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Eine Frau und drei Männer im Wahlrennen: Wer wird neuer WDR-Intendant?

Eine Frau und drei Männer im Wahlrennen: Wer wird neuer WDR-Intendant?

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Eine Frau und drei Männer im Wahlrennen: Wer wird neuer WDR-Intendant?

Die Qual der Wahl: 55 Rundfunkräte müssen sich am Donnerstag zwischen Katrin Vernau, Helge Fuhst, Jörg Schönenborn und Elmar Theveßen entscheiden.

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Eine Kandidatin und drei Kandidaten stellen sich am Donnerstag der Wahl um die Intendanz des Westdeutschen Rundfunks. (WDR) Die Verwaltungsdirektorin des Senders Katrin Vernau konkurriert mit Fernsehdirektor Jörg Schönenborn, Helge Fuhst, Zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell, sowie Elmar Theveßen, Leiter des ZDF-Studios in Washington um die Nachfolge von Tom Buhrow, der Ende des Jahres aus dem Amt scheidet. Der neue Senderchef soll vom 1. Januar 2025 an sechs Jahre lang die Geschicke des WDR lenken. Die Aufgabe ist groß: Der Westdeutsche Rundfunk als öffentlich-rechtliche Anstalt muss sich mit seinen Finanzen, seiner Struktur und vor allem mit seinen Programmen auf allen Ausspielwegen den Beitragszahlern als conditio sine qua non im deutschen Mediensystem erweisen. Public value als Wert ohnegleichen.

Aus 18 Bewerbungen wurden vier

Der Kandidatenkreis ist das Ergebnis eines Verfahrens, bei dem 18 Bewerbungen – darunter auch von „Monitor“-Chef Georg Restle – eingingen und die Findungskommission schließlich vier Persönlichkeiten zur Wahl am 27. Juni zuließ. Diese Vier konnten sich dem Gremium bereits ausführlich vor- und darstellen, am Donnerstag werden sie dies vor den 55 Mitgliedern des Rundfunkrates erneut tun. Allerdings in kleinerem Maßstab: Vernau und ihre Mitbewerber können jeweils zehn Minuten reden, darauf folgt eine zehnminütige Fragerunde, dann steht die Wahl an.

Gewählt ist, wer die Mehrheit der 55 Rundfunkratsstimmen – also 28 Stimmen oder mehr – bekommt, wie das Gremienbüro des Senders mitteilt. Erreicht das keiner, folgt unverzüglich eine Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten. Hier reicht dann eine Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Nach spätestens zwei Wahlgängen sollte das Ergebnis vorliegen.

Und so sehen die Profile der Kandidatin und der Kandidaten aus.

Katrin Vernau, 51, trägt das Prädikat „Interimsintendantin“. Der damalige ARD-Vorsitzende, WDR-Chef Tom Buhrow, schickte die Verwaltungsdirektorin in die Hauptstadt, um den seiner Zahlungsunfähigkeit zu taumelnden Rundfunk Berlin-Brandenburg zu stabilisieren. Vernau, ihres Zeichens promovierte Ökonomin und vor ihrer WDR-Karriere Kanzlerin der Uni Hamburg und Partnerin im Beratungsunternehmen Roland Berger, kam, sah und sanierte. Katrin Vernau blieb nur ein Jahr in Berlin, bei der anstehenden Intendantenwahl nahm sie sich, kommunikativ ungeschickt, selbst aus dem Rennen. Im WDR, als Verwaltungsdirektorin mit großen Mehrheiten gewählt und bestätigt, baute sie in ihren beiden Amtszeiten 500 Stellen ab.

