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„Das ist ein Alarmsignal“: Mangelhaft und ungenügend – 20 Prozent geben Schulen sehr schlechte Noten
Lehrermangel, Bildungsniveau, fehlende Investitionen: Die Liste der Kritikpunkte der Bürger ist einer Umfrage zufolge lang. Experten fordern die Politik zum Handeln auf.
Die deutsche Bildungspolitik und die Schulen im Land stehen seit längerem massiv in der Kritik. Echte Lösungen sind bisher nicht in Sicht. Die Unzufriedenheit wird nun kurz vor den Sommerferien durch eine Umfrage untermauert.
Der YouGov-Befragung für die „Welt am Sonntag“ zufolge gibt jeder fünfte Befragte den Schulen die Noten „mangelhaft“ (15 Prozent) beziehungsweise „ungenügend“ (fünf Prozent). Nur vier Prozent würden demnach die Noten „sehr gut“ und 14 Prozent „gut“ verteilen. Zusammengefasst erhalten die deutschen Schulen eine „Drei minus“.
Als weitaus größtes Problem empfinden die Bürger demnach den Lehrermangel (61 Prozent), an zweiter Stelle rangiert das nicht ausreichende Unterrichtsniveau (36). Ähnlich dringend sind der Umfrage zufolge Maßnahmen gegen die schlechte Finanzausstattung (32 Prozent).
Bessere Schulen müssen in der Politik endlich oberste Priorität haben.
Ludger Wößmann, Leiter des Ifo Zentrums für Bildungsökonomik
Bemängelt werden zudem die Trägheit des Systems bei nötigen Veränderungen (30), die mangelnde Integration von Kindern mit Migrationshintergrund (28) und die unzureichende Digitalisierung (28) sowie der schlechte Zustand vieler Schulgebäude (26).
„Eine gute Bildung der nächsten Generation ist die Grundlage unseres zukünftigen Wohlstandes. Wenn die Bevölkerung die Schulen dermaßen schlecht einschätzt, ist das ein Alarmsignal“, sagte der Leiter des Ifo Zentrums für Bildungsökonomik, Ludger Wößmann, und weiter: „Bessere Schulen müssen in der Politik endlich oberste Priorität haben.“
„Eine schwache Drei kann nicht der Anspruch unserer Bildungspolitik sein“, sagte auch die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing dem Blatt.
16.000Lehrerinnen und Lehrer fehlen in Deutschland aktuell.
Die Spitzenvertreterin der Gymnasiallehrer verlangt, den Lehrerberuf attraktiver zu machen. Referendare, die bislang lediglich 50 Prozent des Einstellungsgehalts erhielten, sollten endlich angemessen bezahlt werden. Die Schule müsse „ein guter Arbeitsort für Lehrkräfte und ein guter Lernort für Schüler werden“.
Nach Angaben der Kultusministerkonferenz (KMK) fehlen aktuell bereits 16.000 Lehrerinnen und Lehrer. Daher wollen die zuständigen Minister den Berufseinstieg erleichtern. So sollen auch Studenten mit nur einem Fach ein Referendariat beginnen dürfen.
Zudem sollen Absolventen auch nach einem Bachelor-Abschluss ins Lehramtsstudium wechseln oder dual studieren können. Angehende Lehrer unterrichten dann, zunächst begleitet, parallel zum Studium und werden dafür bezahlt.
Die derzeitige KMK-Präsidentin und saarländische Bildungsministerin: Christine Streichert-Clivot (SPD).
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„Diese Maßnahmen werden einen substanziellen Beitrag zur Überwindung des Lehrkräftemangels leisten und gleichzeitig die Qualität der Aus- und Weiterbildung positiv verändern“, sagte die derzeitige KMK-Präsidentin und saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) der Zeitung.
„Wir müssen mehr junge Menschen dafür begeistern, diesen tollen Beruf für sich zu wählen. Wir müssen zudem flexibler und durchlässiger werden.“
Der Bundeselternrat pocht dem Bericht zufolge auch auf kurzfristige Konzepte. Dessen Vizevorsitzende Claudia Koch aus Thüringen sagte, derzeit falle jede zehnte Stunde ganz aus, 15 Prozent des Unterrichts werde nicht wie geplant erteilt: „Vorübergehend wird es mit größeren Klassen versucht und Selbstlernmodulen. Wir dürfen aber nicht unterschätzen, wie wichtig eine Lehrkraft ist.“
Olaf Köller, der Vorsitzende der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK, warnt vor Qualitätsproblemen. „In den letzten Jahren wurden viele Lehrerinnen und Lehrer ins System gespült, die nicht entsprechend ausgebildet wurden.“
Programme zur Professionalisierung, wie sie zuletzt für den Mathematikunterricht auf den Weg gebracht wurden, seien zwar richtig. „Sie werden uns aber keine schnelle Abschwächung des Problems bringen, weil sie auf sehr lange Zeit ausgelegt sind. Für andere Fächer stehen solche Programme noch aus.“
Insgesamt müsse man fragen, ob Unterrichtskonzepte, wie sie vor 20 Jahren entwickelt wurden, überhaupt noch greifen. (lem)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de