Messerattacke in Solingen: Was nach der Tat mit drei Toten bekannt ist – und was nicht

© AFP/Roberto Pfeil

Update Messerattacke in Solingen: Was nach der Tat mit drei Toten bekannt ist – und was nicht

Ein Angreifer sticht bei einem Stadtfest in NRW anscheinend wahllos auf Menschen ein. Der IS bekennt sich zu der Tat. Ein Überblick über die Nachrichtenlage.

Schock in Nordrhein-Westfalen: Ein Angreifer ist auf einem Jubiläumsfest der Stadt Solingen offenbar wahllos mit einem Messer auf Menschen losgegangen und hat drei von ihnen getötet. Am Samstag nimmt die Polizei einen Tatverdächtigen fest. Was genau ist in Solingen passiert? Und was wissen wir über den Täter oder seine Beweggründe? Ein Überblick:

Die Tat in Solingen

Ein Mann begann am Freitagabend gegen 21.40 Uhr plötzlich, auf seine Opfer einzustechen. Die Polizei stuft das Verbrechen wegen des zielgerichteten Vorgehens des Täters als Anschlag ein.

Festnahme: Am Samstagabend nahm die Polizei eine Person in einer Flüchtlingsunterkunft in der Stadt fest. Tatzusammenhänge würden nun geprüft, sagte ein Polizeisprecher. Zuvor hatte die Polizei mit starken Kräften eine Flüchtlingsunterkunft in der Innenstadt betreten. Auch ein Spezialeinsatzkommando sei im Einsatz, hieß es.

Kurz vor Mitternacht gibt Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) in den ARD-„Tagesthemen“ ebenfalls die Festnahme bekannt und spricht von einem „wirklich Verdächtigen“, den man den ganzen Tag gesucht habe. Er werde jetzt vernommen. Ein Sprecher des Landesinnenministeriums bestätigte, dass sich der Mann gestellt habe. Darüber hatten zuvor „Spiegel“ und „Bild“ berichtet.

Nach „Spiegel“-Angaben handelt es sich bei dem Mann um einen 26-jährigen Syrer. Er kam nach diesen Angaben Ende Dezember 2022 nach Deutschland und stellte einen Antrag auf Asyl. Den Sicherheitsbehörden war er nach „Spiegel“-Informationen bislang nicht als islamistischer Extremist bekannt. Diese Informationen wurden der Deutschen Presse-Agentur bestätigt.

IS-Bekennerschreiben taucht auf

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den tödlichen Messerangriff von Solingen für sich beansprucht. Der Angreifer sei IS-Mitglied gewesen und habe die Attacke, bei der drei Menschen getötet und acht schwer verletzt wurden, aus „Rache für Muslime in Palästina und anderswo“ verübt, hieß es in einer Mitteilung beim IS-Sprachrohr Amak. Die Polizei Düsseldorf hat nach eigenen Angaben ein Bekennerschreiben der Terrormiliz erhalten. Jetzt müsse geprüft werden, ob dieses Schreiben echt sei, hieß es.

Die Festnahme in der Flüchtlingsunterkunft

Im Zusammenhang mit dem Messerangriff hat die Polizei am Samstagabend einen Mann in einer Flüchtlingsunterkunft in der Stadt festgenommen. Tatzusammenhänge würden nun geprüft, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. Zu den Personalien könne er noch nichts sagen.

Zuvor hatte die Polizei die Flüchtlingsunterkunft im früheren Finanzamt von Solingen mit starken Kräften gestürmt „Wir haben Hinweise erhalten, und aufgrund dessen führen wir gerade polizeiliche Maßnahmen durch“, sagte ein Polizeisprecher. Auch ein Spezialeinsatzkommando sei im Einsatz. Der Bereich werde von einer Hundertschaft abgesperrt.

Mögliche Komplizen

Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Allerdings wurde ein 15 Jahre alter Jugendlicher festgenommen. Nach Zeugenaussagen soll eine bisher nicht bekannte Person kurz vor der Tat mit dem Jugendlichen über Absichten gesprochen haben, die zur Tatausführung passen würden. Ob diese Person der Täter sei, wisse man nicht, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers.

Parallel liefen weitere Polizeimaßnahmen, unter anderem Durchsuchungen an verschiedenen Örtlichkeiten. Auch Ermittlungs- und Fahndungsmaßnahmen nach möglichen weiteren Tätern und Tathintergründen liefen auf Hochtouren.

Der Tatort in Solingen

Tausende feierten in der Solinger Innenstadt am Abend das 650-jährige Jubiläum der Stadtgründung. Auf dem gut besuchten Fronhof, einem Marktplatz, war für das Fest eine Bühne aufgebaut. Unmittelbar vor der Bühne schlug der Täter zu.

Nach der Messerattacke auf dem Solinger Stadtfest stehen am Samstagmorgen Zelte von Polizei und Feuerwehr am Tatort vor der Bühne auf dem Fronhof.

© dpa/Christoph Reichwein

Die Opfer der Messerattacke

Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministeriums scheint der Täter bei der Feier wahllos auf Menschen losgegangen zu sein, seine Opfer also zufällig ausgewählt zu haben. Auf der Pressekonferenz am Samstagnachmittag berichteten die Ermittler hingegen, dass der Angreifer „sehr gezielt“ auf den Hals seiner Opfer eingestochen habe. Bei den Getöteten handle es sich um eine Frau und zwei Männer. Acht Menschen wurden verletzt, vier davon schwer.

Die Flucht des Täters

Dem Täter gelang es, im Tumult und in der sich anfangs ausbreitenden Panik nach der Tat im gut besuchten Stadtzentrum zu entkommen.

Das Motiv des Täters

Hier hat die Polizei noch keine Informationen. Allerdings hält sie einen terroristischen Hintergrund für möglich – einfach weil ein anderes Motiv kaum ersichtlich ist.

Die Zeugen der Messerattacke

Die Polizei richtete eine Webseite für Hinweise ein, über die Zeugen des Geschehens Handyfotos und Videos hochladen können (www.nrw.hinweisportal.de). Eine polizeiliche Videoüberwachung hat bei der Veranstaltung nicht stattgefunden.

Die Warnung der Polizei

Wer Verdächtiges beobachtet, soll nicht auf eigene Initiative handeln, sondern den Notruf 110 wählen. Die Polizei ruft die Menschen in Solingen dazu auf, im Innenstadtbereich vorsichtig zu sein.

Die Tatwaffe

Die mutmaßliche Tatwaffe des Messerangriffs von Solingen ist offenbar am Samstag in einem Mülleimer in der Innenstadt gefunden worden. Das verlautete aus Ermittlerkreisen. Zur Größe oder Art des Messers gab es zunächst keine weiteren Informationen. Zwischenzeitlich gab die Polizei allerdings an, man habe mehrere Messer sichergestellt und prüft noch, welches davon der Tat zugeordnet werden kann. (dpa)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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