drückte er sein Mitgefühl aus: „Es ist furchtbar. Er starb, als er Menschen vor dem Hochwasser retten wollte.“

Robert Habeck und Joachim Herrmann, Innenminister von Bayern, bei ihrem Besuch im Hochwassergebiet.

© dpa/Sven Hoppe

Dass sie diesen Mut, diese Einsatzbereitschaft aufbringen, ist keine Selbstverständlichkeit.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne)

Einsatzkräfte bargen in Baden-Württemberg am Montag zwei Tote in einem leer gepumpten Keller in Schorndorf im besonders vom Hochwasser betroffenen Rems-Murr-Kreis. Die genauen Hintergründe sind noch unklar. Bei den Verstorbenen handelt es sich laut Polizei um einen Mann und eine Frau. Die Identität der beiden sei aber noch nicht sicher geklärt. Die Kriminalpolizei habe die Ermittlungen aufgenommen.

Unweit vom Ort des Kanzlerbesuchs hatten Rettungskräfte in Schrobenhausen am Montag eine Leiche im Keller eines Hauses entdeckt. Die gestorbene 43-Jährige war das zweite Opfer der Fluten, das bekannt wurde – ein Feuerwehrmann wird weiter vermisst.

Bereits am Sonntagmorgen war in Pfaffenhofen an der Ilm ein Feuerwehrmann tot geborgen worden, der bei einer Rettungsaktion ums Leben kam. Der Mann war bei einem Einsatz mit drei Kollegen mit dem Schlauchboot gekentert.

Auf die Frage, ob die aktuellen Überflutungen auf den Klimawandel zurückzuführen sind, sagte Stefan Rahmstorf, Klimaforscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dem „Spiegel“: „Über einzelne Wetterereignisse kann man das fast nie sagen. Doch unbestritten ist: Starkregen wird durch die Klimaerwärmung häufiger und intensiver.“ (dpa)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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