Nachrichten, Lokalnachrichten und Meldungen aus Berlin und Brandenburg, Polizeimeldungen und offizielle Pressemeldungen der Landespressestelle des Landes Berlin.

Einem gelang das fast Unmögliche: Drei Proteinforscher teilen sich Nobelpreis für Chemie

Einem gelang das fast Unmögliche: Drei Proteinforscher teilen sich Nobelpreis für Chemie

© dpa/Steffen Trumpf

Update Einem gelang das fast Unmögliche: Drei Proteinforscher teilen sich Nobelpreis für Chemie

Der Nobelpreis geht in diesem Jahr zu einer Hälfte an US-Forscher David Baker sowie zum anderen Teil zusammen an Demis Hassabis und John Jumper, die beide in Großbritannien arbeiten.

Von

Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr zu einer Hälfte an David Baker (USA), zum anderen Teil an Demis Hassabis und John Jumper, die beide in Großbritannien arbeiten.

Baker erhält den Preis für rechnergestütztes Proteindesign, Hassabis und Jumper für die Vorhersage der komplexen Strukturen von Proteinen. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit.

Laut Akademie gelang Baker das fast Unmögliche: die Entwicklung einer völlig neuen Art von Proteinen. Hassabis und Jumper hätten ein KI-Modell entwickelt, um ein Jahrzehnte altes Problem zu lösen: die Vorhersage der komplexen Strukturen von Proteinen. Beide Entdeckungen bergen dem Nobelpreis-Komitee zufolge enormes Potenzial: Die Vielfalt des Lebens zeuge von der erstaunlichen Fähigkeit von Proteinen als chemische Werkzeuge.

Baker, geboren 1962 in Seattle, hatte erstmals 2003 aus Aminosäuren ein neues Protein geschaffen. Seitdem habe seine Arbeitsgruppe viele weitere Proteine produziert, die unter anderem für Pharmazeutika und Impfstoffe eingesetzt würden, hieß es.

Hassabis, geboren 1976 in London, und Jumper, geboren 1985 im US-amerikanischen Little Rock, stellten 2020 das KI-Modell „AlphaFold2“ vor, mit dessen Hilfe sich die Strukturen praktisch aller bisher bekannten 200 Millionen Proteine vorhersagen lassen. Die KI sei von Menschen in 190 verschiedenen Ländern genutzt worden, schreibt das Nobelkomitee. Das könne etwa bei der Klärung von Antibiotika-Resistenzen helfen oder beim Einsatz von Enzymen zum Abbau von Kunststoffen.

Beide Entdeckungen eröffnen enorme Möglichkeiten.

Heiner Linke, Vorsitzender des Nobelkomitees für Chemie

„Eine der Entdeckungen, die dieses Jahr gewürdigt werden, betrifft die Konstruktion spektakulärer Proteine. Die andere handelt von der Erfüllung eines 50 Jahre alten Traums: der Vorhersage von Proteinstrukturen aus ihren Aminosäuresequenzen. Beide Entdeckungen eröffnen enorme Möglichkeiten“, sagte Heiner Linke, Vorsitzender des Nobelkomitees für Chemie.

„Demis Hassabis und John J. Jumper haben den Code geknackt“, sagte Linke. „Durch den geschickten Einsatz Künstlicher Intelligenz gelang es ihnen, die komplexe Struktur praktisch jedes bekannten Proteins in der Natur vorherzusagen.“ Ein anderes Problem wurde von David Baker gelöst, so Linke in der Pressekonferenz weiter. „Er hat rechnergestützte Werkzeuge entwickelt, die es Wissenschaftlern nun ermöglichen, spektakuläre neue Proteine mit völlig neuen Formen und Funktionen zu entwerfen, die der Menschheit unendliche Möglichkeiten eröffnen.“

Ich hatte geschlafen, als mein Telefon klingelte. Ich ging ran und hörte die Verkündung und meine Frau fing an zu schreien, so laut, dass ich tatsächlich kurz Probleme hatte, meinen Gesprächspartner zu hören. Es stellte sich heraus, dass es ein sehr besonderer Tag sein wird.

David Baker, Professor für Biochemie an der University of Washington und der diesjährige Chemie-Nobelpreisträger

David Baker, der zur Pressekonferenz dazugeschaltet wurde, sagte, dass er sich „zutiefst geehrt fühle“. „Ich hatte geschlafen, als mein Telefon klingelte. Ich ging ran und hörte die Verkündung und meine Frau fing an zu schreien, so laut, dass ich tatsächlich kurz Probleme hatte, meinen Gesprächspartner zu hören. Es stellte sich heraus, dass es ein sehr besonderer Tag sein wird.“

Nasenspray mit einem neuen Protein

Baker sieht das Potenzial der KI für die Zukunft der Forschung als „enorm“ an und kommentierte die Arbeit der beiden anderen Nobelträger so: „Der Durchbruch von Demis und John hat uns wirklich gezeigt, wie mächtig KI sein kann. Die neuen KI-Methoden sind viel leistungsfähiger und genauer als die traditionellen Modellmethoden. Ich bin wirklich begeistert von all den Möglichkeiten, wie Proteindesign die Welt zu einem besseren Ort machen kann. Es könnte möglich sein, eine ganz neue Welt von Proteinen zu schaffen, die viele der Probleme des 21. Jahrhunderts lösen könnten“, sagte Baker.

Die Frage, ob er ein „Lieblingsprotein“ habe, verneinte Baker. „Ich liebe alle Proteine.“ Er sei allerdings „begeistert“ von einem Nasenspray, das Proteine enthalte, das vor allen möglichen pandemischen Viren schützen könnte. „Es handelt sich um ein völlig neu entwickeltes Protein, das das Coronavirus blockiert.“

Preisträger Hassabis ist Chef der Google-Tochterfirma DeepMind

Hassabis ist der Chef der auf KI spezialisierten Google-Tochterfirma DeepMind. Jumper ist dort Seniorwissenschaftler. Er wurde kürzlich vom Time Magazine zu den 100 einflussreichsten Leute in der KI-Welt gezählt. Die renommierteste Auszeichnung für Chemiker ist in diesem Jahr mit insgesamt elf Millionen Kronen (rund 970.000 Euro) dotiert. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:falseisSubscriber:falseisPaid:showPaywallPiano:false

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.