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„Accepting the job“: Künstler Constant Dullaart im Wettstreit mit der KI

„Accepting the job“: Künstler Constant Dullaart im Wettstreit mit der KI

© Constant Dullaart

„Accepting the job“: Künstler Constant Dullaart im Wettstreit mit der KI

Die Grenzbereiche zwischen digitaler und realer Welt sind schwer zu durchdringen. Der niederländische Künstler Constant Dullaart hat da ein paar Ideen.

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Angst ist schon mal nicht der richtige Ansatz, wenn es um den Alltag mit künstlicher Intelligenz geht. Dass die KI schneller mit Daten umgehen kann wie das menschliche Gehirn, sollten wir nicht allzu persönlich nehmen. Die Frage ist ja eher: Wer benutzt wen? Der Mensch die Maschine oder die Maschine den Menschen?

In der Weise, wie Menschen sich in digitalen Zeiten als Auslaufmodell empfinden können, werden auch technische Systeme obsolet. Ein Standard wird in Windeseile durch den nächsten ersetzt. Heutige KI-Bildgebungsmodelle schaffen es zum Beispiel nicht, Hände vernünftig darzustellen.

Bevor auch dieser Fehler behoben sein wird (die KI entwickelt sich nun mal sehr schneller weiter als der Mensch), hat der niederländische Künstler Constant Dullaart rasch die Beweise gesichert. Seine Skulptur „Accepting the job“ ist ein Monument des Versagens, das auch seiner noch bis Ende Mai laufenden Ausstellung in der Moabiter Galerie Office Impart ihren Titel gibt.

Auslaufmodelle unter sich

Aus zwei weißen, sich gegenüberstehenden Ständern ragen Hände, die sich gegenseitig umgreifen. Ein Handshake, der die künftige Zusammenarbeit zwischen Mensch und Technologie besiegelt. Die Software muss lernen und der Mensch wird sie weiter trainieren, wird noch viel mehr Daten von Händen liefern. Diese hier sehen täuschend echt aus, hautfarben, mit feinen Äderchen und Härchen. Perfekte Silikonmodelle. Bei genauem Hinsehen allerdings wird’s gruselig: Die beiden Daumen wachsen ineinander und auch die Anzahl der Finger stimmt nicht.

„Accepting the job“: Künstler Constant Dullaart im Wettstreit mit der KI

Constant Dullaarts „HI MAC yellow“ zeigt eines der Bilder, das 1984 zeigen sollte, was das Bildbearbeitungsprogramm „Paint“ kann.

© Marjorie Brunet Plaza

In seiner Arbeit „HI MAC yellow“ erinnert Constant Dullaart an eine längst vergangene Sternstunde der Computertechnologie. Er zeigt das Bild, das der Grafikspezialist Bill Atkinson bei der ersten Präsentation des Apple Macintosh 1984 mit „Paint“ produziert hat – den Schriftzug „HI MAC“.

Dullart hat dieses frühe Zeugnis digitalen Bilderbearbeitung – eine gelbe, medi- und ziniartige Schlange auf gelbem Grund – ausgedruckt und gerahmt. Bei der Präsentation 1984 haben die Zuschauer vor Begeisterung gejubelt und konnten sich vermutlich nicht vorstellen, dass der Computer in einigen Jahren die Bilder komplett selber herstellt.

Dullaart, Jahrgang 1979, hat als Mitglied der Generation X viele wichtige digitale Neuerungen selbst miterlebt. Zum Beispiel die Einführung von Instagram und die Möglichkeit, Follower zu kaufen. 2014 kaufte er im Rahmen einer künstlerischen Intervention 2,5 Millionen Follower auf eBay und verteilte sie ungefragt auf Kunstwelt-Protagonisten. Zunächst wussten die Betroffenen nicht, wer dahintersteckt. Dullaart bekannte sich erst später zu diesem Prank, der manche der Beschenkten verärgerte, die die Bots bis heute nicht wieder losgeworden sind.

Die Stimme von Captain Picard

Sind Follower, Likes und Shares virtuell oder real? Zumindest haben sie greifbare Auswirkungen auf die Realität. Dullarts Kunst weist darauf hin, dass Materialität im digitalen Zeitalter neu gedacht werden muss. An der Nürnberger Akademie der Künste ist er Professor für „Vernetzte Materialität“. Sicher spricht er mit seinen Studenten häufig darüber, wie wir jetzt und in Zukunft die Welt wahrnehmen – und abbilden.

Vieles materialisiert sich auf Screens, sie sind Fenster zu vielerlei Welten. Für seine Ausstellung hat der Professor eigene Screens gebaut, kleine, blockartige Hochformate, 30 Zentimeter hoch, weder Tablet noch Handy, jenseits jeden Standards. Sie blenden an der Wand verschiedene Oberflächen ein, die die KI-Software Stable Diffusion auf Basis eines Text-zu-Video-Programms zusammengebastelt hat: Schlangenhaut, Backsteinwand, Marmor.

Wie ungestüm es werden kann, wenn die KI mit sich selbst spricht, zeigt die Installation „Captains Log (humanized)„. Ein Schlagzeug mit Kabelgewirr am Boden trommelt ohrenbetäubend laut vor sich hin, dazwischen müht sich eine Stimme. Es ist die computergenerierte Stimme von Captain Picard, die ein frühes Manifest von Constant Dullaart zur Videoüberwachung in Gibberish vorliest – einem Kauderwelsch, das kein Mensch versteht. Das Kauderwelsch wird in Englisch rückübersetzt und an die Wand projiziert. Die KI tanzt hier ihren eigenen Tanz in den verschiedenen Sprachen, die sie spricht. Immerhin braucht es noch einen Menschen, der das alles in Gang setzt.

Die Open Source KI-Systeme entwickeln sich rasant. Statt Angst setzt Dullaart auf Spieltrieb und Humor. Jemand muss diese Systeme ein bisschen foppen. Es könnte helfen, um als Mensch nicht ganz so schnell ausrangiert zu werden.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

1 Kommentar
  1. Franziska_1985 sagt

    Wer entscheidet darüber, was als Versagen in der interaktion zwischen Mensch und Technologie betrachtet wird?

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