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Ein Torjäger allein auf weiter Flur: Haris Tabakovic und Herthas gestutzter Flügel

Ein Torjäger allein auf weiter Flur: Haris Tabakovic und Herthas gestutzter Flügel

© imago/HMB-Media/imago

Ein Torjäger allein auf weiter Flur: Haris Tabakovic und Herthas gestutzter Flügel

Fabian Reeses Ausfall schmerzt Hertha BSC sehr. Darunter leiden muss auch Torjäger Haris Tabakovic. Doch seinen Spielstil will er nicht umstellen. Auch gegen den Hamburger SV nicht.

Von Nico Schmook

In den fast durchgehend konzentrierten und fokussierten Blick von Haris Tabakovic schlich sich am Donnerstag kurz, für ein paar Sekunden, ein kleiner Schmunzler ein. „Der Verein und ich führen gute und ehrliche Gespräche. Mehr will ich dazu nicht sagen.“ Seit einigen Wochen ist rund um den Olympiapark – mal mehr, mal weniger – von einer möglichen vorzeitigen Vertragsverlängerung des 30-jährigen Torjägers zu hören. Auch wenn die Fragezeichen dahinter erst einmal zu bleiben scheinen, herrscht auf Seiten der Herthaner Zuversicht. Ein Schmunzler als Antwort?

Sollte es den Berlinern gelingen, den so wichtigen Schweiz-Bosnier überzeugen zu können, seinen noch bis 2026 laufenden Vertrag zu verlängern, wäre das einmal mehr ein Zeichen an die Konkurrenz. Und einmal mehr ein Zeichen für die Ambitionen der Blau-Weißen. Doch so groß die Kampfansage sein mag, so sehr macht sie den Druck aufzusteigen, nicht gerade kleiner. Und der Druck, der bei Hertha BSC von Natur aus ein großer ist, ist nach dem ernüchternden Saisonstart gegen den SC Paderborn ohnehin schon angestiegen.

Tabakovic als tragische Figur

Auch bei Haris Tabakovic, der vor dem anstehenden Spiel gegen den Hamburger SV (Sonnabend, 20:30 Uhr) zugab, dass eben jener Druck herrscht und hinter dem ebenfalls ein ernüchternder Saisonstart liegt. Dabei hätten fünf Zentimeter womöglich alles verändern können.

Als der Torschützenkönig der vergangenen Saison in der 24. Minute nach einem Abspielfehler der Paderborner Hintermannschaft alleine auf das gegnerische Tor zulief, hatte das Olympiastadion den Torschrei auf den Lippen. Doch Tabakovic setzte seinen Abschluss nur an den linken Pfosten. Was den Grundstein für einen erfolgreichen Saisonstart hätte legen können, ebnete stattdessen den Weg gen betrüblichen Pflichtspielauftakt. Haris Tabakovic als tragische Figur. Ein ungewohnter Anblick nach der letzten Saison.

Und auch sonst war nicht viel von dem Tabakovic aus der vergangenen Saison an diesem Samstagnachmittag zu sehen. Nur 20 Ballkontakte, zwei Torschüsse und viel Glücklosigkeit. Mit Herthas Offensivspiel, das gegen den SC Paderborn einfallslos und mit zu wenig Mut daherkam, erlahmte auch den Stürmer. Denn der 30-Jährige ist ein reiner Strafraumspieler, hochgradig abhängig von Zuspielen und guten Flanken.

Reeses Ausfall schmerzt

Gute Flanken sind ohne Fabian Reese in Herthas Spiel allerdings Fehlanzeige. Der Ausfall des Berliner Publikumslieblings macht Tabakovic, der in der letzten Saison gegen den HSV sein Startelfdebüt gegeben hatte, zu einem kleinen Fremdkörper im Berliner Spiel.

Es schmerzt, dass er nicht da ist.

