Party bei Paralympics-Debüt: Trotz Niederlage feiert Frankreich seine Sitzvolleyballer

© IMAGO/Pressefoto Baumann

Party bei Paralympics-Debüt: Trotz Niederlage feiert Frankreich seine Sitzvolleyballer

Gegen Kasachstan spielen die französischen Sitzvolleyballer das erste paralympische Spiel ihrer Geschichte. Auf den Rängen kocht die Stimmung über.

Von Monja Nagel

Trotz 0:3-Niederlage der französischen Nationalmannschaft im Sitzvolleyball bebte die Arena Paris Nord unter dem Gestampfe der euphorischen Fans. Das Team von Dominique Duvivier verlor in ihrem ersten paralympischen Spiel überhaupt gegen souveräne Kasachen, feierte aber mit rund 5000 Fans am Donnerstagabend.

„Liebe französische Athleten, auf diesen Moment habt ihr schon ewig gewartet, und ihr werdet von den tollsten Zuschauern bis zum Podium getragen werden“, versprach Tony Estanguet, der Präsident des Organisationskomitees für die Paralympics in Paris einen Abend zuvor bei der Eröffnungsfeier am Place de la Concorde.

Lieder geübt, Gesichter geschminkt

Und er behielt Recht: Beim ersten Spiel der Franzosen gegen Kasachstan konnte auch die deutliche Niederlage nicht die Stimmung in der Arena trüben. Bereits vor Spielbeginn sangen die Ränge zu „Here comes the Boom, Boom“ und hielten die Gesichter der Athleten als Pappplakate in die Höhe. Eine französische Flagge in Übergröße war über die Sitzreihen gespannt, weitere hunderte Flaggen flatterten durch die Luft.

Die Fans wurden den Worten Estanguets gerecht. Er hatte prophezeit, dass die Fans „ihre Lieder geübt, ihre Gesichter geschminkt und ihre Fahnen dabei haben“ würden. Als die kasachische Hymne gespielt wurde, sangen rund dreißig Zuschauende voller Inbrunst. Gänsehaut stellte sich allerdings erst ein, als die Franzosen an der Reihe waren, deren Hymne zum Ende hin mit „Allez les Bleus“-Rufen verlängert wurde. Dazu sprangen und tanzten die Fans des Gastgeberlandes auf den Rängen.

Frankreich schreibt Geschichte

Zu Beginn des Spiels nutzten die französischen Spieler die Atmosphäre und erzielten die allerersten Punkte für eine französische Männer-Nationalmannschaft im Sitzvolleyball bei den Paralympics. Der Jubel fiel entsprechend groß aus. Doch die favorisierten Kasachen fanden ins Spiel, und das Team von Trainer Bauyrzhan Takhauov entschied den ersten Satz für sich.

Im zweiten setzte sich die Überlegenheit fort und die Kasachen spielten ihre Aufschläge souverän aus. Bis die Équipe mehrere Punkte in Folge holte. Die Franzosen krönten ihre Aufholjagd und hielten bis zum 17:17 mit, ehe „les Bleus“ vermehrt Risikobälle spielten und nicht dafür belohnt wurden.

Am Ende stand es 25:20 für Kasachstan. Das Publikum wusste den starken zweiten Satz ihres Teams zu würdigen – die Anzeigetafel der Arena zeigte eine Lautstärke von 105 Dezibel. Selbst der Hallensprecher sprang auf seinen Tisch und stimmte eine La-Ola-Welle an.

In einem der seltenen, ruhigen Momente im dritten Satz schallten „Kasachstan“-Rufe durch die Arena und weckten das von Tony Estanguet beschriebene „fieberhafte Publikum“ erneut auf, das ihr Team versuchte, es durch diese schwache Phase zu tragen. Doch die Favoriten wurden ihrer Rolle gerecht und holten sich den dritten und entscheidenden Satz mit 25:7.

Wir haben die Leidenschaft, die Atmosphäre gespürt. Die Fans geben uns Energie, obwohl wir immer noch ein Außenseiterteam sind.

Benjamin Lacroix-Desmaze

Der französische Kapitän Benjamin Lacroix-Desmaze zeigte sich nach dem Spiel zwar enttäuscht, aber mehr als glücklich über die Unterstützung von den Rängen. „Wir haben die Leidenschaft, die Atmosphäre gespürt. Die Fans geben uns Energie, obwohl wir immer noch ein Außenseiterteam sind“, sagte er.

In den weiteren Partien der Gruppe A trifft Frankreich noch auf Ägypten und Bosnien und Herzegowina – ebenfalls zwei starke Mannschaften, die Ambitionen auf Medaillen hegen. „Wir wissen, dass es schwierig wird, deshalb wollen wir einfach unser Bestes zeigen und die Öffentlichkeit glücklich machen“, sagte Lacroix-Desmaze. Sitzvolleyball sei in Frankreich nicht bekannt. Sein Team wolle ein gutes Bild dieser Sportart vermitteln und Menschen dazu bringen, mit ihnen zu spielen.

Die Fans am Donnerstagabend hatten sie begeistert. Mit Standing Ovation und lautstark mitgesungenen französischen Klassikern verabschiedete sich das Publikum von ihren Debütanten.

Zur Startseite

  • Digitale Serie zu den Paralympics 2024 in Paris
  • Paralympics
  • Paralympics Zeitung

showPaywall:falseisSubscriber:falseisPaid:showPaywallPiano:false

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Comments (0)
Add Comment