„Unsere Anwohnerhotline glüht gerade“: Nachbarn sorgen sich um Lärm bei Ärzte-Konzerten in Berlin – zu Recht?

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„Unsere Anwohnerhotline glüht gerade“: Nachbarn sorgen sich um Lärm bei Ärzte-Konzerten in Berlin – zu Recht?

23 Anwohnerbeschwerden gab es, als Die Ärzte vor zwei Jahren auf dem ehemaligen Flughafen spielten. Der Veranstalter hat deshalb neue Maßnahmen ergriffen.

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An diesem Wochenende spielt die Band Die Ärzte wieder drei Konzerte auf dem Tempelhofer Feld, jeweils eines am Freitag-, Samstag- und Sonntagabend. Bis zu 60.000 Menschen werden dann pro Abend auf dem ehemaligen Flughafengelände hüpfen, mitsingen und jubeln. Während sich die Fans der Band freuen, dürften einige Anwohner in Neukölln und Tempelhof nicht so glücklich über das unfreiwillige Gratiskonzert sein: Bereits vor zwei Jahren, als Die Ärzte schon mal drei Konzerte auf dem Tempelhofer Feld spielten, gab es laut der Senatsverwaltung für Verkehr 23 Beschwerden von Anwohnenden.

Diese Zahl an Beschwerden sei für Veranstaltungen dieser Art ungewöhnlich hoch, schreibt die Verkehrsverwaltung auf Anfrage. Grund dafür seien witterungsbedingte Einflüsse wie Windrichtung und thermische Luftschichten gewesen, die zu einer außergewöhnlich weit tragenden Schallausbreitung geführt hätten.

Damit es in diesem Jahr nicht wieder so viele Beschwerden gibt, hat der Veranstalter, die Loft Concerts GmbH, einige Maßnahmen ergriffen. So sei ein „ausgeklügeltes Soundsystem“ installiert worden, das durch eine veränderte Ausrichtung der Lautsprecher die Lautstärke auf dem Konzertgelände möglichst hoch (bis maximal 99 Dezibel), in der Umgebung aber möglichst gering halte, wie Loft-Geschäftsführer Marcel Tietze am Telefon sagt.

Die Senatsverwaltung bestätigt diese Maßnahme. Geflüchtete, die in unmittelbarer Nähe des Konzertgeländes untergebracht sind, hätten Hotelübernachtungen, gratis Konzerttickets oder alternative Freizeitangebote bekommen.

Auch sollen die Konzerte spätestens um 22 statt wie vor zwei Jahren um 23 Uhr enden, sodass die Nachtruhe der Anwohnenden nicht betroffen ist. Außerdem soll es laut Tietze dieses Mal mehr Personal geben, das die Besucher nach Veranstaltungsende zügig vom Gelände lotst sowie den entstandenen Müll in der Umgebung aufsammelt.

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Trotzdem musste Tietzes Unternehmen in den letzten Tagen viele Anfragen von besorgten Nachbarn beantworten. „Unsere Anwohnerhotline glüht gerade“, sagt er. Verantwortlich dafür seien Medienberichte der letzten Tage, laut denen der Veranstalter vor hoher Lautstärke bei den Konzerten und den vormittäglichen Soundchecks gewarnt habe.

Tatsächlich hatte Loft Concerts Anwohnerinformationen in der Nachbarschaft verteilt – laut Tietze eine der Auflagen der Senatsverwaltung, um die Genehmigung für das Konzert zu bekommen. Von einer „Warnung“ könne dabei aber nicht die Rede sein. „Wir bewegen uns komplett im genehmigten Rahmen, das bedeutet: Am nächsten Anwohnerpunkt beträgt die maximale Lautstärke 70 Dezibel – das ist ungefähr so laut wie ein vorbeifahrendes Auto.“

Auch der Soundcheck am Morgen halte sich voraussichtlich in Grenzen. „Wir dürfen zwischen 9 und 13 Uhr insgesamt 120 Minuten Soundcheck machen. Das wird aber nicht am Stück passieren. Gestern haben wir zum Beispiel nur einen Soundcheck von 30 Minuten gemacht“, sagt Tietze. Der Soundcheck beginnt so früh, weil der Einlass bereits um 13 Uhr startet. Die Konzerte der Vorbands gehen um 16.30 Uhr los.

Wer eines der Ärzte-Konzerte spontan besuchen will, hat dazu am Freitag und am Sonntag Gelegenheit, hier gibt es noch Restkarten. Der Sonnabend ist ausverkauft.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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