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TikTok-Tipp bereit: Neues Abenteuer in Cannes! 🎥

Modisch ist das diesjährige Filmfestival in Cannes eine Enttäuschung, findet unser Kolumnist.

Cannes Tagebuch (6) : Mit Empfehlung von TikTok

Neue türkische Männer. Emre (Selahattin Pasali, li.) und Murat (Ekin Koç).Foto: Cannes

Anständigkeit ist ein hohes Gut in der Außendarstellung eines Filmfestivals. Großzügige Gesten können schon mal von Nachlässigkeiten in anderen Bereichen ablenken. Soziales Verantwortungsbewusstsein soll nicht nur im Kino versprochen werden, sondern sich in allen Facetten des Festivalbetriebs widerspiegeln. Und dieses Jahr ist eine einschneidende Maßnahme der Organisatoren tatsächlich in jeder Warteschlange zu beobachten: Cannes hat erstmals keine Tasche für Festivalbesucher produziert.

Keine Festivaltaschen in diesem Jahr

In ökologischer Hinsicht ist die Entscheidung begrüßenswert (auch die Pressefächer, die nach nur zwei Tagen regelmäßig mit Papier überquollen, sind inzwischen abgeschafft) – modisch aber eine herbe Enttäuschung. In Cannes war man auch taschendesigntechnisch der Konkurrenz zuletzt weit voraus: chic, praktisch und somit das perfekte Festivalsouvenir. Als Folge bieten in diesem Jahr die „Festival Looks“ der Saison – passend zur Filmauswahl – mehr Vielfalt als früher.

Viele Gäste tragen auch einfach die „It Bags“ des Vorjahres auf; so geht Nachhaltigkeit. Der Festival-Corporate-Identity ist das allerdings abträglich.

Apropos Außendarstellung: Für Unmut sorgte am Wochenende der offizielle Festivalsponsor TikTok mit seinem Kurzfilmwettbewerb. Die Nachricht von der Partnerschaft mit der chinesischen Bewegtbild-App wurde in der Kinobranche schon stirnrunzelnd aufgenommen.

TikTok macht Vorschläge ans Preis-Komitee

Dann aber gab der kambodschanische Filmemacher Rithy Panh seinen Posten als Jury-Präsident ab, nachdem TikTok dem Preis-Komitee zu viele „Vorschläge“ unterbreitet haben soll. Überraschen muss das beim Staatskonzern eines Unrechtsregimes eigentlich nicht. In einem Jahr, in dem alle Welt der Ukraine die Solidarität ausspricht, irritiert diese Kurzsichtigkeit aber besonders.

Wenn es um die eigene Glaubwürdigkeit geht, ist Filmfestivals ohnehin angeraten, sich auf ihre Kernkompetenz zu konzentrieren. Das türkische Kino hat sich an der Croisette zuletzt rar gemacht, man bekommt aus dem Reich Erdogans fast nur noch die schlechten Nachrichten aus dem Kulturleben mit.

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Mit einer solchen eröffnet der Regisseur Emin Alper am Montag auch die Vorführung seines Films „Burning Days“ (in der Reihe Un Certain Regard). Seine Produzentin Çigdem Mater kann dieses Jahr nicht nach Cannes kommen (und sehr lange nicht, wie zu befürchten steht), da sie Ende April zusammen mit Osman Kavala und sechs weiteren Angeklagten zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Es ist noch einmal eine schmerzhafte Erinnerung daran, dass die Ukraine derzeit nicht der einzige politische Konfliktherd in Europa ist.

Der türkische Film „Burning Days“

„Burning Days“ knüpft atmosphärisch nahtlos an Alpers zweiten Film „Abluka“ an. Der junge – und unverschämt gut aussehende – Staatsanwalt Emre (Selahattin Pasali) tritt seinen neuen Job in einer Kleinstadt an, die unter Wasserknappheit leidet. Das „Chinatown“-Motiv deutet bereits an, dass Alper vom Film Noir inspiriert ist; und von der Korruption eines Staatskapitalismus, dessen Einfluss bis in die Provinzen reicht. Aber dann stellt sich Emre der Journalist – und örtliche Oppositionsführer – Murat (Ekin Koç) vor, der am Badesee herausfordernd auf den nackten Hintern des Anwalts starrt.