Haris Tabakovic, Stürmer von Hertha BSC, über den Ausfall von Fabian Reese

Denn sowohl Palko Dardai, der von Herthas Trainer Cristian Fièl gegen den SC Paderborn insbesondere wegen seines guten linken Fußes und der guten Hereingaben aufgestellt wurde, als auch Derry Scherhant, der nach seiner Einwechslung kaum Impulse setzten konnte und einmal mehr in seiner Ballverliebtheit seinen größten Feind fand, konnten Tabakovic nicht das liefern, was er so dringend braucht.

Ein Torjäger allein auf weiter Flur: Haris Tabakovic und Herthas gestutzter Flügel

Derry Scherhant (l.) zeigt sich oft noch zu eigensinnig. Auch er kann Fabian Reeses Ausfall nicht auffangen.

© dpa/Andreas Gora

„Es schmerzt, dass er nicht da ist“, gestand der Torjäger vor dem Aufeinandertreffen mit der von Steffen Baumgart trainierten Mannschaft ein. Doch „heulen“, so der Schweiz-Bosnier, nütze nichts. Und auch sonst sehe er keinen Grund, sein Spiel deshalb anzupassen und scherzte: „Superdribbler werde ich sicherlich nicht.“ Doch wäre eine Spielstilanpassung des Stürmers nicht genau das, was den gestutzten Flügel des Berliners entlasten könnte?

Würde sich Tabakovic mehr in das Spiel einbinden, könnte einerseits mehr Variabilität im Kombinationsspiel vor den gegnerischen Defensivreihen aufgezogen werden und andererseits ein Gegenmittel gegen die meist vom Gegner eingesetzte Doppeldeckung des Strafraumspielers kreiert werden. Zudem würde er auf diese Weise womöglich auch zu mehr Torabschlüssen kommen. Das Kredo wäre: weniger Hereingaben von außen, mehr schnelles Spiel durch die Mitte.

Berliner Déjà-vu-Gefühle

Gegen den HSV, der mit einem 2:1-Sieg beim Absteiger aus Köln erfolgreich in die Saison gestartet ist, scheint die Rolle Tabakovics erst einmal die gleiche bleiben. So oder so könnte es für die Berliner, die in der Hansestadt auf knapp 5700 mitgereiste Fans zählen können, nach der Standortbestimmung am ersten Spieltag kaum eine undankbarere Aufgabe geben. Und es machen sich Déjà-vu-Gefühle breit.

Als Hertha im August letzten Jahres mit zwei Auftaktniederlagen in die Saison gestartet war, gab es gegen den HSV eine deutliche 0:3-Niederlage. Hertha BSC stand nach drei Spieltagen ohne Punkte und Tore am Tabellenende. Der Fehlstart war perfekt.

Doch die Zuversicht, dass dieses Jahr alles anders läuft, ist groß: „Für mich ist es ein Duell auf Augenhöhe“, sagte Trainer Fiél am Donnerstag und ergänzte: „Das sage ich mit voller Überzeugung.“

Es gehe insbesondere darum, Räume schneller zu finden. Gegen den SC Padeborn wurde das Offensivspiel meist verschleppt und verlangsamt, die Defensivreihe konnte sich in aller Ruhe wieder ordnen. „Wenn wir diese Dinge besser machen, sehe ich die Möglichkeit, da zu gewinnen“, blickte Fiél optimistisch voraus.

Der Hertha-Trainer hatte unmittelbar nach dem ersten Rückschlag gegen Paderborn angekündigt, zuerst mit Gesprächen positive Stimmungen aufbauen zu wollen, um dann den Spaß auf dem Platz wiederzufinden. Gespräche wurden geführt, am Spaß wiederfinden gearbeitet. „Mein Ansatzpunkt ist es, die Kugel an den Fuß zu geben, damit sie die Dinge tun, die sie können und was ihnen Spaß macht“, sagte Fiél, der beim HSV auf eine Umsetzung hofft. Denn ein Déjà-vu soll unbedingt vermieden werden.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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