© dpa/Sven Hoppe
„Herz einer Redaktion abgehört“: „SZ“ sucht nach Informant in den eigenen Reihen
Für Medien sind vertrauliche Informationen aus Politik und Unternehmen eine wichtige Quelle ihrer Arbeit. Was aber, wenn aus der eigenen Redaktion interne Vorgänge nach draußen gelangen?
Die Chefredaktion der „Süddeutschen Zeitung“ hat nach dem Bekanntwerden interner Informationen Daten zu E-Mail- und Telefon-Verbindungen ihrer Mitarbeiter durchsuchen lassen. Die Suche nach einem Informanten aus dem eigenen Haus war nach „SZ“-Angaben mit dem Betriebsrat abgestimmt.
„Wenn das Herz einer Redaktion abgehört wird, können wir das nicht hinnehmen“, sagte „SZ“-Chefredakteur Wolfgang Krach am Samstag der Deutschen Presse-Agentur in München. „Das zerstört die Arbeitsgrundlage einer Redaktion.“
Ziel der Suchaktion waren mögliche Kontakte aus der „SZ“ zum Branchendienst „Medieninsider“. Der Anlass dafür waren bekannt gewordene Details aus einer Redaktionskonferenz Ende vergangenen Jahres, über die „Medieninsider“ ausführlich berichtet hatte.
Krach betonte ausdrücklich, dass sich die Überprüfung rein auf technische Daten bezogen habe mit der Frage, ob es eine Verbindung zwischen dem Verlag und „Medieninsider“ gegeben habe. „Wir haben keine persönlichen Accounts eingesehen und keine Inhalte von E-Mails oder Telefonaten.“
Das Vorgehen der „SZ“-Chefredaktion wirft hinsichtlich des journalistischen Grundprinzips des Quellenschutzes ernsthafte Fragen auf.
Katja Gloger, Reporter ohne Grenzen
In einer „SZ“-Stellungnahme hieß es: „Redaktionsausschuss, Betriebsrat und Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung sind sich einig darin, dass der Schutz des Redaktionsgeheimnisses für unsere Arbeit unabdingbar ist. Deshalb steht es für uns außer Frage, dass wir Kolleginnen und Kollegen, die das Redaktionsgeheimnis verletzen, versuchen ausfindig zu machen.“
Bei der Redaktionskonferenz Ende 2023, über die „Medieninsider“ detailliert berichtet hatte, war es um Vorwürfe zum Umgang mit Quellen in Texten der stellvertretenden Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid gegangen. Die Chefredaktion räumte Krach zufolge ein, dass es von ihr dabei einen fehlerhaften Umgang gegeben habe.
Verlag will keine Strafanzeige stellen
Bei einem weiteren Redaktionstreffen am vergangenen Dienstag war nun die Durchsuchung der Verbindungsdaten von Kommunikationsmitteln der Mitarbeiter zum Thema geworden. Die Suche sei ohne Ergebnis geblieben und noch im vergangenen Jahr beendet worden, sagte Krach.
Auch aus dieser Redaktionsversammlung am Dienstag drangen wieder Informationen nach draußen, über die erneut „Medieninsider“ berichtete. Krach sagte: „Die Redaktionskonferenz ist der absolut geschützte Raum einer Redaktion, in dem die vertraulichsten Dinge besprochen werden.“
In einer Stellungnahme der Chefredaktion hieß es zudem: „Die „Süddeutsche Zeitung“ toleriert keinerlei Angriff auf den Schutz der Pressefreiheit, weder von außen noch von innen.“ Selbstverständlich halte man sich dabei an die Regeln des Hauses, wie dabei vorzugehen sei – in diesem Fall an eine entsprechende Betriebsvereinbarung. Auch der Betriebsrat verwies auf diese Regelung.
Bei ihrer Arbeit stützen sich Medien in Recherchen selbst auch regelmäßig auf interne Informationen aus Unternehmen und Organisationen. Die Organisation Reporter ohne Grenzen kritisierte: „Das Vorgehen der „SZ“-Chefredaktion wirft hinsichtlich des journalistischen Grundprinzips des Quellenschutzes ernsthafte Fragen auf“, sagte Vorstandssprecherin Katja Gloger einer Mitteilung der Organisation zufolge. „Es ist bedenklich, dass die Quellen von Medieninsider ins Visier dieser Suchaktion rückten. Denn vertrauliche Kommunikation bildet die Grundlage für Journalismus, vor allem dann, wenn es sich um investigative Recherchen handelt.“
Krach betonte, es gebe „klare Indizien für einen Straftatbestand“ mit Blick auf die „Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes“. Das Haus werde aber keine Strafanzeige stellen. (dpa)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de
Es ist beunruhigend zu wissen, dass das Herz einer Redaktion abgehört wurde. Es ist wichtig, die Arbeitsgrundlage einer Redaktion zu schützen, um die Vertraulichkeit der Quellen zu gewährleisten.
Stellt sich die Frage, ob die Maßnahmen der „SZ“ zur Identifizierung des Informanten angemessen sind. Sollte der Quellenschutz nicht oberste Priorität haben?