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Endzeitdrama „The End We Start From“ im Kino : Der Weltuntergang muss warten 

Endzeitdrama „The End We Start From“ im Kino : Der Weltuntergang muss warten 

© Universal

Endzeitdrama „The End We Start From“ im Kino : Der Weltuntergang muss warten 

England versinkt unter Wassermassen, während ein neues Leben beginnt. Mahalia Belos „The End We Start From“ erzählt vom Mutterwerden inmitten der Apokalypse.

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Die Mutter und ihr Baby sind allein zu Hause. Sie werkelt in der Küche, die Kamera beobachtet sie aus dem nächtlichen Garten. Ein Schatten huscht vorbei, es raschelt, dann ein Hämmern an der Tür – man ahnt schon, was jetzt kommen muss. Doch in „The End We Start From“ kommt es ganz anders.  

Einen Moment später sitzen ein Fremder (Jake Davies) und sein Sohn (Roddy McDermott) am Esstisch und schlingen Suppe in sich hinein. Was mit ihrem Haus sei, will die Frau (Jodie Comer) wissen. Wohin sie wollten? Der Mann schüttelt nur den Kopf. Dann verschwinden er und sein Sohn wieder hinaus in den Regen. Was nach einer knappen halben Stunde wie eine Szene aus dem Handbuch für Home-Invasion-Horror anmutet, entpuppt sich als kleines Drama inmitten des großen Dramas, das die britische Regisseurin Mahalia Belo erzählt. 

Der Klimawandel liegt in naher Zukunft

Zu Beginn von „The End We Start From“ regnet es unablässig. Halb England haben die Fluten bereits verschluckt. Belo und Cutter Arttu Salmi montieren die Geburt des Babys parallel mit dem Eindringen der Wassermassen in das Londoner Haus der Familie. Das apokalyptische Setting wird zur Metapher für das Elternwerden. Im Krankenhaus befinden sich das Paar und ihr Neugeborenes im Auge des Sturms. Um sie herum strudelt das Chaos, während sie über einen Namen für das Baby nachdenken. 

Sie nennen es Zeb, die übrigen Figuren tragen lediglich Initialen. Der Vater heißt R (Joel Fry), die Mutter bleibt gänzlich namenlos. Ein Archetyp. Belo wählt einen engen Fokus, um vom drohenden Weltuntergang zu erzählen. Sie bleibt nah an den Betroffenen und damit auch nah an der Realität. Die Katastrophe fühlt sich vertraut an – als wäre der Klimawandel ein nur kleines Stück weiter in die Zukunft gedacht. 

Die Regisseurin macht dabei vieles anders als in handelsüblichen Katastrophenfilmen. Sie folgt schlicht einer junge Familie auf ihrer Suche nach einem sicheren Platz zum Überleben. Den erhoffen sie sich im Haus der Eltern von R, die in einem Gehöft im höhergelegenen Teil des Landes wohnen. Es ist auch der Schauplatz des eingangs beschriebenen Horror-Szenarios. Alles könnte so schön sein, doch die Vorräte gehen zur Neige. Als sich R und seine Eltern (Nina Sosanya und Mark Strong) auf Nahrungssuche begeben, geschieht etwas Schreckliches. Ausgangspunkt einer Odyssee, bei der sich Belo zunehmend auf die Frau und ihr Baby konzentriert. 

Ein Roadtrip durch ein verheertes Land beginnt – das kennt man sonst eher aus der Science Fiction. Doch Belo erzählt „The End We Start From“ konsequent als Familiendrama mit soziologischem Subtext. Dieses England am Abgrund in all seiner kargen, farbarmen Anmut bevölkern keine Zombies, Kannibalen oder Mutanten. Nur Menschen, die unterschiedlich gut mit der Krise umzugehen vermögen. Wobei vor allem die Frauenfiguren im Moment der Katastrophe Stärke beweisen. 

Empathischer Blick statt Lust am Abgründigen

Jodie Comer, bekannt geworden als Auftragskillerin Villanelle in der BBC-Serie „Killing Eve“, spielt die Mutter mit einer Mischung aus Fragilität und Intensität. Sie legt jede Schutzschicht ab und liefert sich der Kamera von Suzie Lavelle vollkommen aus. Man sieht jede Regung in ihrem Gesicht: Verzweiflung, Entkräftung, aber auch die Entschlossenheit, inmitten des Irrsinns ein selbstbestimmtes Leben zu erzwingen. 

Das Kind wiederum ist nicht nur ein Gimmick. Drehbuchautorin Alice Birch, die Megan Hunters gleichnamigen Roman von 2017 adaptiert hat, thematisiert die alltäglichen Schwierigkeiten mit einem Neugeborenen: Schmerzen beim Stillen, durchwachte Nächte, viel Geschrei. 

Die apokalyptischen Rahmenbedingungen und die familiären Kämpfe gehen eine Wechselwirkung ein, wie man sie selten im Kino sieht. Einerseits muss der Weltuntergang schon mal warten, wenn der Nachwuchs gefüttert werden will. Andererseits entfaltet so eine nächtliche Schrei-Orgie inmitten einer vollbelegten Notunterkunft eine zusätzliche Dimension des Terrors. Die Anwesenheit des Babys macht die Elternfiguren besonders verwundbar – und lässt einen im Kinosessel erst recht mitleiden. 

So bezieht der Film seine Spannung nicht aus der im Endzeit-Genre gern kultivierten Lust am Ausleuchten menschlicher Abgründe, sondern aus dem emphatischen Blick von Mahalia Belo. „The End We Start From“ ist ihr erster Kinofilm. Kein schlechter Ausgangspunkt für den Start in eine Leinwandkarriere.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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