Modisch ist das diesjÀhrige Filmfestival in Cannes eine EnttÀuschung, findet unser Kolumnist.
Neue tĂŒrkische MĂ€nner. Emre (Selahattin Pasali, li.) und Murat (Ekin Koç).Foto: Cannes
AnstĂ€ndigkeit ist ein hohes Gut in der AuĂendarstellung eines Filmfestivals. GroĂzĂŒgige Gesten können schon mal von NachlĂ€ssigkeiten in anderen Bereichen ablenken. Soziales Verantwortungsbewusstsein soll nicht nur im Kino versprochen werden, sondern sich in allen Facetten des Festivalbetriebs widerspiegeln. Und dieses Jahr ist eine einschneidende MaĂnahme der Organisatoren tatsĂ€chlich in jeder Warteschlange zu beobachten: Cannes hat erstmals keine Tasche fĂŒr Festivalbesucher produziert.
Keine Festivaltaschen in diesem Jahr
In ökologischer Hinsicht ist die Entscheidung begrĂŒĂenswert (auch die PressefĂ€cher, die nach nur zwei Tagen regelmĂ€Ăig mit Papier ĂŒberquollen, sind inzwischen abgeschafft) â modisch aber eine herbe EnttĂ€uschung. In Cannes war man auch taschendesigntechnisch der Konkurrenz zuletzt weit voraus: chic, praktisch und somit das perfekte Festivalsouvenir. Als Folge bieten in diesem Jahr die âFestival Looksâ der Saison â passend zur Filmauswahl â mehr Vielfalt als frĂŒher.
Viele GĂ€ste tragen auch einfach die âIt Bagsâ des Vorjahres auf; so geht Nachhaltigkeit. Der Festival-Corporate-Identity ist das allerdings abtrĂ€glich.
Apropos AuĂendarstellung: FĂŒr Unmut sorgte am Wochenende der offizielle Festivalsponsor TikTok mit seinem Kurzfilmwettbewerb. Die Nachricht von der Partnerschaft mit der chinesischen Bewegtbild-App wurde in der Kinobranche schon stirnrunzelnd aufgenommen.
TikTok macht VorschlÀge ans Preis-Komitee
Dann aber gab der kambodschanische Filmemacher Rithy Panh seinen Posten als Jury-PrĂ€sident ab, nachdem TikTok dem Preis-Komitee zu viele âVorschlĂ€geâ unterbreitet haben soll. Ăberraschen muss das beim Staatskonzern eines Unrechtsregimes eigentlich nicht. In einem Jahr, in dem alle Welt der Ukraine die SolidaritĂ€t ausspricht, irritiert diese Kurzsichtigkeit aber besonders.
Wenn es um die eigene GlaubwĂŒrdigkeit geht, ist Filmfestivals ohnehin angeraten, sich auf ihre Kernkompetenz zu konzentrieren. Das tĂŒrkische Kino hat sich an der Croisette zuletzt rar gemacht, man bekommt aus dem Reich Erdogans fast nur noch die schlechten Nachrichten aus dem Kulturleben mit.
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Mit einer solchen eröffnet der Regisseur Emin Alper am Montag auch die VorfĂŒhrung seines Films âBurning Daysâ (in der Reihe Un Certain Regard). Seine Produzentin Ăigdem Mater kann dieses Jahr nicht nach Cannes kommen (und sehr lange nicht, wie zu befĂŒrchten steht), da sie Ende April zusammen mit Osman Kavala und sechs weiteren Angeklagten zu 18 Jahren GefĂ€ngnis verurteilt wurde. Es ist noch einmal eine schmerzhafte Erinnerung daran, dass die Ukraine derzeit nicht der einzige politische Konfliktherd in Europa ist.
