Stefan Peter meint: Das Tacheles in MItte selbst ist ganz hübsch geworden, das Café im Erdgeschoss ein echtes Schmuckstück. Doch ringsherum Ödnis pur Foto: picture alliance / B.Z.-Montage
Von Stefan Peter
Facebook vermutet, dass ich reich bin: Vor gut zwei Jahren bekam ich ständig Anzeigen zu sehen, die für Eigentumswohnungen im neuen Tacheles-Quartier warben. Aufgerufen wurden absurd hohe Preise.
Das Quartier ist seit einiger Zeit fertig – und wird von den Berlinern nicht angenommen. In der Passage herrscht oft Totentanz: Als ich neulich an einem Sonntag mit einem Freund ein Café am Eingang Oranienburger Straße besuchte, waren wir die einzigen Gäste. Vom Personal bekamen wir zwei Stücke der teuren Torte geschenkt: „Die werden wir sowieso nicht los“. Kein Wunder – wie konnte ein Grundstück in solch zentraler Lage nur so einfallslos bebaut werden?
Eine Sanierung des Tacheles war dringend nötig und die Brache hinterm Kunsthaus kein Hingucker. Die Investoren spuckten große Töne, stellten sich mit dem Ergebnis selbst aber ein Armutszeugnis aus. So gut wie kein Grün, langweilige Architektur und Geschäfte, die es überall anders auch gibt.
Das Tacheles selbst (nun mit Foto-Museum) ist ganz hübsch geworden, das Café im Erdgeschoss ein echtes Schmuckstück. Doch ringsherum Ödnis pur.
Grüne Sprachpolizei an der Freien Universität
In Berlin muss sich jeder Gastronom mit dem Ordnungsamt herumschlagen, wenn er einen Blumenkübel auf den Gehsteig stellt – aber ein solches Projekt geht bei der Stadtplanung durch? Wofür gibt es überhaupt einen Senatsbaudirektor?
Wie es besser geht, zeigt sich eine Flugstunde von Berlin entfernt: In Warschau wurde unlängst die „Norblin Factory“ eröffnet. Ein altes Fabrikgebäude im Zentrum wurde aufwendig umgebaut, mit Neubauten ergänzt. Der Komplex mit Büros, Museum, Kino, Geschäften und viel Gastronomie ist ein Hingucker – und Anziehungspunkt für Besucher. Das Geschäft brummt. Davon kann das Tacheles-Quartier nur träumen.
Eine Quelle: www.bz-berlin.de