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Raum für neue Helden: Der Umbruch der Nationalmannschaft lässt sich gut an

Raum für neue Helden: Der Umbruch der Nationalmannschaft lässt sich gut an

© IMAGO/pepphoto/IMAGO/pepphoto / Horst Mauelshagen

Raum für neue Helden: Der Umbruch der Nationalmannschaft lässt sich gut an

Die Sorge, dass die Nationalmannschaft ohne ihre Stützen Neuer, Kroos, Gündogan und Müller ins Wanken gerät, hat sich fürs Erste als unbegründet erwiesen. Eine Zwischenbilanz.

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Die neue Zeit erlaubte sich erst einmal einen Scherz. Einen schlechten. Die neue Zeit sah nämlich ziemlich alt aus.

Gerade zwei Pässe war das erste Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach der Europameisterschaft alt, als der Ball auf Marc-André ter Stegen zurollte. Weit und breit befand sich kein ungarischer Gegenspieler, die Situation war also durch und durch harmlos. Bis Deutschlands Torhüter auf dem Düsseldorfer Rasen ausrutschte. Bei seiner ersten Aktion im ersten Spiel als feste Nummer eins.

Typisch, wird der eine oder die andere in diesem Moment womöglich gedacht haben. Denn das Verhältnis zwischen ter Stegen und der Nationalmannschaft ist nie ganz spannungsfrei gewesen. Wobei: Korrekterweise müsste es heißen, dass nur der Anfang dieser Beziehung arg kompliziert war.

In seinen ersten drei Länderspielen in den Jahren 2012 und 2013 hat ter Stegen zwölf Gegentore kassiert, einige davon selbstverschuldet. Seitdem wird der Torhüter hierzulande ein wenig skeptisch beäugt, obwohl er seit mehr als einem Jahrzehnt beim FC Barcelona unter Vertrag steht und seit dieser Saison sogar Kapitän des Teams ist.

Wir sind auf einem sehr guten Weg.

Bundestrainer Julian Nagelsmann

Die erste Aktion nach seiner Beförderung zum Nachfolger von Manuel Neuer im Spiel am Wochenende gegen Ungarn hat die alte Skepsis vermutlich noch einmal befeuert. Doch im weiteren Verlauf der Begegnung und auch im Duell mit den Niederlanden am Dienstagabend sollten sich die Befürchtungen, dass ter Stegen mit der Nationalelf weiterhin fremdelt, als unbegründet erweisen.

Deutschlands neue Nummer eins wurde gegen Ungarn und die Niederlande zwar nicht übermäßig oft geprüft, aber in den entscheidenden Momenten war auf ihn Verlass. Und auch im fußballerischen Part – eine der Stärken seines Vorgängers Neuer – erwies sich ter Stegen als ausreichend textsicher.

In den vergangenen Tagen war viel vom Umbruch in der Nationalmannschaft die Rede, von den gewaltigen Herausforderungen, die auf Bundestrainer Julian Nagelsmann zukommen würden, nachdem vier langjährige Stützen des Teams ihren Rücktritt erklärt hatten. Das Publikum schien dabei besorgter zu sein als der Bundestrainer selbst.

Jugendlichen Leichtsinn jedenfalls wird man dem 37 Jahre alten Nagelsmann erst einmal nicht vorwerfen können. Die ersten beiden Spiele nach der EM, das 5:0 gegen Ungarn und das 2:2 in Holland, stützen seine Zuversicht, dass der Strukturwandel sozialverträglich bewältigt werden kann. „Wir sind auf einem sehr guten Weg“, sagte er nach dem Spiel in Amsterdam.

Der Trennungsschmerz hält sich bisher in Grenzen. Im Tor präsentierte sich ter Stegen so, wie man es von einem Torhüter des FC Barcelona erwarten darf. Im defensiven Mittelfeld hat Pascal Groß den Part von Toni Kroos übernommen, dessen Verlust als der vermeintlich gravierendste erachtet worden war. Auch diese Sorge scheint leicht übertrieben gewesen zu sein.

Raum für neue Helden: Der Umbruch der Nationalmannschaft lässt sich gut an

Pascal Groß ist zwar schon 33 und war trotzdem eine der Entdeckungen der ersten beiden Länderspiele der neuen Saison.

© IMAGO/Nico Herbertz/IMAGO/Herbertz / Nico Herbertz

Der Neu-Dortmunder Groß war eine der Entdeckungen der jüngsten beiden Länderspiele. Seine Fähigkeiten sind lange unterschätzt worden, weil er seine Karriere größtenteils in der Premier League und damit außerhalb des Fokus‘ des deutschen Publikums verbracht hat. Tatsächlich könnten einige Leute überrascht gewesen sein, wie gut Groß eigentlich ist.

Wie Kroos verfügt er über eine beachtliche Ballsicherheit. Er macht kaum Fehler und trifft fast immer die richtige Entscheidung. Die Passquote von 91 Prozent gegen Ungarn hat er in Amsterdam mit 96 Prozent sogar noch übertroffen.

Havertz profitiert von neuer Rolle

Groß ist mit inzwischen 33 Jahren keine Dauerlösung mehr für die Rolle im defensiven Mittelfeld. Aber er verschafft dem erst 20 Jahre alten und überaus talentierten Aleksandar Pavlovic vom FC Bayern München die nötige Zeit, um sich an das höchste internationale Niveau heranzurobben.

Wenn beeindruckende Persönlichkeiten wie Manuel Neuer, Toni Kroos, Ilkay Gündogan oder Thomas Müller ihren Platz räumen, dann eröffnet das Spielern, die bisher im Schatten standen, die Möglichkeit, sich stärker zu entfalten. Das gilt nicht nur für Pascal Groß, sondern auch für Kai Havertz. Nachdem der 25-Jährige bei der EM noch als eine Art falsche Neun unterwegs gewesen war, hat er jetzt von Gündogan die Rolle als Zehner mit allen kreativen Freiheiten übernommen.

„Kai bringt generell alles mit, um auf jeder Position Weltklasseniveau zu erreichen“, hat Bundestrainer Nagelsmann dieser Tage über den Profi des FC Arsenal gesagt. Havertz habe das „Potenzial, das Bild der Nationalmannschaft mitzuprägen“.

Seine Rückversetzung von der Neun auf die Zehn erlaubt es Nagelsmann, im Angriff einen klassischen Mittelstürmer aufzubieten, wie es schon bei der EM viele von ihm gefordert haben. Gegen Ungarn war es Niclas Füllkrug, gegen Holland – wegen Füllkrugs verletzungsbedingter Abwesenheit – Deniz Undav. Der Stuttgarter erzielte in Amsterdam sein erstes Länderspieltor und steuerte zudem die Vorlage zum zwischenzeitlichen 2:1 durch Kapitän Joshua Kimmich bei.

Damit wäre auch für die Rolle von Thomas Müller eine neue Besetzung gefunden, der bei der EM vor allem als Joker eingeplant war – und als guter Geist für die Stimmung im Team. Auch Undav taugt sowohl für das ernste als auch das heitere Fach. „Die Spieler mag ich am liebsten: die einen Anspruch stellen und ihn auch untermauern, wenn sie gefragt sind“, hat Kapitän Kimmich nach dem Unentschieden in Amsterdam gesagt. „Das hat Deniz getan.“

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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