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Nach Baerbocks Verzicht: Habecks Kampf um Beinfreiheit

Nach Baerbocks Verzicht: Habecks Kampf um Beinfreiheit

© imago/photothek/PR/IMAGO/Dominik Butzmann

Nach Baerbocks Verzicht: Habecks Kampf um Beinfreiheit

Die Kanzlerkandidatur der Grünen ist Robert Habeck nach dem Verzicht von Annalena Baerbock sicher, doch folgt ihm seine Partei auch thematisch in den Wahlkampf?

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Die Nachricht aus Washington sorgt am Mittwochabend für große Erleichterung bei den Grünen in Deutschland.

Nur wenige Minuten nachdem Außenministerin Annalena Baerbock via CNN-Interview bekanntgegeben hat, dass sie nicht für eine erneute Kanzlerkandidatur für die Grünen bereitsteht, beginnt der Candystorm ihrer Parteifreunde.

„Danke dafür, dass Teamplay für Dich so wichtig ist“, schreibt Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge auf X. Parteichefin Ricarda Lang ergänzt, so würde sie Baerbock kennen und schätzen: „Verantwortung fürs Ganze und eine Teamspielerin.“

 Robert und ich gehen jetzt schon fast ewig gemeinsam durch dick und dünn und werden in den kommenden Wochen eng zusammenarbeiten.

Außenministerin Annalena Baerbock sichert Robert Habeck ihre Unterstützung zu.

Und selbst Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann lobte die Außenministerin: „Annalena Baerbock führt ihr Amt mit Stärke und Weitblick.“

Immer größer war bei den Grünen die Sorge geworden, dass sich die Situation von 2021 wiederholen könnte als Baerbock und ihr damaliger Co-Parteivorsitzender Robert Habeck sich lange nicht einigen konnten, wer Kanzlerkandidat wird.

Am Ende musste Habeck den Posten seiner Konkurrentin überlassen, haderte damit aber öffentlich. Erst ging die Einheit in der Grünen-Spitze in die Brüche, dann der Wahlkampf der Partei.

Eine Wiederholung von 2021 schien bis zu Baerbocks CNN-Interview am Mittwoch nicht ausgeschlossen. Im Habeck-Lager zürnte man. Dort ist man sich schon lange sicher, dass dieses Mal der Vizekanzler an der Reihe ist.

Doch Baerbock hielt ihre Karten verdeckt. Erst am Wochenende hatten sich Habeck und Baerbock bei einem Realo-Treffen in Kreuzberg gegenseitig belauert und völlig unterschiedliche Botschaften in Sachen Kanzlerkandidatur gesendet.

Erst kurz vorher informiert

Nun überraschte Baerbock ihre Partei mit ihrer Ankündigung in einem ungewöhnlichen Setting. Erst kurz vor Ausstrahlung sollen die Partei- und Fraktionschefs, aber auch Habeck, der gerade auf Sommertour ist, informiert worden sein.

Am Abend verschickte Baerbock dann auch eine interne Nachricht an die Fraktion.

11Prozent sagen die Demoskopen für die Grünen voraus.

Darin erklärt sie ihre Gründe und versichert Habeck ihre Unterstützung: „Ohne Frage werde ich mich natürlich mit Verve in den grünen Wahlkampf reinhängen als Teil eines starken grünen Teams. Robert und ich gehen jetzt schon fast ewig gemeinsam durch dick und dünn und werden in den kommenden Wochen eng zusammenarbeiten.“

Habeck ist die Kanzlerkandidatur damit nicht mehr zu nehmen, auch wenn es einige Grüne gibt, die es angesichts von Umfragen von nur elf Prozent als vermessen empfinden, vom Kanzleramt zu sprechen. Habeck dagegen sagt am Tag danach am Rande seiner Sommertour in Paderborn, es gebe „große Chancen“, dass seine Partei wieder auf 20 Prozent steige.

Es gibt schon erste inhaltliche Forderungen an Habeck

Wie das gelingen soll? „Durch solide und gute Arbeit und perspektivisch durch ein solides und gutes Angebot“, sagt Habeck ziemlich vage.

Doch genau hier lauert für Habeck die Gefahr. Denn die Skeptiker des Vizekanzlers in den eigenen Reihen – in der Bundestagsfraktion, bei der Grünen Jugend, im Europaparlament – sind geblieben.

Sie sehen in Habeck einen Grünen-Politiker, der Kompromisse jenseits der Schmerzgrenze abschließe und sich nicht lange mit der eigenen Programmtik aufhält.

Und so kommen bereits die ersten Forderungen für inhaltliche Festlegungen für den Bundestagswahlkampf.

Niemand sollte sich um seine Mieten, Lebensmittel oder Heizungsrechnung Sorgen machen müssen

Rasmus Andresen, Europaabgeordneter und gut vernetzter Parteilinker

„Im Wahlkampf müssen wir Grüne für einen funktionierenden Staat eintreten. Dafür braucht es Milliarden-Investitionen in die Schiene, Krankenhäuser und die Energiewende“, sagt etwa Rasmus Andresen, Europaabgeordneter und gut vernetzter Parteilinker, dem Tagesspiegel.

Geht es nach Andresen, gehen die Grünen mit einem klaren Profil in die Wahl. „Auch für eine gerechtere Gesellschaft sollten wir einstehen, dafür brauchen wir höhere Löhne und eine faire Besteuerung von hohen Vermögen“, sagt er.

Die Grünen müssten auf die steigenden Lebenskosten reagieren. „Niemand sollte sich um seine Mieten, Lebensmittel oder Heizungsrechnung Sorgen machen müssen.“

Habeck kennt den Druck aus den eigenen Reihen. Wenige Stunden bevor sich Baerbock am Mittwoch in Washington erklärt, ist Habeck bei einem Bürgergespräch in Essen.

Auch dort geht es um die Kanzlerkandidatur, doch der Vizekanzler sagt lieber etwas zu den Grünen: „Natürlich müssen alle Parteien für ihre Überzeugungen werben, aber keine Partei kann glauben, sie ist nach der nächsten Bundestagswahl allein auf der Welt.“ Habecks Kampf um die inhaltliche Beinfreiheit hat längst begonnen.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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