2024 bisher mehr als 370 Taten: Bundespolizei registriert wieder hunderte Delikte mit Messern an Bahnhöfen

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2024 bisher mehr als 370 Taten: Bundespolizei registriert wieder hunderte Delikte mit Messern an Bahnhöfen

Angesichts zunehmender Gewalt mit Messern will Innenministerin Faeser strengere Auflagen. Nun gibt es neue Zahlen zu Vorfällen an Bahnhöfen und in Zügen.

Die Zahl der Angriffe mit Messern in Deutschland nimmt zu, auch Bahnhöfe der Deutschen Bahn (DB) sind Gefahrenschwerpunkte. Nun liegen neue Zahlen der Bundespolizei vor. Nach Angaben der Behörde wurden im ersten Halbjahr 373 Delikte mit Messern gezählt. Im gesamten Jahr 2023 gab 639 solcher Taten, wie aus einer Bilanz der Bundespolizei hervorgeht, die dem Tagesspiegel vorliegt. Zunächst hatte die „Bild am Sonntag“ („BamS“) berichtet.

„Die Auswertungen zu dem Tatmittel ,Messer’ beinhalten, dass ein Messer mitgeführt oder eingesetzt wurde“, so die Bundespolizei. Nachträgliche Änderungen der Zahlen seien noch möglich.

Hinzu kommen den Angaben zufolge im ersten Halbjahr noch sieben Delikte mit Messern an sogenannten Haltepunkten, also kleineren Stopps, die in der Statistik nicht als Bahnhöfe geführt werden. 2023 gab es dort elf Taten.

Deutlich häufiger kam es auch zu Vorfällen in Zügen, wo die Bundespolizei zwischen Januar und Juni 84 Messer-Delikte zählte, nach 196 Vorfällen im gesamten Vorjahr. 

Deutsche Bahnhöfe werden zunehmend zu Hotspots für Waffengewalt.

Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär

Für die Sicherheit an Bahnhöfen der DB und der S-Bahnen sind die Bahn und die Bundespolizei zuständig. In U-Bahnen und Bussen sind es hingegen die Betreiber und die jeweilige Länderpolizei.

Im ersten Halbjahr 2024 waren dies nach Angaben der Bundespolizei die zehn Hotspot-Bahnhöfe der insgesamt 373 Taten, die übrigen Delikte verteilten sich über das gesamte Land:

  • Hamburg 21
  • Hannover 19
  • Köln 15
  • Frankfurt am Main 15
  • Bremen 11
  • Nürnberg 10
  • Halle an der Saale 10
  • Dortmund 7
  • Düsseldorf 7
  • Essen 7

Berlin war nach Angaben der Bundespolizei weder 2023 noch bis Ende Juni 2024 unter den zehn Bahnhöfen mit den meisten Attacken. Für 2024 taucht als einzige Großstadt im Osten Halle an der Saale in der Bilanz auf. Im Jahr 2023 war es Leipzig mit 13 Delikten.

Im vergangenen Sommer hatte die Innenministerkonferenz Faeser aufgefordert, eine bundeseinheitliche Regelung zu Waffenverboten in Zügen und an Bahnhöfen zu prüfen und „gegebenenfalls auf eine entsprechende Änderung der Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn, insbesondere in Bezug auf Messer, hinzuwirken“, so die Nachrichtenagentur dpa.

In den Beförderungsbedingungen der DB heißt es allerdings schon heute: „Von der Mitnahme als Handgepäck oder Traglast sind Gegenstände und Stoffe ausgeschlossen, die geeignet sind, Mitreisende zu stören oder zu verletzen oder den Wagen zu beschädigen.“

Angesichts der steigenden Zahlen von Messerattacken insgesamt hatte Faeser bereits angekündigt, das Waffenrecht verschärfen zu wollen und weitere bestimmte Messer verbieten. In der Öffentlichkeit sollen Messer demnach nur noch bis zu einer Klingenlänge von sechs Zentimetern statt bisher zwölf Zentimetern mitgeführt werden dürfen. Für gefährliche Springmesser soll es ein generelles Umgangsverbot geben. Polizeigewerkschaften forderten ein allgemeines Messerverbot in der Öffentlichkeit.

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann forderte an Bahnhöfen Verbotszonen für Waffen und anlasslose Gepäck- und Taschenkontrollen durch die Bundespolizei. „Deutsche Bahnhöfe werden zunehmend zu Hotspots für Waffengewalt“, sagte Linnemann der „BamS“. „Doch anstatt umgehend die Grundlage dafür zu schaffen, dass der öffentliche Raum wieder sicher wird, tourt Frau Faeser medienwirksam mit einer Sicherheitstour durchs Land.“

„Wir brauchen jetzt keine Symbolpolitik, sondern eine hart durchgreifende Innenministerin“, sagte Linnemann weiter. „Dort, wo Experten Hotspots für Waffengewalt ausgemacht haben, müssen klare Regeln und Verbotszonen her.“

Unterstützung gibt es dazu vom Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Andreas Roßkopf: „Messerverbote prinzipiell an Bahnhöfen umzusetzen, ist eine sinnvolle Maßnahme“, sagte er der Zeitung.

„Tatsächlich müssten hier aber auch gesetzliche Änderungen vollzogen werden, sodass die Bundespolizei dies auch überwachen kann. Momentan sind keine anlasslosen Kontrollen möglich.“ (lem)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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