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44 Prozent weniger als vor zwei Jahren: Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen setzt sich auch im April fort
Die Nachfrage nach Wohnungen steigt, gleichzeitig werden immer weniger Genehmigungen erteilt. Laut Statistischem Bundesamt sinkt die Zahl seit zwei Jahren kontinuierlich.
Die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland geht seit mittlerweile zwei Jahren Monat für Monat zurück – und das meist zweistellig. Im April betrug das Minus 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und fast 44 Prozent im Vergleich zum April 2022, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte. Das Thema Wohnungsnot werde das beherrschende Thema im Bundestagswahljahr 2025, erwartet die Bauindustrie.
Im April wurde der Bau von 17.600 Wohnungen genehmigt. In den ersten vier Monaten dieses Jahres waren es damit 71.100 Wohnungen – 18.900 oder 21 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Angaben des Statistikamts umfassen Wohnungen in neuen Gebäuden und neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden.
Am stärksten ging im April die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser zurück, das Minus lag bei 32,5 Prozent im Vorjahresvergleich. Bei Zweifamilienhäusern betrug der Rückgang 18,3 Prozent, bei Mehrfamilienhäusern 20,2 Prozent.
„Was heute nicht genehmigt wird, können wir morgen nicht bauen und wird den Mieterinnen und Mietern am Markt fehlen“, warnte der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB). Schon jetzt müssten eigentlich hunderttausende Wohnungen zusätzlich beauftragt werden. „Davon sind wir meilenweit entfernt.“
Seit Mai 2022 „kennen die Baugenehmigungszahlen für Wohnungen in Deutschland nur eine Richtung: abwärts“, konstatierte der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Gleichzeitig sei im selben Zeitraum die Zahl der Bevölkerung um 3,7 Millionen Menschen gestiegen.
Hauptgeschäftsführer Tim Oliver Müller forderte „schnellstens die Trendwende“. Die Bauwirtschaft müsse „mehr Freiräume erhalten, um effizienter, kostengünstiger und innovativer zu bauen“.
Hohe Zinsen und steigende Kosten belasten die Branche
Auch ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa wandte sich erneut an die Politik: Sie könne zum einen das Bauen einfacher und damit günstiger machen, indem nicht immer der Stand der Technik, sondern auch das technisch Notwendige rechtssicher gebaut werden darf, erklärte er.
Zum zweiten seien die Anforderungen bei den staatlichen Bauförderungen zu hoch. Eine „eindeutige und langfristige Fördersystematik“ nicht nur für besonders energieeffiziente Häuser „würde dem Wohnungsbau einen merklichen Schub geben“.
Hohe Zinsen für Baukredite und stark gestiegene Baukosten sind die Hauptgründe für die Wohnungsbaumisere. Im vergangenen Jahr wurden laut Statistik 294.400 Wohnungen fertiggestellt. In diesem Jahr geht die Baubranche von nur rund 235.000 fertiggestellten Wohnungen aus.
Der Bedarf liegt laut Schätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wegen der deutlich gestiegenen Zuwanderung aber bei jährlich 372.000 Wohnungen bis 2025.
Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) warnte, der Wohnungsmangel sei „sozialer und politischer Sprengstoff“. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung wachse „verständlicherweise“.
Der GdW forderte „dringend eine zuverlässige und langfristige Unterstützung des bezahlbaren Wohnungsneubaus“. An einem „groß angelegten Zinsförderprogramm“ führe kein Weg vorbei. (AFP)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de