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Besteht Gefahr für Deutschland?: Was man über das Marburg-Virus wissen sollte

Besteht Gefahr für Deutschland?: Was man über das Marburg-Virus wissen sollte

© IMAGO/BSIP/CAVALLINI JAMES

Besteht Gefahr für Deutschland?: Was man über das Marburg-Virus wissen sollte

Das tödliche Marburg-Virus könnte aus Ruanda nach Deutschland eingeschleppt worden sein. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Erreger.

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Am Hamburger Hauptbahnhof wurden zwei Gleise abgesperrt, weil ein Pärchen auf der Fahrt von Frankfurt nach Hamburg grippeähnliche Symptome entwickelt hat, darunter auch Erbrechen.

Einer der beiden, ein Medizinstudent, hatte laut Medienberichten davor in Ruanda einen Patienten behandelt, der sich mit dem Marburg-Virus infiziert hatte. Ein Ausbruch des Marburg-Fiebers in Ruanda war am 27. September bekannt geworden. Wie groß ist die Gefahr, was sollte man über das Marburg-Virus wissen?

Wie wird das Marburg-Virus übertragen?

Das Marburg-Virus wird nicht wie Grippe oder Covid-19 durch Tröpfchen oder Aerosole übertragen, sondern durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie Blut, Speichel, Urin, Erbrochenes oder Sperma infizierter Personen oder kontaminierten Oberflächen wie Bettzeug oder Kleidung.

Das Virus kann über verletzte Haut oder Schleimhäute in den Körper eindringen. Im Gegensatz zu vielen Erkältungskrankheiten wird das Virus aber noch nicht in der asymptomatischen Phase übertragen, sondern erst, wenn ein Mensch bereits Symptome entwickelt hat.

Welche Symptome ruft das Virus hervor?

Das Marburg-Virus kann bei infizierten Personen schwere Symptome auslösen, die einer Infektion mit dem Ebola-Virus ähneln. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf ihrer Webseite angibt, können nach einer Inkubationszeit von zwei bis zu 21 Tagen hohes Fieber, Schüttelfrost, starke Kopfschmerzen und Muskelschmerzen auftreten. Es kann zudem zu Erbrechen, Bauchschmerzen, Brustschmerzen, Halsschmerzen und schweren wässrigen Durchfällen kommen.

Die Symptome werden zunehmend schwerer. Blut im Erbrochenen und/oder im Stuhl geht dabei oft mit Blutungen aus Nase, Zahnfleisch und Vagina oder Anus einher. Patienten können zudem ein Multiorganversagen erleiden. Die schwere Virusinfektion verläuft laut der WHO in 24 bis 88 Prozent der Fälle tödlich, je nach Virusstamm und Stand der Krankenversorgung. Die durchschnittliche Sterblichkeitsrate liegt bei etwa 50 Prozent.

Wie groß ist die Gefahr, sich in Deutschland mit dem Marburg-Virus zu infizieren?

Sehr gering, da der Ausbruch bislang auf Ruanda begrenzt ist. Man müsste mit einem Menschen in engen Kontakt kommen, der sich zuvor Ruanda angesteckt und bereits Symptome entwickelt hat.

„Das Risiko einer importierten Infektion oder gar eines Ausbruchs bei uns ist extrem gering“, kommentiert die deutsche Virologin Isabella Eckerle, Co-Leiterin des Zentrums für Neuartige Viruserkrankungen an der Universität Genf, auf der Plattform X. Das Robert-Koch-Institut wollte sich auf Nachfrage des „Tagesspiegel“ nicht äußern: „Das RKI äußert sich generell nicht zu konkreten (Verdachts-)Fällen“, sagte eine Pressesprecherin.

In Ruanda versucht man derzeit, den Ausbruch einzudämmen, die bekannten Kontaktpersonen von erkrankten Menschen werden nachverfolgt. Die Inkubationszeit beträgt aber zwei bis 21 Tage. Es könnten daher Menschen ausreisen, bei denen sich erst später herausstellt, dass sie mit einem infizierten Menschen in Kontakt waren.

Das Risiko einer importierten Infektion oder gar eines Ausbruchs bei uns ist extrem gering.

Isabella Eckerle, Virologin

Noch ist offen, ob die beiden Menschen aus Ruanda am Marburg-Virus erkrankt sind. Sie wurden in Hamburg mit einem Spezialfahrzeug in eine Spezialstation im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gebracht. Die Reisenden, die im direkten Umfeld der beiden Reisenden saßen, werden nun durch das Gesundheitsamt in Hamburg und die Bundespolizei ermittelt. Es wird geprüft, ob sie sich in der kurzen Zeit überhaupt anstecken konnten.

Wie kann man sich vor dem Virus schützen?

Die naheliegende Schutzmaßnahme besteht darin, engen Kontakt mit potenziell infizierten Menschen zu vermeiden. Relativ häufig stecken sich aber Angehörige des Gesundheitssystems an, wenn sie ohne Schutzmaßnahmen Patienten versorgen.

Im Umgang mit infizierten Personen oder Verdachtsfällen sollte man Handschuhe, Schutzbrillen, Masken und Schutzanzüge tragen, um jeglichen Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten zu vermeiden.

Wie wird Marburg-Fieber behandelt?

Bisher gibt es nach Informationen des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg weder eine spezifische Behandlung noch einen zugelassenen Impfstoff gegen Marburg-Fieber. Allerdings kann eine unterstützende Behandlung, wie eine Infusion, um den Blutdruck zu stabilisieren, Sauerstoffzufuhr sowie die gezielte Behandlung der Symptome, die Überlebenschancen erhöhen.

Gibt es Impfstoffe?

Die Weltgesundheitsorganisation hat das Marburg-Virus als eine Krankheit höchster Priorität eingestuft, für die dringend ein Impfstoff benötigt wird. Derzeit sind zwei Impfstoffkandidaten in der Entwicklung. Einer wird von National Institutes of Health den US entwickelt. Erfolgreiche Ergebnisse einer Phase-1-Studie in den USA wurden im Januar 2023 veröffentlicht. Ein weiterer Kandidat wird von der britischen Oxford Vaccine Group entwickelt, erste klinische Tests haben vor Kurzem begonnen.

Wie groß ist der Ausbruch in Ruanda?

In Ruanda wurden am 27. September zunächst 26 Fälle gemeldet, darunter überwiegend Mitarbeiter des Gesundheitssystems, die Patienten in zwei Kliniken versorgt haben. Inzwischen ist die Zahl der bekannten Fälle auf 29 gestiegen, zehn Menschen sind gestorben. Das gab das Gesundheitsministerium von Ruanda am 1. Oktober 2024 bekannt.

Wie wahrscheinlich ist ein globaler Ausbruch?

Da das Virus nur durch engen Kontakt mit symptomatischen Infizierten übertragen wird, ist eine schnelle Verbreitung und eine globale Pandemie sehr unwahrscheinlich. Die WHO hält das Risiko aber für groß, dass sich die tödliche Krankheit von Ruanda aus in benachbarten Ländern verbreiten wird.

Eine Kontaktperson eines Infizierten ist von Ruanda nach Belgien ausgereist, wird dort aber von den Gesundheitsbehörden überwacht und hat keine Krankheitssymptome entwickelt. Der natürliche Wirt des Marburg-Virus ist die ägyptische Flughundart Rousettus aegyptiacus. Diese Tiere sind in weiten Teilen Afrikas verbreitet.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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