© Felix Löchner
Frauen und Männer auf Augenhöhe: So innovativ ist die Berliner Klassik-Szene
Bei fast allen Sinfonieorchestern und Opernhäusern der Hauptstadt arbeiten inzwischen sowohl Chefinnen als auch Chefs in der oberen Leitungsebene zusammen. Bravo!
Eine Kolumne von
Bei der Vorstellung von Tobias Rempe als künftigem Intendanten des Berliner Konzerthauses ist es mir jüngst aufgefallen: In fast allen Orchestern und Opernhäusern der Hauptstadt arbeiten inzwischen Frauen und Männer in der Leitungsebene zusammen. Ausgerechnet in der klassischen Musik, die als altmodisch und vergangenheitsverliebt gilt, wird in einer Weise Gleichberechtigung vorgelebt, wie es das in Berliner Museen und Sprechtheatern noch nicht gibt.
Ein befreundeter Kulturmanager wollte meine Euphorie sofort wieder ausbremsen. Man müsse genau hinschauen, wie das in den Institutionen hierarchisch organisiert sei, wer wo das letzte Wort habe, warnte er. Aber das ist der Blick dessen, der enervierende Erfahrungen mit internen Machtspielchen gemacht hat. Von außen betrachtet bleibt der positive Eindruck, dass sich Frauen und Männer in der Berliner Klassikszene inzwischen auf Augenhöhe begegnen.
Gemeinsam nach vorne blicken
Am Gendarmenmarkt wird Tobias Rempe künftig mit der Konzerthaus-Chefdirigentin Joana Mallwitz zusammenarbeiten, an der Staatsoper treten Elisabeth Sobotka und Christian Thielemann im Spätsommer gleichzeitig ihre Ämter an, als Intendantin und Generalmusikdirektor.
An der Komischen Oper harmoniert die Doppelsitze aus Susanne Moser und Philip Bröking bereits, bei den Philharmonikern sind Intendantin Andrea Zietzschmann und Chefdirigent Kirill Petrenko mit dem basisdemokratisch organisierten Orchester in ständigem Austausch. Vladimir Jurowski, der musikalische Leiter des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin hat gerade eine Orchesterdirektorin verabschiedet und heißt mit Carola Reul eine Nachfolgerin willkommen.
Beim Rundfunkchor bilden Managerin Rachel Sophie Dries und Chefdirigent Gijs Leenaars ein Team, beim Deutschen Symphonie-Orchester kuratiert Orchesterdirektor Thomas Schmidt-Ott – nach der Ankündigung von Robin Ticciati, im November die Chefdirigenten-Verantwortung abzugeben – das mutige „Kein Konzert ohne Komponistin“-Programm zusammen mit Marlene Brüggen, der Leiterin der künstlerischen Planung.
Allein die Deutsche Oper ist noch eine Männerdomäne, fünf Herren besetzen dort die wichtigsten Führungsposten. Aber ein Wechsel steht an, zum designierten Intendanten wurde bereits Aviel Cahn gekürt. Mal sehen, ob er sich zur Partnerschaft mit einer spannenden Generalmusikdirektorin entschließt.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de