© picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow
Krise der deutschen Wirtschaft: Auch Bosch-Chef schließt weiteren Stellenabbau nicht aus
Tausende Jobs sollen beim Technologiekonzern bereits wegfallen. Und es könnten noch mehr werden, warnt der Vorsitzende der Geschäftsführung Hartung. Es sei derzeit „schwer, Prognosen zu treffen“.
Die deutschen Autobauer straucheln, bei VW wird über den Abbau von 30.000 Stellen spekuliert. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bittet Branchenvertreter zum Krisengipfel. Und auch Bosch-Chef Stefan Hartung schließt nicht aus, dass beim weltgrößten Zulieferer für die Automobilindustrie weitere Stellen abgebaut werden.
„Die momentane wirtschaftliche Lage macht es schwer, Prognosen zu treffen“, sagte der 58-Jährige den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. So könne niemand seriös vorhersagen, welche Produktion in fünf Jahren in welchen Bereichen benötigt werde.
Niemand baut gerne Stellen ab. Wenn es sich aber nicht vermeiden lässt, dann suchen wir gemeinsam mit unseren Arbeitnehmervertretern die sozialverträglichste Lösung.
Stefan Hartung, Bosch-Chef
„Entsprechend ist nicht auszuschließen, dass Kapazitäten verschoben oder auch abgebaut werden müssen“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung weiter. „Niemand baut gerne Stellen ab. Wenn es sich aber nicht vermeiden lässt, dann suchen wir gemeinsam mit unseren Arbeitnehmervertretern die sozialverträglichste Lösung“, fügte Hartung hinzu.
Bei Bosch stehen bereits 7000 Arbeitsplätze zur Disposition, fast die Hälfte davon in der Kernsparte Automobiltechnik. Der Konzern fertigt daneben unter anderem Wärmepumpen, Hausgeräte und Elektrowerkzeuge. Doch habe Bosch derzeit „fast überall Probleme mit der Nachfrage“, sagte Hartung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ im Juli.
Mit Blick auf die mögliche Schließung des Hildesheimer Elektromotorenwerks sagte Hartung den Funke Zeitungen weiter: „Zu unserem Werk in Hildesheim ist noch nichts entschieden.“ Eine entsprechende Beschlusslage für Anpassungen am Standort Hildesheim gebe es nicht. Man werde Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern zur „Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit“ aufnehmen, sagte Hartung.
Der Bosch-Chef betonte, dass der Technologiekonzern dazu stehe, wenn man sich mit den Arbeitnehmervertretern darauf verständigt habe, betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen. Wenn aber komplette Werke nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können, sei das eine „neue Lage.“
Chef von Bosch lehnt 4-Tage-Woche ab
Für rund 80.000 Beschäftigte in Deutschland hatte sich Bosch mit Arbeitnehmervertretern im vergangenen Jahr auf eine Jobgarantie bis 2027 geeinigt.
Hartung lehnte zudem die Einführung einer allgemeinen 4-Tage-Woche ab. „Mit der 4-Tage-Woche werde ich mich nicht anfreunden. Ich glaube nicht, dass wir uns das leisten können.“ Stattdessen müssten Deutschland und Europa mehr tun, um wieder wettbewerbsfähiger zu werden. „Die Wettbewerbsfähigkeit hat Europa einst stark gemacht. Jetzt haben wir sie eher aus den Augen verloren“, sagte Hartung.
Es sei wichtig, einen homogenen Markt in Europa zu schaffen, der auf Augenhöhe mit anderen Wachstumsregionen der Welt sei. In Deutschland müsse sich um Bildung und Infrastruktur gekümmert werden.
„Zudem sind die Arbeitskosten hoch. Wir brauchen aber dringend globale Wettbewerbsfähigkeit, hohe Produktivität und ein dynamisches Innovationsklima“, sagte Hartung. (lem)
Zur Startseite
- Robert Habeck
- Volkswagen
showPaywall:falseisSubscriber:falseisPaid:showPaywallPiano:false
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de
Kommentare sind geschlossen, aber trackbacks und Pingbacks sind offen.