Alpers Cannes-Debüt hätte einen Platz im Wettbewerb verdient gehabt. Zwar ist die politische Intrige, in die Emre verstrickt wird, eher unterkomplex. Aber sein Porträt einer Gesellschaft, in der niemand niemandem vertraut, in der Wahlen von Dorfpopulisten mit einfachen Versprechen gekauft werden und die Homophobie offen liegt, ist genremäßig bravourös inszeniert.

Vor allem aber lebt der Film von seinem Hauptdarsteller Selahattin Pasali, dessen makellose Weichheit jederzeit in eine fein modellierte Härte umschlagen kann. Von solchen Männern kann die Türkei gerade mehr gebrauchen.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

6 Kommentare
  1. Sara1987 sagt

    It’s disappointing that Cannes decided not to produce festival bags this year. While it’s commendable from an ecological perspective, it’s a letdown in terms of fashion. The festival used to be ahead of the game in terms of bag design, offering chic and practical options as souvenirs. This decision has definitely impacted the festival’s corporate identity. As for TikTok’s sponsorship causing discontent, it seems like a misstep in maintaining the festival’s overall image.

  2. Lena92 sagt

    Modisch ist das diesjährige Filmfestival in Cannes eine Enttäuschung. Es ist wichtig, dass soziale Verantwortung nicht nur im Kino versprochen, sondern in allen Facetten des Festivalbetriebs eingehalten wird. Die Entscheidung, keine Festivaltaschen zu produzieren, mag ökologisch begrüßenswert sein, aber modisch ist es eine herbe Enttäuschung. Die Festival-Corporate-Identity leidet darunter, und auch der TikTok-Kurzfilmwettbewerb hat für Unmut gesorgt. Einige Aspekte des Festivals müssen eben noch verbessert werden.

  3. Marlene89 sagt

    Modische Entscheidungen auf Filmfestivals können die gesamte Stimmung beeinflussen. Ich stimme mit dem Kolumnisten überein, dass das Fehlen von Festival-Taschen in Cannes zwar ökologisch lobenswert, aber modisch enttäuschend ist. Es ist wichtig, dass soziale Verantwortung nicht nur im Kino, sondern auch in der gesamten Festivalorganisation wahrgenommen wird.

  4. Anna Müller sagt

    Das diesjährige Filmfestival in Cannes wirkt modisch in der Tat enttäuschend. Es ist lobenswert, dass keine Festivaltaschen produziert wurden, jedoch sehe ich auch die herbe Enttäuschung in puncto Mode. Soziale Verantwortung sollte sich nicht nur im Kino zeigen, sondern auch im gesamten Festivalbetrieb reflektieren. Eine interessante Entwicklung, auch im Hinblick auf die „It Bags“ des Vorjahres. TikTok scheint mit seinem Kurzfilmwettbewerb jedoch für einige Unruhe gesorgt zu haben.

  5. Lena Müller sagt

    Ist es wirklich eine gute Entscheidung, keine Festivaltaschen mehr anzubieten? Was denken die Festivalbesucher darüber?

    1. Julia Schneider sagt

      Das Thema der Festivaltaschen ist tatsächlich zweischneidig. Einerseits ist die ökologische Entscheidung lobenswert, andererseits beeinflusst es jedoch das modische Erlebnis der Festivalbesucher. Die Reaktionen scheinen gemischt zu sein; einige empfinden es als Einschnitt in das Gesamterlebnis, während andere es als positiven Beitrag zur Umwelt sehen. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich dieses neue Konzept langfristig auf die Festivalkultur auswirken wird.

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