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So endet ’ne Million Arbeiter in der Fleischbranche durch Billiglöhne

Billiglohn macht Billigfleisch möglich: Eine Million Beschäftige in der Fleischindustrie

© dpa/Jens Büttner

Billiglohn macht Billigfleisch möglich: Eine Million Beschäftige in der Fleischindustrie

Eine europaweite Initiative von Gewerkschaften bemüht sich um bessere Arbeitsbedingungen. Deutschland ist nach dem Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit ein Vorbild.

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Zur European Federation of Food, Agriculture and Tourism Trade Unions (EFFAT) gehören 116 Gewerkschaften aus 37 Ländern. In der europäischen Fleischindustrie arbeiten nach Angaben der EFFAT rund eine Million Beschäftigte in 32.000 Betrieben. Das Projekt der EFFAT ist darauf ausgerichtet, die Lebens- und Arbeitssituation in der Fleischindustrie europaweit zu verbessern.

Die Bedingungen sind häufig schäbig: überbelegte Quartiere, kein Sozialversicherungsschutz, unsichere Jobs, lange Arbeitszeiten, niedrige Löhne und geringer Arbeitsschutz.

Eine Handvoll Konzerne bestimmt hierzulande das Geschäft mit der Schlachtung und Zerlegung, die anschließende Weiterverarbeitung ist eher mittelständisch geprägt. Seit 20 Jahren wird um anständige Arbeitsbedingungen und faire Löhne gerungen, mal mit staatlichen Vorgaben, mal mithilfe von Selbstverpflichtungen. Als im Sommer 2020 Coronawellen durch die Schlachthöfe schwappten und Öffentlichkeit und Politik empört waren über die Zustände, handelte die Bundesregierung und untersagte den Einsatz von Werkverträgen und Leiharbeitern. Vor allem die Schlachthofkonzerne – Tönnies, Vion und Westfleisch sind die größten – mussten Tausende Werkvertragsarbeitnehmer aus Osteuropa einstellen.

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bogus-self employment

36 Gewerkschafter aus zehn europäischen Mitgliedstaaten plus Großbritannien trafen sich im September im slowakischen Bratislava zum dritten Workshop des Projekts #meatthestandards#.

Nach Angaben der NGG ist die Fleischindustrie eine der prekärsten Branchen mit systematischen Verstößen gegen geltende Arbeitsgesetze. Schlechte und unregelmäßige Entlohnung, Arbeitszeitüberschreitungen, teilweise menschenunwürdige, teure Unterbringung seien weitverbreitet.

In der deutschen Fleischindustrie sind rund 160.000 Personen tätig, davon 35.000 in Schlachthöfen und Zerlegebetrieben. Die Gewerkschaft NGG hatte 2021 einen bundesweiten Mindestlohn von 11,00 Euro für die rund durchgesetzt, seit Anfang des Jahres gilt der gesetzliche Mindestlohn von 12,41 Euro. Der Stundenlohn eines ausgebildeten Fleischers beträgt rund 17,50 Euro.

Der Umsatz im Schlachterei- und Fleischverarbeitungsgewerbe in Deutschland lag zuletzt bei über 47 Milliarden Euro und 1400 Betrieben. Die führenden Fleischverarbeiter sind Tönnies, Westfleisch und Vion. Allein Tönnies schlachtet knapp 15 Millionen Tiere. Insgesamt töten und zerlegen deutsche Schlachthöfe 47 Millionen Schweine im Jahr. Ein großer Teil der Produktion ist für den Export bestimmt, hierzulande ist der Konsum rückläufig: Pro Kopf verzehrt ein Bundesbürger rund 29 Kilogramm Schweinefleisch, das sind etwa zehn Kilo weniger als 2012.

Ein leichter Anstieg ist beim Konsum von Geflügel zu beobachten, pro Kopf werden in Deutschland mittlerweile rund 12,7 Kilogramm Geflügel verzehrt; 1991 waren es noch 7,3 Kilogramm. Etwa 10,7 Millionen Tonnen Jungmasthühner werden dazu geschlachtet. 8,7 Kilo Rindfleisch konsumiert der Durchschnittsbürger im Jahr, rund drei Millionen Rinder enden im Schlachthof. Alles in allem lag der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch im vergangenen Jahr bei 51,7 Kilogramm.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

4 Kommentare
  1. JohannaMueller sagt

    Es ist wichtig, dass die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie verbessert werden. Billiglöhne dürfen nicht auf Kosten der Arbeitnehmer gehen. Deutschland sollte als Vorbild dienen und für gerechte Arbeitsverhältnisse sorgen.

  2. Anna Müller sagt

    Wie können wir sicherstellen, dass sich die verbesserten Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie langfristig halten?

    1. Julia Schröder sagt

      Um sicherzustellen, dass sich die verbesserten Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie langfristig halten, ist es entscheidend, dass die Gewerkschaften und Initiativen wie die EFFAT kontinuierlich Druck auf die Unternehmen ausüben. Darüber hinaus müssen die staatlichen Vorgaben strikt überwacht und eingehalten werden, um Missständen vorzubeugen. Eine aktive Beteiligung der Arbeitnehmer an Entscheidungsprozessen und transparente Kommunikation sind ebenfalls unerlässlich, damit die Interessen der Beschäftigten langfristig geschützt werden.

  3. Anna_Müller sagt

    Wie können die europaweiten Bemühungen um bessere Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie konkret umgesetzt werden?

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