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Duell der Gebeutelten: Das Länderspiel Deutschland gegen Holland ist von Verletzungssorgen geprägt

Duell der Gebeutelten: Das Länderspiel Deutschland gegen Holland ist von Verletzungssorgen geprägt

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Duell der Gebeutelten: Das Länderspiel Deutschland gegen Holland ist von Verletzungssorgen geprägt

Immer mehr Spiele, immer mehr Verletzte: Beim Spiel Deutschland gegen Holland haben beide Teams viele Ausfälle. Bundestrainer Nagelsmann glaubt kaum, dass sich an der Belastung etwas ändert.

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Als Ronald Koeman, der Bondscoach der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft, vor rund zwei Jahrzehnten Trainer von Ajax Amsterdam war, da hat er sich einmal zu einer radikalen Maßnahme genötigt gesehen. Er war nicht glücklich mit dem Zustand seines Spielers Steven Pienaar – und schickte ihn einfach in den Urlaub. Mitten in der Saison.

In seiner derzeitigen Funktion hat Koeman von einer solchen Maßnahme abgesehen, obwohl sie ihm durchaus sinnvoll erschiene. Die Saison ist erst wenige Wochen alt, einige Spieler aber ächzen schon jetzt unter der hohen Belastung, der sie ausgesetzt sind.

Pavlovic ist einsatzfähig

Trotzdem hat der Trainer der Niederlande für das anstehende Nations-League-Spiel an diesem Montag gegen Deutschland (20.45 Uhr, live im ZDF) auf keinen seiner Spieler freiwillig verzichtet, denn es fehlen ohnehin schon zu viele.

Weil es dem deutschen Bundestrainer Julian Nagelsmann in diesen Tagen ähnlich ergeht, wird das Spiel in München zu einem Duell der Gebeutelten. Vor einem Monat sind beide Teams im Hinspiel in Amsterdam zuletzt aufeinandergetroffen.

Aus Deutschlands damaliger Startelf fehlen Nagelsmann diesmal vier Spieler (Marc-André ter Stegen, Jamal Musiala, Kai Havertz und Niclas Füllkrug), die alle verletzt sind; Koeman wiederum stehen sogar fünf Profis nicht zur Verfügung, die im September zum Einsatz gekommen sind. Plus der gesperrte Kapitän Virgil van Dijk.

Nagelsmann muss insgesamt sogar sieben Spieler ersetzen. Nach dem 2:1-Sieg in Bosnien ist nun auch noch der Stuttgarter Chris Führich hinzugekommen, der sich bei seinem Kurzeinsatz in Zenica einen Muskelfaserriss zugezogen hat.

Der Münchner Aleksandar Pavlovic hingegen, der gegen Bosnien-Herzegowina wegen einer Knieprellung geschont wurde, hat am Sonntag mit der Mannschaft trainiert und scheint einsatzfähig zu sein.

Droht ein Spielerstreik wegen der zu hohen Belastung?

„Man sieht es in allen Ländern“, hat Ronald Koeman zu Beginn der aktuellen Länderspielperiode über die zunehmenden Verletzungen im Fußball gesagt. Das Thema hat zuletzt rasant an Relevanz gewonnen – spätestens nachdem der spanische Europameister Rodri wegen der stetig steigenden Belastung einen Streik der Fußballprofis ins Spiel gebracht hatte.

Rodri hat in der vergangenen Saison für seinen Klub Manchester City und die Nationalmannschaft 63 Pflichtspiele bestritten; im Jahr zuvor waren es sogar 66. Kaum hatte er seine Idee eines Streiks ausgesprochen, riss ihm Ende September im Ligaspiel gegen den FC Arsenal das Kreuzband. Der 28-Jährige fällt damit bis zum Ende der Saison aus.

Ronald Koeman kann Rodris Einsatz gegen immer mehr Spiele sehr gut verstehen. Die Initiative müsse von den Spielern oder Trainern ausgehen, sonst passiere eh nichts. „Dem muss wirklich Einhalt geboten werden“, fordert Hollands Bondscoach.

