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Ultras lehnen Wettbewerb ab: Ein Supercup, an dem sich die Geister scheiden

Ultras lehnen Wettbewerb ab: Ein Supercup, an dem sich die Geister scheiden

© IMAGO/Sven Simon

Ultras lehnen Wettbewerb ab: Ein Supercup, an dem sich die Geister scheiden

Beim VfB Stuttgart könnte die Stimmung vor dem Supercup gegen Leverkusen besser nicht sein. Nur die Ultras geben sich miesepetrig. Sie wollen das Spiel nicht sehen. Aber warum eigentlich?

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In Stuttgart haben es die Ultras des Vereins für Bewegungsspiele, kurz: VfB, gerade nicht leicht. Ihr Problem: Es herrscht Euphorie. Die Kicker des jahrelang vor sich dahinsiechenden Klubs waren in der vergangenen Saison derart erfolgreich, dass sie sich plötzlich in der Beletage des Profifußballs wiederfinden.

Der VfB Stuttgart tritt als Tabellenzweiter der abgelaufenen Spielzeit in der Champions League an, und als kleines Bonusspiel vorneweg trifft das Team von Trainer Sebastian Hoeneß am Samstag im sogenannten DFL-Supercup auf Bayer Leverkusen (Anstoß: 20.30 Uhr).

Die Schwaben sind bei all ihrer Bruddelei bekannt dafür, dass – wenn es mal läuft – sie sich ehrlich berauschen können an ihrem VfB. Zumal sie nach tristen Jahren mit vielen Trainerwechseln und etlichen (teils nicht erfolgreichen) Kämpfen gegen den Abstieg einiges aufzuholen haben.

Nun war der Preis des Erfolges, dass in Waldemar Anton, Hiroki Ito und dem fabelhaften Angreifer Serhou Guirassy drei Leistungsträger den Verein verlassen haben. In der Nahrungskette der Spitzenklubs ist der VfB ein kleiner Fisch.

Andererseits: Die Transfererlöse ermöglichten dem Klub ein paar Happen auf dem Transfermarkt. Ermedin Demirovic kam für 21 Millionen Euro vom FC Augsburg und – vermutlich noch wichtiger – der zuletzt ausgeliehene Fan-Liebling Deniz Undav wurde gar für 26,7 Millionen Euro fest von Brighton & Hove Albion verpflichtet.

Sportlich wird der VfB trotzdem zeigen müssen, ob er in der Spitze des europäischen Fußballs mithalten kann. Die Saison nach einem überraschenden Erfolg ist bekanntlich die schwerste, wie zuletzt auch der 1. FC Union aus Köpenick eindrucksvoll bewiesen hat. Dessen Qualifikation für die Champions League mündete beinahe in den Abstieg.

Was die Stimmung angeht, ist der VfB aber jetzt schon ein Kandidat für sämtliche zu vergebene Titel. 50.000 Zuschauer waren am vergangenen Samstag beim Testspiel gegen Athletic Bilbao in der Stuttgarter Arena. Und selbst bei den Trainingseinheiten schauen schon mal ein paar Tausend Zuschauer vorbei.

„Nach all der Scheiße, geht’s auf die Reise!“, dröhnte es schon in der Schlussphase der vergangenen Saison von den Rängen der VfB-Fankurve. Es kann, es soll jetzt richtig losgehen mit dem Fußball gegen die besten Klubs Europas.

Womit wir wieder bei den Ultras wären. Es ist das ewige Dilemma im Profifußball (und nicht nur da): Erfolg hat Kommerz zur Folge, der wiederum mit Entfremdung einhergeht. Der härteste Kern der Anhängerschaft erinnert regelmäßig daran. Beim VfB Stuttgart jedenfalls machen die Ultra-Gruppierungen Stimmung gegen die allgemeine Gefühlslage.

Während sich die meisten Fans sowie Trainer und Spieler auf das anstehende Supercup-Spiel gegen Leverkusen freuen, kündigten die Ultras – wie im Übrigen auch jene von Bayer – an, das Spiel nicht besuchen zu wollen. Auf Tagesspiegel-Anfrage verwies die Ultra-Gruppierung „Commando Cannstatt“ auf eine Mitteilung mehrerer Ultra-Gruppen.

„Der DFL-Supercup hat aus unserer Sicht keinerlei sportlichen Reiz als Wettbewerb und dementsprechend für uns keine Relevanz, die ein organisiertes Auftreten rechtfertigen würde“, heißt es darin. Und weiter: „Dass durch die Austragung des Supercups am Pokal-Wochenende eine völlig unnötige zusätzliche englische Woche, in unserem Fall mit der Auswärtsfahrt dienstags nach Münster, bestritten werden muss, kommt noch erschwerend hinzu.“

Der Supercup hat es schwer in der Gunst der Ultras – schon immer. Er ist als „Kirmespokal“ verschrien, als lästige Geburt jener Funktionäre, die auf eine schnelle Mark beziehungsweise inzwischen auf einen schnellen Euro aus sind.

Dabei müssen selbst die vermeintlich ehrlichsten und bodenständigsten Fans, als die sich die Ultras durchaus betrachten, zugeben, dass der – Vorsicht! – „Wettbewerb“ mit Unterbrechungen inzwischen seit knapp 40 Jahren existiert, wenn auch in unterschiedlichen Formen.

Zum ersten Mal auf der Bildfläche erschienen ist das Format 1987, damals firmierte das Spiel noch als „DFB-Supercup“. Seinem Ruf nicht unbedingt zuträglich war die zwischenzeitliche Umbenennung in „Panasonic“-Supercup.

So oder so: Ein bisschen Geschichte hat der Supercup schon vorzuweisen. Ein traditionsreicher Pokal ist er – zumal aus Ultra-Perspektive – noch lange nicht. Helfen im Ansehen der Fans könnte ein kampfbetontes, ein begeisterndes Spiel am Samstag.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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