© REUTERS/Lisa Leutner
Wasser, Wasser, Wasser: Katastrophe in Südosteuropa, Erleichterung in Wien und Dresden
Tote, Vermisste, weggespülte Bauten. Aber in Deutschlands und Österreichs Großstädten fühlen sich die Fachleute gut gewappnet.
Von
- Olivia Peter
- Franziska Schwarz
- Jana Wiese
Elf von den Behörden bestätigte Tote in vier Ländern, Vermisste, berstende oder überlaufende Staudämme: Drei Männer starben in Österreich, ein Mann in Polen und einer in Tschechien, sechs Menschen kamen bisher in Rumänien ums Leben. Vor allem in Polen und Tschechien kämpfen Menschen gegen das Hochwasser, in Dresden dagegen sind die Fachleute vergleichsweise erleichtert.
Die Elbe führt zwar immer mehr Wasser, nach Einschätzung von Hydrologen wird der Richtwert der höchsten Alarmstufe 4 am Pegel Dresden aber nicht erreicht. Sie gehen davon aus, dass die Elbe dort auf mehr als sechs Meter anschwellen wird. Am Montagvormittag wurden 5,62 Meter gemessen. Normal sind hier 1,42 Meter, bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter.
In Wien ist es ähnlich, obwohl die Bilder von hier sehr dramatisch wirken. Das Stadtbild ist geprägt von Flüssen, der Donauinsel und dem Donaukanal. Das gesamte Gebiet stand am Sonntag unter Wasser. Mit sinkendem Pegel wird hier jedoch das Ausmaß der Schäden sichtbar: Strandbars wurden weggespült, die Gehwege am Kanal sind voll mit angespülten Ästen und Bäumen. Am Montag begann die Straßenreinigung mit den Aufräumarbeiten.
Am Sonntag gab es im Westen der Stadt Evakuierungen mit Schlauchbooten, teilweise gab es weder Strom- noch Wärmeversorgung. Betroffen waren davon um die 100 Personen. Neugierig sind die Wienerinnen und Wiener trotzdem, das große Flutspektakel wurde schnell zur Attraktion.
Die Wiener Flüsse hatten sich in reißende Gewässer entwickelt: Normalerweise ist der Wienfluss im Westen der Stadt ein Bach mit Spazierweg, am Sonntag wurde er zu einem wilden Fluss, der bis in die U-Bahnschächte überschwappte. Stand Montagmittag sind Teile des U-Bahnnetzes weiterhin gesperrt, am Sonntag drang Wasser ein.
Auch mit der Bahn kommt man aus dem Westen Österreichs wegen der Schäden nicht nach Wien, und die Hauptautobahn in den Süden, die A2, war teilweise vollkommen überflutet.
Ein Flusskreuzfahrtschiff hat am Anleger festgemacht. Die Passagiere können die Schiffe nicht verlassen, weil der Anleger im Hochwasser nicht zugänglich ist.
© dpa/Christoph Reichwein
Anders als das umliegende Bundesland Niederösterreich ist Wien von der großen Katastrophe bislang verschont geblieben. Mit der Donauinsel und dem Ausbau des Wienflusses wurde bereits vor 40 Jahren Vorsorge getroffen, die Hochwasserschutzanlagen im Westen Wiens wurden bereits 1900 ausgebaut.
Ausgestanden ist die Extremwetterlage noch nicht: Meteorologen warnten vor erneuten Regenfällen im Laufe des Montags. Das Fassungsvolumen der Hochwasserschutzanlagen ist ausgelastet und die Situation im öffentlichen Verkehr soll sich frühestens am Mittwoch normalisieren.
Prinzipiell verfügt Wien über einen hervorragenden Hochwasserschutz, da die Donau über drei Wehranlagen verfügt. Nähert sich der Pegel einer riskanten Marke, werden die Wassermassen über die Neue Donau reguliert. Alle waren gut auf die angekündigte Situation vorbereitet.
Das Wasser steigt, aber wohl nicht hoch genug, um eine Katastophe auszulösen. Die Elbe in Dresden am Montag, im Hintergund die eingestürzte Carolabrücke.
© dpa/Robert Michael
Die Wassermassen haben allerdings dazu geführt, dass ansonsten harmlose Flüsse und Bäche, die zumeist wenig Wasser führen, zu reißenden Fluten wurden. Donaukanal, Wienfluss, Liesingbach haben kritische Pegelstände erreicht und sind teils auch über die Ufer getreten.
Die staatlichen Österreichischen Bundesbahnen hatten schon vor dem Wochenende von nicht dringenden Zugfahrten abgeraten, in der Nacht auf Sonntag wurden erste Streckenabschnitte aus Sicherheitsgründen gesperrt. Seit Sonntagnachmittag sind die wichtigsten Fernverkehrs-Routen in die Hauptstadt großräumig unterbrochen.
Auf der sogenannten Weststrecke zwischen Linz und Wien fährt mindestens bis Montagmitternacht, nichts mehr, genauso wenig auf der Südstrecke zwischen Mürzzuschlag und Wien. Die Oststrecke Richtung Ungarn ist ebenso außer Betrieb. Wegen des anhaltenden Regens und vielen unbefahrbaren Straßen gibt es keinen Schienenersatzverkehr. Sechsmal täglich (statt wie im normalen Zugbetrieb mehrmals stündlich) soll es im Notbetrieb einzelne Busse geben, die Wien mit den anderen Bundesländern verbinden.
Für viele andere Reisende, die Sonntag aus dem Westen Österreichs oder aus Deutschland nach Wien wollten, war die Endstation deshalb erstmal Linz, gut 180 Kilometer vor dem eigentlichen Ziel. (mit dpa)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de