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Wer kam zuerst?: Die frühen Siedler auf den Kanarischen Inseln

Wer kam zuerst?: Die frühen Siedler auf den Kanarischen Inseln

© imago/blickwinkel

Wer kam zuerst?: Die frühen Siedler auf den Kanarischen Inseln

Nur knapp 100 Kilometer liegen zwischen Fuerteventura und dem afrikanischen Kontinent. Doch laut einer neuen Studie erreichten die ersten Seefahrer überraschend spät die heute so beliebten Inseln.

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Sie gehören zu den beliebtesten Urlaubszielen weltweit, aber die Besiedlung der Kanarischen Inseln ist äußerst umstritten. Bislang gingen manche Forschende davon aus, dass Seefahrer aus Nordafrika den Archipel schon im 1. vorchristlichen Jahrtausend erreichten – schließlich liegt Fuerteventura nur knapp 100 Kilometer vom heutigen südlichen Marokko entfernt. Diese Hypothese stützte sich auch auf Berichte über den Seefahrer Hanno aus Karthago. Andere Fachleute waren der Ansicht, dass erst die Römer die Inselgruppe im 1. Jahrhundert vor Christus ansteuerten.

Dieser Haltung schließt sich nun ein spanisches Forschungsteam um Jonathan Santana von der Universität Las Palmas auf Gran Canaria an, und stützt sich dabei auf eine Analyse von Funden mit den bislang zuverlässigsten Datierungen. Denn – so schreibt die Gruppe in den „Proceedings“ der US-nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“) – viele ältere Datierungen gingen auf C14-Verfahren zurück, die das Alter überschätzten.

Um Jahrhunderte geirrt

Dies resultiert etwa daraus, dass bei Baumresten das Alter des Stammes datiert wird, aber nicht die Zeit des Fällens – dazwischen können mehrere Jahrhunderte liegen. Bei der Datierung von Muschelschalen werden Ergebnisse durch sogenannte Reservoireffekte verfälscht – dies hängt damit zusammen, dass Meerwasser eine niedrigere C14-Konzentration aufweist als die Atmosphäre.

Der Studie zufolge stammt der erste eindeutige Hinweis auf menschliche Präsenz auf den Inseln von den Römern. Diese erreichten die Kanaren demnach im 1. Jahrhundert vor Christus. In der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts schließlich besiedelten sie das heute unbewohnte Inselchen Lobos vor der Nordspitze von Fuerteventura. „Dies bildet die westlichste Grenze der römischen Präsenz in der Antike“, heißt es. Archäologische Funde aus der Region wie etwa Amphoren zeigten eine klare Ähnlichkeit zu Objekten aus dem Süden der Iberischen Halbinsel, schreibt die Gruppe. 

Erst später wurden die Inseln – vermutlich unabhängig von den Römern – von Berbergruppen besiedelt, die aus dem westlichen Nordafrika stammten. Diese erreichten Lanzarote – die nordöstlichste der Hauptinseln – zwischen dem 1. und dem 3. Jahrhundert und «wurden schließlich zu jenen indigenen Gemeinschaften, auf die die europäischen Seefahrer im späten Mittelalter trafen». 

Römer und Berber

„Unsere Analyse deutet zudem darauf hin, dass Römer und Berber die Kanarischen Inseln zwar einige Zeit zusammen bewohnten, aber falls es Kontakt zwischen ihnen gab, führte er nicht zu einem kulturellen oder genetischen Austausch“, heißt es. Demnach erreichten die Berbergruppen die Inseln vermutlich nicht als Mitfahrer auf römischen Schiffen, sondern mit eigenen Mitteln. Innerhalb von 200 Jahren besiedelten sie sämtliche Hauptinseln nach Westen bis nach La Palma und El Hierro. Im Gegensatz zu früheren Vermutungen sieht das Team keine klaren Hinweise für eine Präsenz phönizischer Seefahrer, etwa aus Karthago.

Grundsätzlich passen die neuen Ergebnisse zu Angaben des römischen Historikers Plinius dem Älteren aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert. Er schreibt in seiner Enzyklopädie „Naturalis historia“, dass die Römer auf die Inselgruppe stießen bei einer Expedition, die von dem befreundeten König Juba II. von Mauretanien unterstützt wurde. Plinius erwähnt nicht, dass es damals Menschen auf den Inseln gab.

Von einem regen Austausch der kanarischen Urbevölkerung – also den Nachfahren der Berber – mit dem afrikanischen Festland geht das Forschungsteam nicht aus. Selbst untereinander habe es – trotz der anfänglichen kulturellen und technologischen Gemeinsamkeiten – wenig Kontakte gegeben. „Als die Europäer im Mittelalter ankamen, waren die indigenen Populationen der Inseln in Bezug auf soziale Organisation, materielle Kultur, Wirtschaftsweise, Sprache und Demografie sehr unterschiedlich“, heißt es weiter. „Archäologen gehen davon aus, dass diese kulturelle und technologische Vielfalt zwischen den Inseln von einer Phase der Isolierung herrührt, bedingt durch fehlende Seefahrt zwischen den Inseln und unterschiedliche ökologische Bedingungen auf den Inseln.“

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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