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Kaputte und alte Züge, eine überlastete Werkstatt: Lage bei der Berliner U-Bahn ist angespannt – BVG kündigt Einschränkungen an

Kaputte und alte Züge, eine überlastete Werkstatt: Lage bei der Berliner U-Bahn ist angespannt – BVG kündigt Einschränkungen an

© dpa/Fabian Sommer

Update Kaputte und alte Züge, eine überlastete Werkstatt: Lage bei der Berliner U-Bahn ist angespannt – BVG kündigt Einschränkungen an

Fahrgäste der Berliner U-Bahn erleben derzeit immer wieder Ausfälle und Verzögerungen. Auf nahezu allen Linien ist die Situation laut BVG angespannt. Das hat verschiedene Gründe.

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Am Montag früh zog die BVG diese Zwischenbilanz zur Fußball-EM: „Sportliche Leistung in herausfordernden Zeiten“. Mit der Herausforderung meinten die Verkehrsbetriebe aber nicht die zehntausende Fans auf dem Weg zum Stadion, sondern kaputte, zu wenige und veraltete U-Bahn-Wagen. Seit Tagen fallen weit mehr Fahrten aus als sonst schon. Ungewöhnlich offen bestätigte die BVG einen Bericht des Neuen Deutschland zur desaströsen Lage.

Auf den Großprofillinien U6 bis U9 ist die Lage derzeit am schlimmsten. Seit Tagen werden Fahrgäste auf den Monitoren über ausfallende Züge informiert („Leider können wir derzeit nicht alle Fahrten anbieten“). Grund sind neue Probleme mit den Rädern, diese verschleißen schneller als sie in der Werkstatt getauscht werden können. Die Ursache für den Verschleiß steht noch nicht fest.

Wir haben bei den Fahrzeugen eine herausfordernde Situation.

Rolf Erfurt, Betriebsvorstand BVG

Im Kleinprofil (U1 bis U4) ist es vor allem das hohe Alter der Fahrzeuge, das Probleme bereiten, manche der Züge sind 60 Jahre alt. „Wir haben bei den Fahrzeugen eine herausfordernde Situation“, sagte Betriebsvorstand Rolf Erfurt am Montag.

Mit der EM hat das alles nichts zu tun. Zwar bietet die BVG an Spieltagen zusätzliche Fahrten an, dafür entfallen auf anderen Linien Fahrten, wie zum Beispiel der U4. Am Montag kündigte die BVG weitere Einschnitte an: „Im Kleinprofil (U1 bis U4) sind dafür gezielte Anpassungen an den Zuglängen sowie punktuell am Fahrplan in Prüfung.“ Dies soll den Betrieb stabilisieren und die Fahrt für die Fahrgäste planbarer machen. Derzeit sind die wegen der EM ausfallenden Züge nicht in der App hinterlegt. „Die Abstimmungen mit dem Land als Aufgabenträger laufen. Die BVG wird selbstverständlich rechtzeitig mit allen Details informieren, bevor es zu Änderungen kommt“, verspricht das Unternehmen.

Wie die „punktuellen Anpassungen“ aussehen, darauf ist der Fahrgast gespannt. Schon jetzt ist die U4 abends manchmal nur noch alle 20 Minuten unterwegs statt alle 10. Auch auf der U3 fallen seit Wochen Fahrten aus. Vor vielen Jahren hatte die BVG mal damit gedroht, die U4 ganz einzustellen, um Druck auf die Politik zu machen.

Diese geplanten Einschränkungen sollen gelten, bis genügend Züge der neuen Baureihe JK ausgeliefert sind, also etwa Mitte 2025. Der erste Zug war im Januar ausgeliefert worden, im Einsatz ist er noch nicht. Zunächst müssen zahlreiche Testfahrten absolviert werden. Das Problem Wagenmangel begleitet die BVG jetzt seit vielen Jahren. Als 2018 eine ganze Baureihe wegen irreparabler Mängel auf den Schrottplatz geschoben werden musste, sprach die damalige Aufsichtsratschefin Ramona Pop (Grüne) Klartext: „Wir merken, dass 20 Jahre nichts investiert wurde in neue Züge.“ Dies wiederholte Erfurt am Montag; „Wir hätten uns gefreut, wenn wir die neuen Züge deutlich früher hätten bestellen können.“

Neue Züge kündigte die damalige BVG-Chefin Sigrid Nikutta im Dezember 2018 für 2020 an. Jetzt, vier Jahre später, werden die neuen Züge für 2025 angekündigt. Diese aber nur für das Kleinprofil mit den schmaleren Fahrzeugen (U1 bis U4). Die ersten breiteren Wagen für das Großprofil (U5 bis U9) kommen noch später. Wann genau, ist unklar. Wegen rechtlicher Auseinandersetzungen hatte sich die Bestellung verzögert, der unterlegene Konzern Alstom hatte gegen die Ausschreibung geklagt.

236 Wagen für das Großprofil und 140 Wagen für das Kleinprofil bestellt

BVG-Vorstand Erfurt verspricht eine „grundlegende Entlastung“, wenn die neuen Züge da sind. Es ist der Anfang der größten Bestellung, die die BVG jemals erteilt hat. Fest bestellt sind zunächst nur 236 Wagen für das Großprofil und 140 Wagen für das Kleinprofil. Diese sollen bis 2026 fertig sein, hieß es im Januar. Ob das noch zu halten ist, ist unklar. Vermutlich beten sie gerade bei der BVG, dass bei den Testfahrten keine Fehler entdeckt werden, die die Auslieferung weiter verzögern.

Und dann ist da noch die Berliner Haushaltslage. Die BVG hofft, dass 1018 Wagen für zwei Milliarden Euro kommen: 756 für das Großprofil (Linien 5 bis 9) und 262 für das Kleinprofil (Linien 1 bis 4); das sieht der Verkehrsvertrag vor. Wenn Berlin genügend Geld hat, könnten bis zum Jahr 2035 gut 1500 Wagen geliefert werden. Dies sieht der Rahmenvertrag mit Stadler vor, es geht dann um drei Milliarden Euro. 

„Die Mitarbeitenden arbeiten mit Hochdruck daran, die Züge wieder in den Einsatz zu bringen“, teilte die BVG am Montag weiter mit. Doch es fehlen Werkstattkapazitäten, weil die Linie U5 mit ihrer Werkstatt in Friedrichsfelde derzeit vom restlichen Großprofilnetz getrennt ist. Der Verbindungstunnel unter der Spree ist gesperrt wegen Baufälligkeit, der Ersatz wird frühestens in den 30er Jahren fertig sein. Die verbleibende Werkstatt für die vielen Züge der U6 bis U9 ist völlig überlastet.

Dass die Auslastung auf einzelnen Linien aufgrund der Fußball-Europameisterschaft an Spieltagen noch einmal deutlich größer ist, macht es für die BVG und ihre Fahrgäste nicht leichter. Dennoch äußerte sich Erfurt mit dem EM-Verlauf für die BVG zufrieden. „Alles, was fahren und rollen kann, das fährt und rollt“, sagte er. „Wir mussten für die EM-Zeit rund 100 neue Fahr- und Dienstpläne erstellen.“ Die angekündigte Taktverdichtung auf den besonders nachgefragten U-Bahn-Linien funktioniere. Das gehe aber zum Teil auf Kosten von anderen Linien, betonte der BVG-Manager.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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