Nachrichten, Lokalnachrichten und Meldungen aus Berlin und Brandenburg, Polizeimeldungen und offizielle Pressemeldungen der Landespressestelle des Landes Berlin.

Pandemie am Meeresgrund: Seeigelbestände sind weltweit von Massensterben bedroht

Pandemie am Meeresgrund: Seeigelbestände sind weltweit von Massensterben bedroht

© picture alliance/dpa/Courtesy of Tel Aviv University

Pandemie am Meeresgrund: Seeigelbestände sind weltweit von Massensterben bedroht

Ein Parasit vernichtet marine Stachelhäuter. Binnen zwei Tagen macht er aus gesunden Tieren Skelette. Für ohnehin bereits angegriffene Korallenriffe ist das besonders heikel.

Von Annett Stein, dpa

Ein Massensterben von Seeigeln weitet sich immer mehr zur globalen Pandemie aus. Inzwischen sei die tödliche Erkrankung auch im Indischen Ozean nachzuweisen, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal «Current Biology». Aufnahmen zeigen unzählige tote Seeigel an einem Strand der Insel La Réunion. Der Ausbruch stelle eine unmittelbare Bedrohung für Korallenriffe weltweit dar: Seeigel fressen Algen, die sonst Korallen überwuchern und abtöten würden.

Ein auf Wimpertierchen (auch Wimperntierchen genannt) zurückgehendes Massensterben von Diadem-Seeigeln war im Januar 2022 zunächst auf den US-amerikanischen Virgin Islands aufgefallen. In den Monaten darauf wurden ähnliche Beobachtungen in weiten Teilen der Karibik gemacht. Dann waren auch das Mittelmeer und rasch auch das Rote Meer betroffen. 

Ganze Populationen verschwinden

Die Forschenden schätzen, dass seit Dezember 2022 der größte Teil der Populationen betroffener Seeigel-Arten im Roten Meer sowie hunderttausende Seeigel weltweit vernichtet wurden. Im Riffsystem nahe der israelischen Küstenstadt Eilat zum Beispiel seien die beiden Seeigel-Arten, die zuvor im Golf von Akaba am häufigsten vorkamen, vollständig verschwunden. 

Pandemie am Meeresgrund: Seeigelbestände sind weltweit von Massensterben bedroht

Ein sterbender Seeigel im Mittelmeer (undatierte Aufnahme).

© picture alliance/dpa/Courtesy of Tel Aviv University

Das Team um Omri Bronstein von der Universität Tel Aviv identifizierte nun den Erreger, der für das Massensterben von Gewöhnlichen Diadem-Seeigeln (Diadema setosum) – langstacheligen, schwarzen Seeigeln – im Roten Meer verantwortlich ist: ein der Art Philaster apodigitiformis ähnliches Wimpentierchen. Der einzellige Parasit sei auch die Ursache für das Massensterben des Atlantischen Diadem-Seeigels (Diadema antillarum) in der Karibik vor etwa zwei Jahren.

Folgen noch nach 40 Jahren

Bereits 1983 war ein verheerender Zusammenbruch der Population in dieser Region beobachtet worden. Sowohl die Korallen- als auch die Seeigel-Populationen der Karibik haben sich davon nie wieder vollständig erholt, wie es von den Forschenden heißt. Zu vermuten ist, dass auch damals schon der nun identifizierte Erreger die Ursache war. Dem Forschungsteam zufolge befällt das Wimperntierchen auch Echinothrix-Seeigel, eine eng mit Diadema verwandte Gruppe von Arten.

Der Parasit lässt die Tiere binnen zwei Tagen zur gewebslosen Hülle werden – wenn nicht Fressfeinde die geschwächten Tiere schon vorher erbeuten. Der tödliche Erreger werde über das Wasser übertragen und könne in kürzester Zeit große Gebiete befallen, hieß es. Die Stabilität der Korallenriffe sei in einem noch nie dagewesenen Ausmaß bedroht, sagte Bronstein. Die Seuche breite sich entlang menschlicher Transportwege aus, wie Daten aus dem Roten Meer zeigten.

Züchten, um die Art zu erhalten

Es sei unheimlich, tausende Seeigel am Meeresboden binnen kürzester Zeit zum Skelett werden und verschwinden zu sehen, so Bronstein. Bisher gebe es keine Möglichkeit, infizierten Seeigeln zu helfen. Dringend notwendig seien Brutpopulationen gefährdeter Arten in vom Meer abgetrennten Zuchtsystemen, um später wieder gesunde Tiere in die Natur entlassen zu können. Zudem müsse erforscht werden, welche Faktoren zu dem Ausbruch führten. Als ein möglicher Grund gelten veränderte Umweltbedingungen.

Wimpertierchen bestehen aus nur einer Zelle und haben Härchen auf ihrer Oberfläche, mit denen sie sich bewegen können. Sie kommen häufig im Wasser vor und sind oft harmlos. Allerdings wurden Verwandte der nun gefundenen Wimpertierchen bereits für Massensterben bei anderen Meerestieren wie Haien verantwortlich gemacht.

Zur Startseite

  • Biologie und die Lehre vom Leben

showPaywall:falseisSubscriber:falseisPaid:showPaywallPiano:false

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

1 Kommentar
  1. Anna Müller sagt

    Ein furchtbares Szenario, das sich da am Meeresgrund abspielt. Es ist erschreckend zu sehen, wie schnell die Seesternbestände weltweit schrumpfen. Wir müssen dringend handeln, um das Gleichgewicht der Unterwasserwelt zu erhalten.

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.