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Derry Scherhant findet die Balance: Der Offensivspieler wird immer wichtiger für Hertha BSC

Derry Scherhant findet die Balance: Der Offensivspieler wird immer wichtiger für Hertha BSC

© imago/Zink/IMAGO/Sportfoto Zink / Daniel Marr

Derry Scherhant findet die Balance: Der Offensivspieler wird immer wichtiger für Hertha BSC

Im Sommer wollte er weg, jetzt ist er aus Herthas Mannschaft kaum noch wegzudenken. Derry Scherhant kommt dabei der Fußball entgegen, den Trainer Cristian Fiél sehen will.

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Den alten Derry Scherhant – wenn man das bei einem 21-Jährigen überhaupt sagen kann – hat Derry Scherhant immer noch im Repertoire. Erst am Samstag, im Spiel gegen den 1. FC Nürnberg, ist er noch einmal zu Tage getreten.

Eine gute halbe Stunde war gespielt, als Scherhant mit dem Ball am rechten Fuß von links in den gegnerischen Strafraum zog und scheinbar mühelos an zwei Nürnberger Verteidigern vorbeidribbelte. Doch als es ans Eingemachte ging, verhedderte sich Scherhant irgendwie zwischen seinen eigenen Füßen.

Kopf runter, und dann ab durch die Mitte, ohne nach links und nach rechts zu gucken: Das ist der alte Derry Scherhant. Nicht nur einmal hat ihm das böse Blicke seiner Kollegen bei Hertha BSC eingebracht, die auf ein Zuspiel von ihm gewartet hatten. Oftmals vergebens.

Dass Scherhant auch anders kann, das hat er am Samstag in Nürnberg gezeigt. Zehn Minuten vor der Pause brachte er den Berliner Fußball-Zweitligisten in Führung und leistete damit einen wertvollen Beitrag zum 2:0-Erfolg seiner Mannschaft und Herthas zweitem Auswärtssieg in dieser Saison.

In der Nachbetrachtung des Berliner Führungstreffers geriet vor allem Ibrahim Maza in den Fokus, der sich auf der linken Seite gegen zwei Nürnberger behauptet und dann einen perfekten Pass in Scherhants Lauf gespielt hatte. „Super, dass er mich da gesehen hat“, sagte der Torschütze später.

Aber auch bei ihm lohnte ein genauerer Blick. Den Angriff, der mit dem 1:0 endete, leitete Scherhant selbst ein, als er noch in der eigenen Hälfte einen Ball gegen zwei Nürnberger behauptete. Aus der Tiefe des Raumes sprintete er anschließend in die Spitze und überwand nach Mazas perfektem Zuspiel Nürnbergs Torhüter Jan Reichert mit einem präzisen Schuss ins lange Eck. Die Ähnlichkeiten mit seinem Tor gegen Kaiserslautern waren offenkundig.

Zwei Treffer stehen in der noch jungen Saison bereits für Derry Scherhant zu Buche. Damit führt er nicht nur Herthas interne Torschützenliste an (gemeinsam mit Mittelstürmer Luca Schuler); er hat auch schon seinen Wert aus der Vorsaison egalisiert. Das Gleiche gilt für Einsätze in der Startelf. Fünf waren es in der kompletten Spielzeit 2023/24. Fünf sind es auch jetzt, nach gerade sechs Spieltagen.

Natürlich profitiert Scherhant davon, dass Fabian Reese längerfristig verletzt ausfällt und er dessen Position links in der offensiven Dreierreihe bekleidet. Aber mehr und mehr rechtfertigt er seine Berücksichtigung durch gute Leistungen. Gegen Nürnberg wurden für Scherhant fünf Torschüsse gezählt – mehr als für jeden anderen Spieler auf dem Platz. Dreimal wagte er sich ins Dribbling, dreimal war er erfolgreich.

Derry Scherhant hat etwas, das man schwer lernen kann – das einem aber umso leichter ausgetrieben werden kann, wenn man in die falschen Hände gerät.

Stehen bleiben, nicht arbeiten, spät zur Besprechung zu kommen, spät zum Training zu kommen: Das kann nicht sein.

Pal Dardai, früherer Trainer von Hertha BSC, über Derry Scherhant

Bei Scherhant war das nicht der Fall, weil sein Weg in den Profifußball nicht der sonst übliche war. Denn von wenigen Wochen in Herthas U 19 abgesehen hat Scherhant nie einem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) angehört.

Die zertifizierte NLZ-Ausbildung erhöht zwar die Chance, es bis nach ganz oben zu schaffen. Andererseits hat sie in der Vergangenheit eben auch nachweislich genormte Fußballer produziert, denen das Wilde abgewöhnt wurde. Derry Scherhant ist in dieser Hinsicht noch erfreulich ungeschliffen.

Sein Spiel besitzt etwas Anarchisches. Das ist seine größte Stärke, war in der Vergangenheit aber zugleich seine größte Schwäche. In schlechtesten Momenten wirkt Scherhant immer noch wie ein B-Jugend-Fußballer, der sich mit seinen Kumpels zum Kicken auf dem Gummiplatz trifft.

Trainer Fiél setzt auf ihn

Bei seinem früheren Trainer Pal Dardai hatte er mit dieser Attitüde einen schweren Stand. Der Ungar hat sich – auch öffentlich – ungewohnt kritisch über den Offensivspieler geäußert. Er bescheinigte ihm Defizite in Sachen Spielintelligenz, warf ihm mangelnden Eifer bei der Defensivarbeit und fehlende Professionalität insgesamt vor.

„Er ist nicht mein Lieblingsspieler“, hat Dardai Ende des vergangenen Jahres gesagt. „Stehen bleiben, nicht arbeiten, spät zur Besprechung zu kommen, spät zum Training zu kommen: Das kann nicht sein.“

Inzwischen gelingt es Scherhant deutlich besser, die Balance zu finden zwischen Eigensinn und Verantwortung für das große Ganze. Obwohl Hertha mit Jon Dagur Thorsteinsson, immerhin isländischer Nationalspieler, kurz vor Ende der Transferperiode noch einen Spieler für die Außenbahn verpflichtet hat, hat Scherhant seinen Platz in der Mannschaft bisher behauptet.

Im Zweifel erwischt es im Moment eher Marten Winkler auf der anderen Seite. In den vergangenen drei Spielen wurde er einmal spät eingewechselt, einmal früh ausgewechselt, und einmal kam er gar nicht zum Einsatz kam.

Im Umschaltfußball unter Pal Dardai war Winkler mit seiner Schnelligkeit und Geradlinigkeit mehr oder weniger gesetzt. Unter Cristian Fiél aber, Dardais Nachfolger als Trainer, rückt die ganze Mannschaft höher auf. Dadurch fehlt Winker die Tiefe, die er für sein Spiel braucht.

Derry Scherhant und seine fußballerischen Fähigkeiten, vor allem in engen Räumen, sind da schon eher gefragt. Das merkt er selbst. „Ich spüre das Vertrauen des Trainers in dieser Saison“, sagt er.

Im Sommer noch hat Scherhant bei Hertha keine besonders gute Perspektive für sich gesehen. Er wollte weg, sich zumindest ausleihen lassen, um mehr Spielpraxis zu erhalten. Nicht zuletzt Trainer Fiél hat sich vehement dagegen gewehrt. Er schätzt den Offensivspieler. Und das schon länger. In der vergangenen Saison soll, neben einigen anderen Klubs, auch der 1. FC Nürnberg an einer Verpflichtung von Derry Scherhant interessiert gewesen sein. Dessen Trainer hieß: Cristian Fiél.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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