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Im Öffentlichen Dienst: Lassen sich durch KI 165.000 Vollzeitkräfte einsparen?

Im Öffentlichen Dienst: Lassen sich durch KI 165.000 Vollzeitkräfte einsparen?

© IMAGO/Schoening

Im Öffentlichen Dienst: Lassen sich durch KI 165.000 Vollzeitkräfte einsparen?

Die Fachkräftelücke in Ämtern und Behörden kann McKinsey zufolge durch generative Künstliche Intelligenz um ein Drittel verkleinert werden. Beim Beamtenbund ist man eher skeptisch.

Von Felix Kiefer

Über fünf Millionen Menschen und damit mehr als jeder zehnte Erwerbstätige in Deutschland arbeitet im öffentlichen Dienst. In der Verwaltung, bei der Polizei, in Kitas und Co. fehlen landesweit trotzdem rund 550.000 Vollzeitkräfte. Diese Fachkräftelücke könnte sich mithilfe von generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI) um bis zu 165.000 Personen, also rund ein Drittel, verkleinern lassen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Montag veröffentlichte Studie von McKinsey. Die Unternehmensberatung hat dafür rund 2100 Tätigkeiten untersucht und Einsparungspotenzial in 850 Berufen ermittelt.

„Das Potenzial von generativer KI ist für den öffentlichen Dienst enorm“, sagt Björn Münstermann, Senior Partner bei McKinsey sowie einer der Autoren der Studie. Mutig und mit Augenmaß eingesetzt könne GenAI erheblich dazu beitragen, die Handlungsfähigkeit des Staates auch in Zukunft sicherzustellen sowie Verwaltungsleistungen effizienter und nutzerfreundlicher zu gestalten.

Auch beim DBB, dem Dachverband von Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes, ist man der Auffassung, dass KI einen sehr wichtigen Beitrag im öffentlichen Dienst leisten kann, vor allem zur Entlastung des Personals.

Dass sich durch KI im großen Umfang Stellen abbauen lassen, bezweifeln wir allerdings.

Waldemar Dombrowski, Zweiter Vorsitzender DBB

„Wenn dadurch zum Beispiel einfache Routineaufgaben für die Kolleginnen und Kollegen wegfallen, bleibt mehr Zeit für hochwertigere Tätigkeiten oder bessere Serviceleistungen für die Bürgerinnen und Bürger“, sagte Waldemar Dombrowski, Zweiter Vorsitzende des DBB, dem Tagesspiegel. Dadurch würden Genehmigungsfristen kürzer und die Betreuung besser. Außerdem könne die Arbeitsverdichtung sinken und Überstundenberge abgebaut werden.

Während die Technologie bisher nur vereinzelt eingesetzt wird, sieht McKinsey künftiges Potenzial vor allem in vier Bereichen.

1 Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern verbessern

Die Bearbeitung individueller Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern kostet Beschäftigte in den Behörden oder ausgelagerten Call-Centern viel Zeit. Durch den Einsatz von Chatbots, die auf generativer KI basieren, könnten Bürgeranfragen rund um die Uhr und personalisiert beantwortet werden. GenAI könnte zudem auf Bürgerseite beim Ausfüllen von Formularen helfen. Dadurch sei eine „massive Entlastung der Beschäftigten“ möglich.

2 Anträge schneller bearbeiten

Ebenfalls einen hohen Zeitaufwand nimmt bisher die manuelle Erfassung und Überprüfung von Anträgen ein. Mithilfe von GenAI lassen sich Texte, Tabellen, aber auch Bilder und Audiodateien automatisiert zusammenfassen. Eingereichte Dokumente ließen sich so in deutlich weniger Zeit verarbeiten. McKinsey verweist in seiner Studie etwa auf ein Anwendungsbeispiel in Großbritannien, bei dem Änderungsanträge für Rentner automatisiert verarbeitet und dadurch 230.000 Arbeitsstunden pro Jahr eingespart werden könnten.

3 Neue Inhalte kreativer erstellen

Mithilfe von GenAI-Tools wie ChatGPT oder Midjourney lassen sich mit wenigen Stichworten neue Texte, Bilder oder Audiodateien erzeugen. Auch der öffentliche Dienst könnte sich diese Möglichkeiten stärker zunutze machen. Etwa um Informationen zielgruppenspezifisch in Broschüren aufzubereiten oder im digitalen Raum vorlesen zu lassen. Auch Stellenausschreibungen, Interviewfragen oder Schulungsmaterial könne sich schneller erstellen lassen.

4 Entwicklung von Software beschleunigen

Zahlreiche Studien bescheinigen Deutschland noch erheblichen Nachholbedarf in der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Den Aufwand zur Programmierung neuer Anwendungen, aber auch die Optimierung bestehender, könnte GenAI McKinsey zufolge mehr als halbieren.

Beim DBB ist man allerdings skeptisch, ob sich dadurch perspektivisch tatsächlich in großem Umfang Stellen einsparen lassen. „Der akute Personalmangel von über 500.000 Stellen und die anstehenden Verrentungs- und Pensionierungswellen im öffentlichen Dienst sprechen eindeutig dagegen“, sagte Dombrowski dem Tagesspiegel. Hinzu kommt, dass die Berufe im öffentlichen Dienst sehr vielfältig seien und der KI-Einsatz nicht für alle Tätigkeiten Entlastungen verspreche.

Das hat auch McKinsey festgehalten. Am größten sei das Potenzial generativer KI in den Steuer- und Kommunalverwaltungen. Vor allem, weil die Fachkräftelücke hier schon heute erheblich ist und sich Tätigkeiten recht gut automatisieren lassen. Deutlich weniger Potenzial gebe es bei der Polizei, Schulen sowie Kitas.

Die größten Personalbedarfe bestehen allerdings gerade in letztgenannten Bereichen. Einer Erhebung des DBB vom Oktober 2023 zufolge fehlen bei Bundes- und Landespolizei 51.500 Vollzeitkräfte. In Kitas sind 98.000, in Schulen 100.000 und in der Alten- und Krankenpflege sogar 110.000. Zudem braucht es für die Einführung von KI-Systemen wiederum Personal und Kompetenzen, das nicht nur im öffentlichen, sondern auch privaten Sektor händeringend gesucht wird.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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