Jörg Schönenborn, 59, personifiziert den Kölner Sender wie kein Zweiter im Bewerberkreis. Nachrichtenkorrespondent, Chefredakteur des WDR-Fernsehens, Programmdirektor Information, Fiktion, Unterhaltung. Schönenborn ist im WDR öffentlich-rechtlich sozialisiert worden, er kennt den WDR in- und auswendig, die Belegschaft, die Gremien kennen ihn, das Publikum kennt ihn aus den Wahlsendungen und dem „Presseclub“. Im Sender agiert Schönenborn solide bis souverän, er ist mit Stimmen und Stimmungen vertraut, gilt als eher konfliktscheu. Seine Kandidatur steht in der WDR-Tradition: Ob Tom Buhrow, Friedrich Nowottny, Monika Piel oder Fritz Pleitgen, stets wurden Journalisten und Programmmacher aus dem Haus in die Intendanz gewählt. Anders als bei Fuhst und Vernau spielt bei Schönenborn das Alter eine gewichtige Rolle. Mit seinen 59 Jahren wird er nur eine sechsjährige Amtszeit ausüben können. Das könnte ihn gegenüber den (Wahl-)Gremien sehr unabhängig machen, andererseits könnte er dringende Veränderungen nur anschieben, aber nicht vollziehen.

Helge Fuhst ist mit 40 Jahren der jüngste Kandidat. Sich in diesem Alter für das höchste WDR-Amt qualifiziert zu sehen, spricht für sein Selbstbewusstsein und für die Merkpunkte in seiner bisherigen Karriere. Angefangen hat er als Volontär beim NDR, danach war er Redakteur, ehe er als persönlicher Referent seines Mentors Tom Buhrow nach Köln zum WDR wechselte, um kurz darauf als stellvertretender Leiter der Intendanz zu arbeiten. Als Geschäftsführer des ARD-ZDF-Gemeinschaftsprogramms Phönix musste er den Sender verschlanken, nach seinem Wechsel ins Amt des Zweiten Chefredakteurs von ARD-aktuell überarbeitete er die „Tagesthemen“ durch regionale Einsprengsel („Tagesthemen mittendrin“), ein „Pro und Contra“-Format und mehr Kultur. „Prince Charming“ erreichte Veränderungen und Verbesserungen ohne großes Getöse, allerdings waren die bisherigen Herausforderungen von überschaubarer Bedeutung und Wirkung.

Elmar Theveßen, 57, ist der Mann an der Außenlinie. Der Journalist kann auf eine respektable Karriere im ZDF verweisen, die ihn bis zur Leitung des Studios in Washington gebracht hat. Weitere Aufstiegschancen in Mainz scheinen ihm verwehrt, ob Intendanz, Chefredaktion oder Programmdirektion – all diese Posten sind auf Jahre hin besetzt. Also Bewerbung in Köln, und dass er in die Schlussrunde geschafft hat, beweist seine Ambition, auch im Intendantenamt für Journalismus öffentlich-rechtlicher Prägung einzustehen, so ausführlich, so objektiv, so unaufgeregt wie irgend möglich. Und sollte Elmar Theveßen nicht zum WDR-Kapitän gewählt werden, was nun nicht die größte Überraschung wäre, wartet auf ihn in Washington the next big thing: die US-Präsidentenwahl am 5. November.

Eine Frau und drei Männer im Wahlrennen: Wer wird neuer WDR-Intendant?

Tom Buhrow hört Ende des Jahres als WDR-Intendant auf.

© IMAGO/Bonn.digital/IMAGO/MARC JOHN

Im WDR-Rundfunkrat gibt einen roten (SPD-)Freundeskreis, einen schwarzen (CDU) und einen grauen. Keiner ist stark genug, mit seinen Stimmen allein die Intendantenwahl zu entscheiden. Schönenborn ist jedenfalls der Favorit der roten Gruppierung, das frühere CDU-Mitglied Fuhst der schwarzen. Blockieren sich beide, könnte die Stunde von Katrin Vernau schlagen. Die Kandidaten haben im Hintergrund Stimmung für sich gemacht, nicht zuletzt, indem die 55 Räte abtelefoniert wurden.

Die Wahl ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht entschieden, der jeweilige Auftritt im Kölner Gürzenich könnte den Aufschlag geben. Es wird spannend.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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