© dpa/Christian Charisius
Jamal gegen Yamal: Deutschland gegen Spanien ist auch das Duell zweier junger Ballkünstler
Lamine Yamal, Spaniens Wunderkind, und Jamal Musiala sind zwei ausgewiesene Dribbelkünstler. Der fünf Jahre ältere Deutsche profitiert noch von seiner größeren Erfahrung.
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Tempo, Tempo, Tempo. Nichts ist im modernen Fußball so gefragt wie Geschwindigkeit. Trotzdem ist es manchmal nicht verkehrt, das Tempo ein bisschen zu drosseln. Jamal Musiala hat das am Wochenende im richtigen Moment getan, im EM-Achtelfinale der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Dänemark.
Mitte der zweiten Halbzeit lief Musiala von knapp hinter der Mittellinie Richtung dänisches Tor. Dann aber stoppte er kurz ab, als er bemerkte, dass Kasper Schmeichel, der Torhüter der Dänen, ihm doch nicht entgegenstürzte. Musiala bewertete die Situation neu – und schloss sie mit dem Treffer zum 2:0-Endstand ab.
Eine gute Orientierung, ein Gespür für die Situation: All das lernt ein Fußballer mit zunehmendem Alter. Jamal Musiala ist jetzt 21, ein immer noch junger Kerl also. Im Vergleich zu Lamine Yamal aber, dem erst 16 Jahre alten Wunderkind der spanischen Mannschaft, kommt er schon fast wie ein Routinier daher. Luis de la Fuente jedenfalls, Spaniens Nationaltrainer, wünscht sich von Yamal, er würde noch „etwas ruhiger sein in manchen Momenten“.
Mit Zahnspange auf dem Feld
An diesem Freitag, wenn sich Gastgeber Deutschland und Spanien in Stuttgart im Viertelfinale der Europameisterschaft gegenüberstehen (18 Uhr, ARD), kommt es zum direkten Duell dieser beiden überaus begabten Fußballer: Jamal gegen Yamal sozusagen. Und auch wenn sich beide positionsbedingt auf dem Rasen eher selten über den Weg laufen dürften, ist es nicht zuletzt dieses Duell, das womöglich über den Ausgang des Spiels mit entscheiden wird.
15Jahre und 320 Tage war Lamine Yamal alt, als er im April 2023 sein Erstligadebüt für den FC Barcelona feierte.
Lamine Yamal, Sohn eines Marokkaners und einer Äquatorialguineerin, trägt noch eine feste Zahnspange wie viele Teenager in seinem Alter. Doch von seinen kindlichen Zügen sollte man sich nicht irritieren lassen. Trotz seines Alters brauche man bei Yamal nicht mehr von einem Kind zu reden, hat Deutschlands Nationalspieler David Raum gesagt.
Lamine ist ein Spektakel.
Dani Olmo von Rasenballsport Leipzig über seinen Nationalmannschaftskollegen Lamine Yamal.
Die meisten Experten jedenfalls sind sich einig, dass dem Profi des FC Barcelona eine Weltkarriere bevorsteht, dass er perspektivisch durchaus in Sphären vorstoßen kann, in denen zuletzt Lionel Messi unterwegs war. Seine festgeschriebene Ablöse bei Barça liegt bei einer Milliarde Euro. „Lamine ist ein Spektakel“, hat Dani Olmo gesagt, sein Kollege aus dem spanischen Team.
Yamals Lebenslauf ist schon jetzt beeindruckend. Mit 16 Jahren und 57 Tagen war er der jüngste Nationalspieler und auch der jüngste Länderspieltorschütze Spaniens. Er war mit 16 Jahren und 87 Tagen der jüngste Torschütze der Primera Division. Und er ist jetzt mit 16 Jahren und 338 Tagen der jüngste Spieler, der je bei einer EM-Endrunde zum Einsatz gekommen ist.
Auch in der deutschen Nationalmannschaft wissen sie, was in Stuttgart auf sie zukommt. „Mit 16 so Fußball spielen zu können, das ist schon beeindruckend“, hat Leroy Sané gesagt. „Eine brutale Qualität“ hat ihm David Raum bescheinigt, der als linker Verteidiger in der deutschen Viererkette als direkter Gegenspieler auf Spaniens Rechtsaußen treffen könnte.
Lamine Yamal muss nicht auf den Ball schauen, wenn er ins Dribbling geht.
© AFP/ALBERTO PIZZOLI
Toni Kroos, der Yamal aus der Primera Division noch ein bisschen besser kennt, findet es bewundernswert, mit welcher Konstanz der Teenager bereits in der vergangenen Saison gespielt hat. „Mit 16 so wichtig zu sein für Mannschaften wie Spanien oder den FC Barcelona: Da muss man den Hut ziehen“, sagte Kroos. Am Freitag im Viertelfinale müsse man versuchen, ihn möglichst an die kurze Leine zu nehmen.
Wissen, was der Ball mag
Vor einer ähnlichen Herausforderung stehen allerdings auch die Spanier im Hinblick auf Jamal Musiala. Dessen Stärken sind denen Yamals nicht unähnlich. Im Interview mit dem „Spiegel“ hat der Münchner vor kurzem über sich gesagt, dass er wisse, „was der Ball mag und was nicht“.
Jamal und Yamal liebkosen den Ball, sie streicheln ihn, schmusen mit ihm, und deshalb finden sie auch in einem Gewirr aus Verteidigerbeinen und -füßen oft noch einen Weg zum gegnerischen Tor. Der junge Spanier liegt bei der EM mit 22 erfolgreichen Dribblings auf Platz vier aller eingesetzten Spieler. Musiala hat sich sogar schon 28-Mal im Dribbling bewährt und belegt damit hinter dem Belgier Jérémy Doku (34) Rang zwei.
Noch hat der Münchner Lamine Yamal die Erfahrung zweier großer Turniere voraus – und diese Erfahrung ist keineswegs zu unterschätzen. Vor anderthalb Jahren, bei der verkorksten Weltmeisterschaft in Katar, fiel Musiala noch durch fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor auf. In den drei Vorrundenspielen bis zum frühen Aus der Deutschen ist ihm kein einziger Treffer gelungen.
Das ist inzwischen anders. Dreimal hat Musiala bereits getroffen, damit führt er die Torschützenliste der EM an. Lamine Yamal ist nach vier Einsätzen für Spanien noch ohne Tor, trotz immerhin elf Versuchen. Jamal Musiala hat für seine drei Treffer gerade sieben Torschüsse benötigt.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de