Der tĂŒrkische Film âBurning Daysâ
âBurning Daysâ knĂŒpft atmosphĂ€risch nahtlos an Alpers zweiten Film âAblukaâ an. Der junge â und unverschĂ€mt gut aussehende â Staatsanwalt Emre (Selahattin Pasali) tritt seinen neuen Job in einer Kleinstadt an, die unter Wasserknappheit leidet. Das âChinatownâ-Motiv deutet bereits an, dass Alper vom Film Noir inspiriert ist; und von der Korruption eines Staatskapitalismus, dessen Einfluss bis in die Provinzen reicht. Aber dann stellt sich Emre der Journalist â und örtliche OppositionsfĂŒhrer â Murat (Ekin Koç) vor, der am Badesee herausfordernd auf den nackten Hintern des Anwalts starrt.
Alpers Cannes-DebĂŒt hĂ€tte einen Platz im Wettbewerb verdient gehabt. Zwar ist die politische Intrige, in die Emre verstrickt wird, eher unterkomplex. Aber sein PortrĂ€t einer Gesellschaft, in der niemand niemandem vertraut, in der Wahlen von Dorfpopulisten mit einfachen Versprechen gekauft werden und die Homophobie offen liegt, ist genremĂ€Ăig bravourös inszeniert.
Vor allem aber lebt der Film von seinem Hauptdarsteller Selahattin Pasali, dessen makellose Weichheit jederzeit in eine fein modellierte HĂ€rte umschlagen kann. Von solchen MĂ€nnern kann die TĂŒrkei gerade mehr gebrauchen.
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de
It’s disappointing that Cannes decided not to produce festival bags this year. While it’s commendable from an ecological perspective, it’s a letdown in terms of fashion. The festival used to be ahead of the game in terms of bag design, offering chic and practical options as souvenirs. This decision has definitely impacted the festival’s corporate identity. As for TikTok’s sponsorship causing discontent, it seems like a misstep in maintaining the festival’s overall image.
Modisch ist das diesjĂ€hrige Filmfestival in Cannes eine EnttĂ€uschung. Es ist wichtig, dass soziale Verantwortung nicht nur im Kino versprochen, sondern in allen Facetten des Festivalbetriebs eingehalten wird. Die Entscheidung, keine Festivaltaschen zu produzieren, mag ökologisch begrĂŒĂenswert sein, aber modisch ist es eine herbe EnttĂ€uschung. Die Festival-Corporate-Identity leidet darunter, und auch der TikTok-Kurzfilmwettbewerb hat fĂŒr Unmut gesorgt. Einige Aspekte des Festivals mĂŒssen eben noch verbessert werden.
Modische Entscheidungen auf Filmfestivals können die gesamte Stimmung beeinflussen. Ich stimme mit dem Kolumnisten ĂŒberein, dass das Fehlen von Festival-Taschen in Cannes zwar ökologisch lobenswert, aber modisch enttĂ€uschend ist. Es ist wichtig, dass soziale Verantwortung nicht nur im Kino, sondern auch in der gesamten Festivalorganisation wahrgenommen wird.
Das diesjĂ€hrige Filmfestival in Cannes wirkt modisch in der Tat enttĂ€uschend. Es ist lobenswert, dass keine Festivaltaschen produziert wurden, jedoch sehe ich auch die herbe EnttĂ€uschung in puncto Mode. Soziale Verantwortung sollte sich nicht nur im Kino zeigen, sondern auch im gesamten Festivalbetrieb reflektieren. Eine interessante Entwicklung, auch im Hinblick auf die „It Bags“ des Vorjahres. TikTok scheint mit seinem Kurzfilmwettbewerb jedoch fĂŒr einige Unruhe gesorgt zu haben.
Ist es wirklich eine gute Entscheidung, keine Festivaltaschen mehr anzubieten? Was denken die Festivalbesucher darĂŒber?
Das Thema der Festivaltaschen ist tatsÀchlich zweischneidig. Einerseits ist die ökologische Entscheidung lobenswert, andererseits beeinflusst es jedoch das modische Erlebnis der Festivalbesucher. Die Reaktionen scheinen gemischt zu sein; einige empfinden es als Einschnitt in das Gesamterlebnis, wÀhrend andere es als positiven Beitrag zur Umwelt sehen. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich dieses neue Konzept langfristig auf die Festivalkultur auswirken wird.