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Krise und Mehrarbeit bei der Feuerwehr: Berlins Retter melden Überstundenexplosion

Krise und Mehrarbeit bei der Feuerwehr: Berlins Retter melden Überstundenexplosion

© imago/Marius Schwarz

Krise und Mehrarbeit bei der Feuerwehr: Berlins Retter melden Überstundenexplosion

Die Krise bei der Berliner Feuerwehr, insbesondere beim Rettungsdienst, ist nicht vorbei. Ein Blick auf die Arbeitszeitkonten, offenbart das Problem.

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Es sind Zahlen, die das ganze Ausmaß der Krise bei der Berliner Feuerwehr belegen: Die Überstunden bei den Mitarbeitern explodieren.

Kein Wunder: Alle 26 Sekunden kommt ein Notruf, alle 61 Sekunden wird ein Einsatz ausgelöst, 1350 Rettungswagen-Alarme am Tag und zwei Brandmeldungen pro Stunde – eine halbe Million Einsätze allein im vergangenen Jahr. Wenn geholfen werden muss, Not herrscht, dann gibt es keinen Feierabend.

Die Entwicklung spiegelt sich deshalb auch bei den Überstunden wider. Beim Einsatzdienst hat sich die Zahl der Überstunden von 2019 bis 2023 fast verdoppelt. 2019 waren es noch knapp 65.000 Überstunden, inzwischen sind es knapp 112.000. Das geht aus einer Antwort der Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage des Linke-Innenpolitikers Niklas Schrader hervor.

Auch bei den sogenannten rückwärtigen Bereichen – Service, Werkstätten, Technikwartung – haben die Mitarbeiter mehr auf den Arbeitszeitkonten. 2019 waren es noch 39.000 Überstunden, im vergangenen Jahr schon 53.000. Insgesamt stieg die Zahl der Überstunden bei der Feuerwehr von 104.000 vor fünf Jahren und auf 165.000.

Rettungsdienst fehlen 1000 zusätzliche Mitarbeiter

In diesem Jahr kam die Fußball-Europameisterschaft hinzu: Urlaub gab es nur im Ausnahmefall, die Feuerwehr fuhr alles auf, was in den Dienst konnte. Die eigentlich immer vorgesehenen 140 statt der wegen Personalmangels üblichen 120 Rettungswagen waren auch im Einsatz. Der berüchtigte Ausnahmezustand beim Rettungsdienst blieb aus.

Manuel Barth, Sprecher der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG), mahnte ein Umdenken an. „Mit vielen zusätzlichen Kräften konnte die Feuerwehr und der Rettungsdienst in Berlin zeigen, was er kann, wenn er auskömmlicher ausgestattet ist“, sagte Barth. Das sei ein klares Signal an die Senatsinnenverwaltung, „sich der Ernsthaftigkeit einer aufrichtigen Bedarfsplanung bewusst zu werden“.

Tatsächlich dürfte ein Großteil der Überstundenexplosion auf das Konto des Rettungsdienstes gehen. Der hatte 90 Prozent aller Einsätze zu bewältigen. Der Rechnungshof hatte bereits 2022, im großen Krisenjahr des Rettungsdienstes, festgestellt, dass in diesem Bereich 1000 zusätzliche Mitarbeiter fehlen, damit der Staat seinen Aufgaben nachkommen kann. Die Feuerwehr sei nur „bedingt rechtzeitig einsatzbereit“. Es fehlten 66 zusätzliche Rettungswagen und 24 Noteinsatzfahrzeuge. Rechnerisch wären sogar 1600 weitere Mitarbeiter nötig.

Wegen der Belastung bei der EM sollen die dabei eingesetzten Polizisten und Feuerwehrleute zwei Tage Sonderurlaub bekommen. DFeuG-Landesvizechef Barth fragt sich, wie das angesichts der weiterhin angespannten Lage funktionieren soll. „Ich hätte mir ein nachhaltigeres Geschenk für die erbrachte großartige Leistung der Kolleginnen und Kollegen gewünscht“, sagte Barth.

Die zeitweilige Zerstreuung bei der EM habe „sicher gutgetan“, das dürfe aber nicht davon ablenken, „wie es um innere Sicherheit, um die Leistungsfähigkeit der Berliner Feuerwehr steht“, sagte Barth. „Aufgrund des Personal- und Materialmangels müssen teilweise Übungen unter Atemschutz untersagt werden, damit noch Masken, Atemluft und Technik verfügbar sind, wenn es wirklich brennt.“

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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