Nachrichten, Lokalnachrichten und Meldungen aus Berlin und Brandenburg, Polizeimeldungen und offizielle Pressemeldungen der Landespressestelle des Landes Berlin.

Wahrnehmung von Einwandererzahlen: Persönliche Einschätzung hängt auch vom Zahlenformat ab

Wahrnehmung von Einwandererzahlen: Persönliche Einschätzung hängt auch vom Zahlenformat ab

© Getty Images/sebastian-julian

Wahrnehmung von Einwandererzahlen: Persönliche Einschätzung hängt auch vom Zahlenformat ab

„Einer von 20“ oder „fünf Prozent“: Welche Angabe bezeichnet einen größeren Anteil? Menschen bewerten die Angaben durchaus unterschiedlich.

Von Stefan Parsch

Wie Angaben zur Entwicklung von Einwandererzahlen wahrgenommen werden, hängt auch vom Format der Angaben ab. So ist „einer von 20“ gleichbedeutend mit „fünf Prozent“, dennoch nehmen Menschen solche Angaben unterschiedlich wahr.

In einer Befragung bewerteten die Teilnehmer die Steigerung der Einwandererquote als höher, wenn sie in Anteilen statt in Prozent angegeben wurde. Dieser Effekt war weitgehend unabhängig von den Rechenfähigkeiten der Befragten, wie eine Gruppe um Maria Michela Dickson von der Universität Trient in der Fachzeitschrift „PLOS One“ berichtet.

Unabhängig von der Einstellung

„Ziel der Studie war es, zu untersuchen, ob die 1-von-X-Verzerrung auch in Bezug auf Einwanderungsraten vorhanden ist“, schreiben die Studienautoren. Sie nahmen im Jahr 2019 in der 90.000-Einwohner-Stadt Trient eine Stichprobe von etwa 2000 Menschen, bei der sie darauf achteten, dass Geschlecht, Alter und Wohnbezirk repräsentativ waren. 551 antworteten – also etwa einer von vier Angeschriebenen oder 27 Prozent.

Die Forschungsfrage wurde zu diesem Satz gestellt: „Im Jahr 2001 betrug der Anteil ausländischer Einwanderer im Verhältnis zur Gesamtzahl der Einwohner 1 von 40; im Jahr 2011 stieg dieser Anteil auf 1 von 15 Einwohner.“ Bei der Hälfte der Befragten war die erste Angabe durch „2,5 Prozent“ und die zweite Angabe durch „6,6 Prozent“ ersetzt worden, was mathematisch jeweils das Gleiche bedeutet.

Die Befragten sollten den Anstieg der Rate bewerten, auf einer Skala von 1 (sehr niedrig) bis 5 (sehr hoch). Gut drei Viertel jener Teilnehmer (77 Prozent), die die „1-von-X“-Angabe gelesen hatten, bezeichneten den Anstieg als „hoch“ oder „sehr hoch“. Bei jenen Befragten, die Prozentangaben zu lesen bekamen, waren es 54 Prozent. Die Wahrnehmungsverzerrung zeigte sich bei Menschen mit unterschiedlichen persönlichen Einstellungen und Bildungshintergründen.

Beeinflussung der öffentlichen Meinung

Eine mögliche Erklärung besteht darin, dass bei Prozentangaben mit kleineren Zahlen hantiert wird. Beispielsweise entspricht eine Erhöhung eines Risikoniveaus von zwei auf fünf Prozent einer Erhöhung um drei Einheiten. Dagegen entspricht eine mathematisch gleichwertige Erhöhung des Risikoniveaus von „1 von 50“ auf „1 von 20“ einer Verringerung des Nenners um 30 Einheiten.

Eine andere ist, dass die 1-von-X-Angabe eine größere emotionale Betroffenheit bei den Befragten auslöst als die abstrakten Prozentsätze.

Auf jeden Fall zeigt die Studie, dass die Wahrnehmungsverzerrung aufgrund des Zahlenformats auch bei politisch sensiblen Themen wie der Zuwanderung vorhanden ist. „Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, bei der Übermittlung von Daten oder Informationen an die Öffentlichkeit das Präsentationsformat zu berücksichtigen, da es die allgemeine öffentliche Meinung beeinflussen kann“, folgern die Studienautoren. (dpa)

Zur Startseite

  • Hochschulen
  • Migration

showPaywall:falseisSubscriber:falseisPaid:showPaywallPiano:false

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.