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Carlos Alcaraz beim Laver Cup in Berlin: „Ich möchte, dass die Leute gern Tennis schauen“

Carlos Alcaraz beim Laver Cup in Berlin: „Ich möchte, dass die Leute gern Tennis schauen“

© Reuters/Annegret Hilse

Carlos Alcaraz beim Laver Cup in Berlin: „Ich möchte, dass die Leute gern Tennis schauen“

Der spanische Wimbledonsieger spielt beim Laver Cup mit viel Energie. Dabei geht die lange Tennissaison auch an ihm nicht spurlos vorüber.

Von Jörg Leopold

Carlos Alcaraz machte sich lang und länger und setzte seinen Rückhandvolley so perfekt kurz hinter das Netz, dass das Publikum in der Berliner Uber Arena komplett aus dem Häuschen war. „Ich versuche so was oft im Training, aber mein Trainer Juan Carlos Ferrero sagt immer, ich soll lieber an die Linien spielen“, sagte Alcaraz später lachend.

Da hatte er zusammen mit Casper Ruud gerade das Eröffnungsdoppel am letzten Tag im Laver Cup gegen Ben Shelton und Frances Tiafoe vom Welt-Team mit 6:2 und 7:6 (8:6) gewonnen und Europas Mannschaft damit wieder auf 7:8 im Gesamtstand herangebracht.

Der Norweger Ruud hatte am Samstagabend noch im abschließenden Doppel des zweiten Tages eine 1:6- und 2:6-Klatsche gegen Shelton und den Chilenen Alejandro Tabilo an der Seite von Stefanos Tsitsipas kassiert. „Es war so demütigend, es fühlte sich an, als hätte ich noch nie Doppel gespielt“, erzählte Ruud einen Tag später. Und fügte dann in Richtung Alcaraz hinzu: „Aber Carlos hat mich wieder aufgemuntert und heute das Beste aus mir herausgeholt – danke dir!“

Auch für Alcaraz wird es manchmal mit dem Tennis zu viel

Carlos Alcaraz ist mit seinen 21 Jahren in gewisser Weise die Ladestation für seinen europäischen Teamkollegen. Während Team Welt mit viel Leidenschaft und großen Emotionen beim Laver Cup auftrat, wirkten die Europäer an den ersten beiden Tagen deutlich weniger engagiert. Oft saßen nur zwei oder drei Spieler auf der Bank, während die Kollegen in Aktion waren. Bei Team Welt war es hingegen meist viel voller.

Vor dem Laver Cup hätte man erwarten können, dass Alexander Zverev in der Mannschaft eine Art Anführerrolle würde einnehmen können; angesichts seiner Erfahrung in diesem Wettbewerb und des Heimvorteils für den Deutschen. Doch Zverev ist in Berlin leicht erkältet und hielt sich wohl deswegen längst nicht so ausdauernd auf der Bank seines Teams auf.

Dort war es dann Alcaraz, der immer wieder aufsprang, die Faust ballte und auch der direkten Konfrontation mit dem Gegner nicht aus dem Weg ging. Als sich Frances Tiafoe am Samstagabend bei einem Punktgewinn von Taylor Fritz im Match gegen Zverev vor den Europäern aufbaute, schob ihn Alcaraz zurück auf dessen Seite. Lachend natürlich, aber eben auch, weil er sich dazu berufen fühlte.

Der junge Spanier hat bereits vier Titel bei Grand-Slam-Turnieren gewonnen, in diesem Jahr gelang ihm das Kunststück, nacheinander bei den French Open und in Wimbledon zu triumphieren. Welt-Kapitän John McEnroe sagte über Alcaraz: „Ich habe noch keinen Spieler gesehen, der in seinem Alter schon so gut war.“

Alcaraz selbst wirkt dabei absolut geerdet, Starallüren sind ihm fremd. Und im Team Europa, dem er erstmals angehörte, bildete er die Mitte. Er konnte alle verbinden, Probleme, wie sie einem Daniil Medwedew mit Alexander Zverev oder Stefanos Tsitsipas nachgesagt werden, gibt es mit dem Mann aus Murcia keine.

Mein bestes Tennis zeige ich, wenn ich lache und Spaß auf dem Court habe.

Carlos Alcaraz

Dabei wird von ihm extrem viel erwartet. Überall, wo er auftaucht, muss „Carlitos“ abliefern. Ob nun auf den Tennisplätzen dieser Welt oder drumherum, wenn die Fans ihn feiern wollen. Für einen 21-Jährigen ist das manchmal nicht so einfach. „Ehrlich gesagt, bin ich auch nicht immer motiviert. Ich hätte lieber ein paar Tage nur für mich, wäre lieber bei der Familie oder würde mich mit Freunden treffen. Aber das geht nicht: Ich muss trainieren, reisen und spielen“, erzählte er in Berlin freimütig.

Klar, wolle er immer gewinnen. Aber: „Mein bestes Tennis zeige ich, wenn ich lache und Spaß auf dem Court habe.“ Beim Laver Cup in Berlin hatte er den ganz offensichtlich. Am Freitag musste er sich an der Seite von Alexander Zverev noch an die Atmosphäre und den Wettbewerb selbst gewöhnen. Am zweiten Tag holte er bei seinem Sieg im Einzel gegen Ben Shelton die einzigen Punkte für Europa.

Am Sonntag war es ihm vorbehalten, sein Team wieder in die Spur zu bringen. Mit seiner Energie holte er im Doppel mit Ruud zunächst einmal das Publikum so klar wie nie zuvor in diesen drei Tagen von Berlin auf die Seite der Mannschaft in Blau. „Ich möchte mit meinem Spiel dazu beitragen, dass die Leute gern Tennis schauen“, sagte er. Das ist ihm auch bei diesem Laver Cup ganz ohne Zweifel gelungen.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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