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Pistorius bei Gedenken an Berlin-Blockade: „Ein russischer Sieg wäre viel teurer als die Unterstützung für die Ukrainer“
Vor 75 Jahren sicherte die Luftbrücke die Versorgung West-Berlins. Zum Festakt kommt Verteidigungsminister Pistorius – und zieht aus dem Jubiläum auch Lehren für die Zukunft.
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Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat mit Blick auf das Ende der Berliner Luftbrücke vor 75 Jahren zu Unterstützung für die internationale Ordnung und Frieden aufgerufen.
„Die Luftbrücke hat gezeigt, wie wichtig es ist, das Richtige zu tun. Wenn unsere Partner nur mit den Schultern gezuckt hätten oder sich darauf berufen hätten, dass die Kosten zu hoch, die Risiken zu hoch seien, wäre Berlin sehr wahrscheinlich am Ende gewesen“, sagte der SPD-Politiker am Sonntag zum Festakt in der Hauptstadt. „So selbstverständlich sich unsere Verbündeten damals für uns starkgemacht haben, so klar müssen auch wir heute für unsere internationale Ordnung, für Frieden und Freiheit einstehen.“
Deutschland dürfe nicht stillsitzen, wenn autoritäre Kräfte auf der Welt souveränen Staaten und Völkern ihren Willen aufzwingen, sagte der SPD-Politiker. „Wir können nicht zusehen, wenn das Völkerrecht, unsere Ordnung und unsere Werte mit Füßen getreten werden.“ Das gelte weltweit – in Afrika, im Nahen Osten und im Indopazifik und vor allem in der Ukraine.
Pistorius: Russischer Sieg würde uns teuer zu stehen kommen
„Wir müssen Putin zeigen, dass wir fest an der Seite der tapferen Ukrainerinnen und Ukrainer stehen, die jeden Tag für ihre Freiheit kämpfen – und auch für unsere“, sagte Pistorius. „Ein russischer Sieg über die Ukraine würde uns alle viel teurer zu stehen kommen als unsere Unterstützung für die Ukrainerinnen und Ukrainer“. Daher: „Wir werden sie so lange unterstützen, wie nötig“.
Zudem erinnerte Pistorius an den Wert der internationalen Zusammenarbeit. Erfolgreich für Werte wie Freiheit, Souveränität, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie sowie „die Einhaltung der regelbasierten internationalen Ordnung“ einzustehen, sei nur zusammen mit den Partnern möglich.
Kollektive Sicherheit ist unsere Stärke.
Boris Pistorius (SPD), Verteidigungsminister
Er wies darauf hin, dass bis 2027 eine Brigade der Bundeswehr dauerhaft in Litauen stationiert werden soll. Dies sei ein Ausdruck der Verantwortung im Nato-Bündnis und „ein großer Schritt für unser Land“. Vor allem aber sei es ein starkes Zeichen an die Verbündeten und zugleich auch an Russland. „Kollektive Sicherheit ist unsere Stärke.“
Drei Lehren hatte der Verteidigungsminister aus Berlins Geschichte für die Gegenwart und Zukunft gezogen. Zuletzt rief er zur Ausdauer auf. „Vor 75 Jahren musste die Sowjetunion einsehen, dass die feste Entschlossenheit der drei Westmächte und der Westberliner Bevölkerung mit einer Blockade nicht zu brechen war.“ Dies zeige, dass es möglich sei, gemeinsam „Unmögliches möglich zu machen: mit Entschlossenheit, dem notwendigen Willen und vor allem mit Mut.“
Wegner erzählt von seinem Vater
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte zuvor in seiner Rede auch Persönliches mit den Zuhörerinnen und Zuhörern geteilt. Er könne sich an Erzählungen seiner Großeltern und seines Vaters erinnern. „Mein Vater, der selbst in der Nähe des Flughafens Tempelhof stand, hat gesehen, wie die Maschinen immer wieder eingeflogen sind, wie sie vorher kurz wackelten, bevor sie Süßigkeiten für die Kinder herunterwarfen.“ Dies sei ein Zeichen von Menschlichkeit in schwierigen Zeiten gewesen. Diese werde auch heute gebraucht.
„Damals hat die Welt darauf geachtet, dass in Berlin die Freiheit und das Menschliche erhalten bleiben“, sagte Wegner. Heute benötigten andere diese Unterstützung. „In diesen Tagen denke ich an die Menschen in der Ukraine, die um ihre Freiheit und um ihr Leben bangen müssen.“
Mit mehr als 270.000 Flügen hatten die Alliierten in den Jahren 1948/49 die Versorgung Westberlins gesichert. Die Sowjetunion hatte damals als Antwort auf die Einführung der D-Mark im Westen die Land- und Wasserwege blockiert und die Strom- und Gasversorgung stark eingeschränkt. Mit ihren Landungen im Minutentakt sicherten die Alliierten damals das Überleben von zwei Millionen Menschen. (mit dpa)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de
Verteidigungsminister Pistorius hat absolut recht. Ein russischer Sieg wäre viel teurer als die Unterstützung für die Ukrainer. Es ist entscheidend, dass wir für unsere internationale Ordnung und Freiheit einstehen, egal wo auf der Welt autoritäre Kräfte agieren. Wir dürfen nicht passiv bleiben, wenn unsere Werte bedroht sind.
Als Deutsche finde ich es wichtig, dass wir uns für die Unterstützung der Ukrainer einsetzen. Ein russischer Sieg wäre viel teurer als die Kosten der Hilfe. Es ist entscheidend, dass wir für Frieden und Freiheit einstehen, so wie unsere Verbündeten es damals für uns getan haben.
Verstehe ich richtig, dass Verteidigungsminister Pistorius glaubt, ein russischer Sieg wäre wirklich teurer als die Unterstützung für die Ukrainer? Wie würde sich das in der Praxis auswirken?