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Wolfsgruß bei der EM: Demiral fällt nicht zum ersten Mal mit umstrittener Symbolik auf

Wolfsgruß bei der EM: Demiral fällt nicht zum ersten Mal mit umstrittener Symbolik auf

© REUTERS/Annegret Hilse

Wolfsgruß bei der EM: Demiral fällt nicht zum ersten Mal mit umstrittener Symbolik auf

Merih Demiral war der entscheidende Spieler beim Viertelfinaleinzug der Türkei. Seine sportliche Leistung geriet aber schnell in den Hintergrund und nun droht dem Verteidiger eine Sperre.

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Merih Demiral lieferte am Dienstagabend in Leipzig viel Gesprächsstoff. Der türkische Abwehrspieler schoss sein Team mit zwei Toren zum ersten Mal seit 2008 in ein EM-Viertelfinale, verteidigte herausragend und warf sich leidenschaftlich in jeden Zweikampf. Der 26-Jährige war zweifellos der Mann des Spiels beim 2:1 gegen Österreich. Seine sportliche Ausnahmeleistung geriet allerdings schnell in den Hintergrund.

Demiral hatte nach seinem zweiten Treffer mit den Fingern beider Händen den sogenannten Wolfsgruß geformt. Es ist das Symbol der „Grauen Wölfe“, der Anhänger der rechtsextremistischen „Ülkücü-Bewegung“, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Der Wolfsgruß ist in Deutschland, anders als in Österreich, nicht verboten.

Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun und ich hoffe, ich werde noch mehr Gelegenheiten haben, diese Geste zu machen.

Merih Demiral

Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hat wegen des Torjubels bereits ein Untersuchungsverfahren gegen Demiral eingeleitet. Es gehe dabei um ein angebliches unangemessenes Verhalten, teilte die Uefa am Mittwochvormittag mit. Sollte Demiral bestraft werden, könnten ihm Folgen für das Viertelfinale gegen die Niederlande am Samstag im Berliner Olympiastadion drohen.

In der Vorrunde hatte die Uefa den albanischen Stürmer Mirlind Daku für zwei Spiele gesperrt, nachdem dieser vor dem Fanblock nationalistische und serbenfeindliche Gesänge angestimmt hatte. In der Begründung hieß es, Daku habe „die allgemeinen Verhaltensgrundsätze nicht beachtet, gegen die Grundregeln des anständigen Verhaltens verstoßen, Sportveranstaltungen für unsportliche Äußerungen genutzt und den Fußballsport in Verruf gebracht“. Ob die Uefa Demirals Verhalten ähnlich bewertet, wird sich in den kommenden Tagen zeigen.

2019 salutierte Demiral beim Torjubel

Der türkische Matchwinner reagierte nach dem Spiel mit Unverständnis auf Fragen nach seiner Geste. Diese sei „normal“ und es gebe „keine versteckte Botschaft dahinter“. Er habe gesehen, dass Fans im Stadion ebenfalls den Wolfsgruß gezeigt hätten und er habe nur ausdrücken wollen, wie sehr er sich freue und wie stolz er sei.

„Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun und ich hoffe, ich werde noch mehr Gelegenheiten haben, diese Geste zu machen“, sagte Demiral bei der Pressekonferenz nach Abpfiff. Auf X postete er ein Foto des Jubels mit dem Wolfsgruß und den Worten: Glücklich derjenige, der sich als Türke bezeichnet.

Demiral, der seinen großen Durchbruch in Italien geschafft hatte und seit 2023 in Saudi-Arabien spielt, steht nicht zum ersten Mal im Zentrum einer Debatte über Nationalismus und politische Symbole auf dem Fußballplatz. Im Oktober 2019 salutierte der Innenverteidiger nach einem wichtigen Tor in der EM-Qualifikation gegen Frankreich mit mehreren Mitspielern demonstrativ vor den Fernsehkameras.

Wolfsgruß bei der EM: Demiral fällt nicht zum ersten Mal mit umstrittener Symbolik auf

2019 salutierte Merih Demirel (links) mit einigen Nationalmannschaftskollegen.

© imago/Seskim Photo

Kurz zuvor hatte das türkische Militär eine Luft- und Bodenoffensive in Nordsyrien gestartet. Die Erdoğan-Regierung nannte den Einsatz „Operation Friedensquelle“ und rechtfertigte ihn als Selbstverteidigung gegen die dort präsente Kurdenmiliz YPG.

Aus dem Ausland gab es jedoch große Kritik an der Türkei, viele Völkerrechtler stuften den Angriff als völkerrechtswidrig ein. Demirals damaliger Verein Juventus Turin bestellte ihn zum Rapport, sah anschließend aber kein Fehlverhalten. Der Abwehrspieler selbst äußerte sich nicht zu der umstrittenen Aktion, in der Türkei ist das Militär allerdings deutlich präsenter in der Öffentlichkeit. Es ist umstritten, ob das Salutieren zwangsläufig als politische Aussage aufzufassen ist.

Die Uefa, deren Statuten politische Äußerungen und Symbole während des Spiels verbieten, verwarnte anschließend 16 Spieler, darunter Demiral, und verurteilte den türkischen Verband zur Zahlung von 50.000 Euro. Mit einer Geldstrafe könnten der Verteidiger und sein Team nach dem Wirbel um den Wolfsgruß sicher auch gut leben. Denn am Samstag gegen die Niederlande wäre eine Sperre Demirals sportlich nur schwer zu kompensieren.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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