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Das große Zittern im Abstiegskampf: Der 1. FC Union Berlin klammert sich an einen dünnen Strohhalm

Das große Zittern im Abstiegskampf: Der 1. FC Union Berlin klammert sich an einen dünnen Strohhalm

© imago/Matthias Koch

Das große Zittern im Abstiegskampf: Der 1. FC Union Berlin klammert sich an einen dünnen Strohhalm

Präsident Zingler setzt auf die Köpenicker Wagenburg, Trainer Bjelica macht die Reaktion beim 3:4 gegen Bochum Mut. Doch ob Union die mentale Stärke für den Klassenerhalt hat, ist fraglich.

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Dirk Zingler griff vor dem Spiel gegen den VfL Bochum auf einen Klassiker des 1. FC Union zurück: die viel zitierte Wagenburg. Berichte über das Ende der Zusammenarbeit mit Trainer Nenad Bjelica am Saisonende? Abstiegssorgen? Unruhe rund um den Verein? „Uns berührt es nicht, was außerhalb des Klubs geschrieben wird“, sagte der Präsident vor der Dazn-Kamera und war sichtlich bemüht, Gelassenheit auszustrahlen.

Zingler garnierte seine Aussagen mit ein bisschen Medienkritik, sprach Bjelica die Unterstützung des Vereins aus und behauptete, dass die Trainerfrage in der Kabine überhaupt kein Thema gewesen sei. „Die Spieler lesen doch keine Zeitung. Die Spieler hören dem Präsidenten zu“, sagte Zingler und verwies auf das Interview von Lucas Tousart im Tagesspiegel, in dem der Franzose auf eine Frage zum Kicker-Bericht über Bjelicas angeblich nahendes Aus antwortete, dass er davon zum ersten Mal höre.

Doch Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft und zwei Stunden später – Union hatte gerade ein richtungsweisendes Spiel im Abstiegskampf 3:4 verloren –  war deutlich, dass Zinglers Aussagen nicht sonderlich gut gealtert sind. „Natürlich hat man das wahrgenommen“, sagte Rani Khedira zu den Gerüchten um Bjelica. „Wir haben versucht, es auszublenden und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wenn man die erste Halbzeit sieht, kann man sagen: Das hat nicht so geklappt.“

Auch der Trainer selbst wollte bei der Suche nach einer Erklärung für die desolate erste Hälfte die externen Störgeräusche nicht ausschließen. „Vielleicht hat alles, was in die Öffentlichkeit gekommen ist, auch eine Rolle gespielt, dass wir nicht unbekümmert gespielt haben“, sagte Bjelica.

Fakt ist: Mental war Union am Sonntag nicht bereit für den Abstiegskampf. Mit dem ersten Gegentreffer wich jegliches Selbstvertrauen aus der Mannschaft, die Spieler reihten Fehler an Fehler – es waren wahrscheinlich die schlechtesten 45 Minuten in fünf Jahren Bundesliga und eine Bankrotterklärung. „Wir haben sehr nervös gewirkt in der ersten Halbzeit, das ist nicht normal mit so vielen erfahrenen Spielern auf dem Platz“, sagte Bjelica.

Union spielte wie eine Mannschaft, die dem Abstieg hilflos entgegentaumelt. Wer weiß, ob die sportliche Führung nicht doch noch über einen sofortigen Trainerwechsel diskutiert hätte, wären die Berliner gegen Bochum sang- und klanglos untergegangen. Doch Bjelica und sein Team zeigten eine Reaktion.

Der kroatische Coach nahm mit drei Wechseln und der Umstellung auf die Viererkette die richtigen Maßnahmen vor. Die Spieler zeigten endlich Gegenwehr, die Joker Yorbe Vertessen, Chris Bedia und Brenden Aaronson waren an allen drei Toren maßgeblich beteiligt und am Ende fehlte nicht viel zu einer denkwürdigen Aufholjagd. Auf die Frage, was ihm nach der Niederlage noch Hoffnung auf den Klassenerhalt mache, antwortete Bjelica: „Die zweite Halbzeit.“

Es ist ein dünner Strohhalm, an den sich die Berliner klammern. Zwar steht Union dank Heidenheimer Schützenhilfe weiter über dem Strich, Mainz auf dem Relegationsplatz hat aber nur einen Punkt weniger. Selbst der direkte Abstieg ist in der fragilen Verfassung, in der sich die Köpenicker befinden, ein realistisches Szenario.

Das große Zittern im Abstiegskampf: Der 1. FC Union Berlin klammert sich an einen dünnen Strohhalm

Ein Fünkchen Hoffnung. Chris Bedia und Yorbe Vertessen trafen gegen Bochum beide als Joker.

© dpa/Andreas Gora

Gegen Bochum war der Druck bereits enorm – und Union brach unter ihm zusammen –, am kommenden Samstag (15.30 Uhr) in Köln wird er noch mal deutlich größer sein. Der Effzeh liegt sechs Punkte hinter Union und kämpft um die allerletzte Chance. Es wird eine sportliche, physische und vor allem mentale Belastungsprobe für die Berliner.

Auf besondere Maßnahmen wie ein Trainingslager verzichtet Bjelica. „Die Mannschaft in dieser Situation noch kasernieren – das kann nur kontraproduktiv sein“, sagte der Trainer. „Ich bin voll überzeugt, dass wir das gemeinsam schaffen werden. Als ich gekommen bin, war unsere Situation viel aussichtsloser.“ Viel mehr Anlass zur Zuversicht im aufreibenden Abstiegskampf gibt der 1. FC Union im Mai 2024 nicht.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

3 Kommentare
  1. Julia Müller sagt

    Als langjährige Union-Fanatikerin kann ich nur hoffen, dass die Mannschaft die nötige mentale Stärke zeigt, um den Abstieg zu vermeiden. Die Aussagen des Präsidenten klingen zwar beruhigend, aber das Spiel gegen Bochum hat gezeigt, dass noch viel Arbeit vor uns liegt.

  2. Julia Müller sagt

    Das war ein enttäuschender Auftritt des 1. FC Union Berlin. Es scheint, dass die Mannschaft momentan nicht die mentale Stärke für den Klassenerhalt hat. Hoffentlich können sie sich in den kommenden Spielen steigern.

  3. Anna Müller sagt

    Als langjährige Union-Fanerin finde ich, dass die Situation momentan sehr angespannt ist. Es ist wichtig, dass der Verein jetzt zusammenhält und alles für den Klassenerhalt gibt. Die Aussagen des Präsidenten und die Reaktionen darauf zeigen, dass es intern vielleicht doch brodelt. Hoffentlich können sie die nötige mentale Stärke mobilisieren, um die drohende Gefahr abzuwenden.

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