Aber: „Du hast nicht das Gefühl, dass du ernst genommen wirst.“ Statt weniger Spiele sind es durch die Reform der Europapokalwettbewerbe und der Klub-WM eher mehr geworden.

Ich möchte mich nicht ständig über den Spielplan beschweren. Am Ende finanzieren auch viele Spiele den relativ teuren Sport.

Julian Nagelsmann, Bundestrainer

Die internationale Spielergewerkschaft FIFPro klagt über eine „Kannibalisierung des Kalenders“. Deren Generalsekretär Stephane Burchkalter forderte die Fußballverbände im September auf, „dringend einzugreifen und Vorschriften festzulegen, die das Wohlergehen der Spieler schützen“.

Das Problem der zusätzlichen Belastung betrifft vor allem die Spitzenspieler, die mit ihren Klubs international spielen und in der Regel auch für ihre Nationalmannschaften aktiv sind.

Für Hollands Nationalspieler Denzel Dumfries, der am Freitag gegen Ungarn den Treffer zum 1:1-Endstand für sein Team erzielt hatte, ist es offensichtlich, „dass der Spielkalender zu voll ist und dass das auf Kosten der Qualität geht“.

Duell der Gebeutelten: Das Länderspiel Deutschland gegen Holland ist von Verletzungssorgen geprägt

Bondscoach Ronald Koeman kritisiert die zunehmende Belastung für Spieler, die kaum Regenerationsphasen zulässt.

© REUTERS/BERNADETT SZABO

Anders als sein Pendant auf niederländischer Seite hat Bundestrainer Nagelsmann in den vergangenen Tagen nicht in das allgemeine Wehklagen eingestimmt. Er hat für sich beschlossen, „dass ich mich nicht ständig über den Spielplan beschweren möchte“. Denn: „Am Ende finanzieren auch viele Spiele den relativ teuren Sport.“

Jeder ist sich selbst der Nächste

Nagelsmann gibt sich daher auch nicht der Illusion hin, dass sich in der Sache etwas Grundsätzliches ändern werde. „Es werden in Zukunft nicht weniger Spiele, sondern eher mehr“, glaubt er.

Denn letztlich ist sich jeder selbst der Nächste. Als Dumfries nach seiner generellen Kritik am Spielkalender gefragt wurde, ob er denn ganz konkret auch bereit wäre, für weniger Spiele auf Geld zu verzichten, druckste er herum. Dumfries verhandelt gerade mit Inter Mailand über einen neuen Vertrag.

Und während die Vereine über zu viele Länderspiele klagen, sagt Bondscoach Koeman: „Ich bin froh über die Nations League. Ich halte sie für einen wichtigen Wettbewerb.“ Stattdessen kritisierte er die Aufstockung der Champions League und die neue Klub-WM, an der im kommenden Jahr erstmals 32 Teams teilnehmen werden.

Joshua Kimmich ist vor einem Monat gefragt worden, wofür er sich denn entscheiden würde, wenn er die Wahl hätte zwischen dem Final-Four-Turnier der Nations League und der Klub-WM mit seinem Klub, dem FC Bayern München. Er hoffe, dass er beides spielen könne, antwortete der Kapitän der Nationalmannschaft.

Genau das aber könnte ein Problem sein. Das Final-Four-Turnier der Nations League findet vom 4. bis 8. Juni 2025 statt, nur eine Woche später beginnt in den USA die Klub-WM, die sich über insgesamt vier Wochen erstreckt. Mitte August wiederum startet dann schon wieder die Spielzeit 25/26, an deren Ende für Kimmich und seine Kollegen die Weltmeisterschaft in Übersee ansteht.

Bundestrainer Nagelsmann hält das für das größte Problem. „Das ist das Thema“, sagt er, „dass der Körper mal Phasen braucht, wo er ganz runterfährt.“

In sämtlichen US-Sportarten – Baseball, Basketball, Football, Eishockey – ist es üblich, dass zwischen zwei Spielzeiten eine monatelange Pause liegt, in der die Spieler ausreichend regenerieren können. Im internationalen Fußball wird das offenbar nicht als notwendig erachtet.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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