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Der Uefa fehlt es an Rückgrat: Nehmen Influencer den Fans die EM-Tickets weg?

Der Uefa fehlt es an Rückgrat: Nehmen Influencer den Fans die EM-Tickets weg?

© imago/MIS/IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.

Der Uefa fehlt es an Rückgrat: Nehmen Influencer den Fans die EM-Tickets weg?

Die Tribünen bei der Fußball-Europameisterschaft sind gut gefüllt. Allerdings nicht immer nur mit Fußball-Fans. Influencer besuchen zunehmend die EM-Spiele – das oft kostenlos.

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„Stadionverbot für alle Influencer“, „Echte Fans kommen nicht ins Stadion“ – Vorwürfe wie diese schmücken seit Beginn der Fußball-EM massenhaft die Kommentarspalten deutscher Influencer. Der Vorwurf: Viele der Content-Creator sollen den „echten“ Fußball-Fans die Stadionplätze wegnehmen. Plätze, die ohnehin schon heiß begehrt und nur in knapper Menge vorhandenen sind, scheinbar aber trotzdem massenhaft an Social-Media-Persönlichkeiten ausgeteilt werden.

Die Aufregung ist mehr als verständlich, schließlich handelt es sich bei den Personen, von denen hier die Rede ist, meist nicht mal um sportliche, geschweige denn fußballinteressierte Influencer. Sinnbildlich dafür: der TikToker und Instagrammer Twenty4Tim.

Der ehemalige Dschungelcamp-Kandidat hat mit dem Fußball etwa so viel am Hut wie Cristiano Ronaldo mit Geräteturnen. In der Vergangenheit äußerte er in den Sozialen Medien öffentlich sein Desinteresse für den Sport. Plötzlich arbeitet er eng mit einem Werbepartner der EM zusammen: AliExpress. Seine Beiträge aus dem Stadion sind dementsprechend eine Mischung aus purer Selbstdarstellung und perfekt-ausgefeilten Selfies im pinken Fußball-Trikot.

Eine sonderlich große Überraschung sollten Werbekooperationen wie die von Twenty4Tim eigentlich nicht mehr sein. Alle EM-Sponsoren erhoffen sich von der sportlichen Großveranstaltung schließlich dasselbe: eine große Bildschirmfläche auf dem europäischen Markt. Und die Repräsentation der eigenen Marke funktioniert nun mal am besten, wenn die Werbung von denjenigen mit der größten Reichweite kommt. Neben Twenty4Tim posieren auch Influencer wie Dagibee oder Paola Maria in den deutschen Fußballstadien.

AliExpress und chinesische Geldgeber stehen in heftiger Kritik

Der moralische Konflikt dabei bezieht sich jedoch eher darauf, dass einige der Sponsoren, unter anderem chinesische Geldgeber, in heftiger Kritik von Menschenrechtsorganisationen und Klimaschützern stehen. So auch AliExpress – der Online-Einzelhandelsdienst, für den unter anderem Twenty4Tim und Paola Maria werben. Absurd günstige Preise, lange Transportwege und fehlende Sicherheits- und Umwelt-Zertifizierungen deuten nur an, unter welchen Arbeits- und Umweltbedingungen die Produkte möglicherweise hergestellt wurden.

Auf gewisse Weise kann man sich die traurige Realität der Marketingmaschine Fußball aber auch schönreden. Denn immerhin sind die Stadien voll, Tribünenplätze dicht gefüllt, die Stimmung ausgelassen. Bei vergangenen Welt- und Europameisterschaften sah das noch anders aus.

Unter anderem im heilig-gepriesenem Sommermärchen, der WM 2006. Damals räumte das Organisationskomitee der Fußball-WM ein, dass die Sponsoren für die nicht voll besetzten Stadien verantwortlich sein könnten. Diese hatten ihre Ticketvergabe nicht voll ausgeschöpft, was unter Beweis stellt: Ob Influencer im Stadion sind oder nicht, eine große Anzahl an Plätzen bleibt nun mal den Sponsoren überlassen.

Fakt ist: Fans wollen den Fußball ohne Kommerz genießen, was mehr als nachvollziehbar ist. Aber dafür fehlt es der Uefa schlechthin an Rückgrat, sich von ihren derzeitigen Sponsoren zu trennen. Der Fokus bleibt nun mal auf dem lukrativen Geschäft. Das Ziel, möglichst profitabel aus der EM herauszugehen, steht nun mal genauso im Vordergrund wie der Fußball selbst. Wenn nicht sogar mehr.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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