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Verpasste Chancen auf dem Arbeitsmarkt: Frauen hauen nach wie vor weniger rein

Arbeitsmarktpotenziale werden nicht genutzt: Frauen arbeiten nach wie vor weniger Stunden

© dpa/Sebastian Gollnow

Arbeitsmarktpotenziale werden nicht genutzt: Frauen arbeiten nach wie vor weniger Stunden

In Deutschland wird laut einer Studie so viel gearbeitet wie nie, doch fast jede zweite Frau ist nur in Teilzeit beschäftigt. Das liegt auch an traditionellen Rollenverteilungen. Und hat wirtschaftliche Folgen.

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Vor allem wegen der Frauen ist das Arbeitsvolumen auf ein Rekordniveau gestiegen. Im vergangenen Jahr arbeiteten die abhängig Beschäftigten insgesamt rund 55 Milliarden Stunden, 1991 waren es 52 Milliarden, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ermittelt.

Gleichzeitig ist die durchschnittliche Wochenarbeitszeit etwas gesunken. „Um dem Fachkräftebedarf zu begegnen, sollten das Arbeitsmarktpotenzial von Frauen besser genutzt und Fehlanreize behoben werden“, schreibt das DIW in einer aktuellen Studie.

33Stunden arbeiten Frauen im Schnitt in der Woche, Männer dagegen 40 Stunden.

Die Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöhte sich zwischen 1991 und 2022 um 16 Prozentpunkte auf 73 Prozent. „Darin spiegelt sich der gesellschaftliche Wandel vom Einverdiener- zum Zweiverdienerhaushalt wider“, konstatiert das Wirtschaftsforschungsinstitut. Gleichzeitig würden Frauen immer noch deutlich mehr Zeit für Kinderbetreuung und Hausarbeit aufwenden als Männer. Bei der Erwerbsarbeit sei es umgekehrt: Frauen arbeiten durchschnittlich etwa 33 Stunden, Männer hingegen 40 Stunden.

Bei der sogenannten Sorge- und Hausarbeit holen Männer nur langsam auf.

DIW-Studie

Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Männer ist seit 2011 „leicht rückläufig“, doch bei der sogenannten Sorge- und Hausarbeit „holen sie nur langsam auf“. Wenn sich der Trend fortsetze, werde es noch Jahrzehnte dauern, insbesondere bei der Kinderbetreuung, bis Männer und Frauen gleich viel Zeit dafür aufwenden.

Auch aufgrund der Rollenverteilung sei fast die Hälfte der Frauen teilzeitbeschäftigt, obwohl einige gern mehr arbeiten würden. „Ihr Potenzial für den Arbeitsmarkt bleibt also teilweise ungenutzt“, schreibt das DIW. Der Anteil von Frauen, die ihre Arbeitszeit aufstocken wollen, sei höher als der bei Männern.

Im Osten arbeiten Frauen mehr

In Westdeutschland sind Frauen häufiger unterbeschäftigt als in Ostdeutschland, was womöglich mit der besseren Kinderbetreuung und der bereits in der DDR hohen Erwerbsquote von Frauen zu erklären ist. Grundsätzlich steigt bei Frauen die Unterbeschäftigung, wenn sie Kinder haben.

7Millionen Menschen in Deutschland haben einen Minijob.

Eine Ausweitung der Arbeitszeit scheine auch „an der monatlichen Verdienstgrenze für einen Minijob (von derzeit 538 Euro) zu scheitern“, schreibt das DIW weiter. Es gibt rund sieben Millionen Minijobber. Diese Form der geringfügigen Beschäftigung war mit den Hartz-Reformen vor gut 20 Jahren eingeführt worden. Damals gab es Massenarbeitslosigkeit, heute fehlen Arbeitskräfte.

Die DIW-Autorinnen plädieren für Änderungen bei den Lohnsteuerklassen und beim Ehegattensplitting, damit es sich für Zweitverdienerinnen mehr lohnt, ihre Arbeitszeit über die Minijob-Grenze hinaus auszuweiten. Und die Politik könnte eine „gerechtere Aufgabenverteilung zwischen den Geschlechtern“ fördern, indem „zusätzliche Kita-Plätze und Elternzeitregelungen für Väter“ geschaffen würden.

2022 besuchten 36 Prozent der unter Dreijährigen eine Kindertagesbetreuung, während sich 49 Prozent der Eltern eine solche Betreuung wünschten, hat das DIW ausgerechnet. „Eine umfassendere Versorgung mit Kita-Plätzen ist daher unerlässlich, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten und so Müttern eine stärkere Erwerbsbeteiligung in ihrem gewünschten Umfang zu ermöglichen.“

Wenn es überhaupt zu Veränderungen bei den Arbeitszeiten kommt, könnten bestehende Rollenverteilungen zementiert werden.

DIW-Wissenschaftlerinnen zum FDP-Vorschlag zu steuerfreien Überstunden

Steuerfreie Überstunden, wie kürzlich von der FDP angeregt, sehen die DIW-Wissenschaftlerinnen skeptisch. „Wenn es überhaupt zu Veränderungen bei den Arbeitszeiten kommt, könnten bestehende Rollenverteilungen zementiert werden.“ Denn häufig dürfte es der Mann (mit dem höheren Einkommen) sein, der seine Arbeitszeit ausweitet und Überstunden macht. Auch die Erfahrungen in Frankreich sprechen gegen eine Steuerbefreiung, die „keinen Effekt auf das Gesamtarbeitsvolumen“ gehabt habe.

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  • Ehegattensplitting

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

3 Kommentare
  1. Anna Müller sagt

    Frauen sollten mehr Unterstützung erhalten, um ihre Arbeitsmarktpotenziale voll auszuschöpfen. Es ist wichtig, traditionelle Rollenbilder zu überwinden und gleiche Chancen für alle zu schaffen.

  2. Lisa_1985 sagt

    Frauen sollte mehr ermutigt werden, sich in Vollzeitbeschäftigung zu engagieren. Es ist wichtig, die traditionellen Rollenbilder aufzubrechen und das volle Arbeitsmarktpotenzial der Frauen auszuschöpfen. Gleichberechtigung bedeutet auch gleiche Chancen im Berufsleben.

  3. AnnaMüller sagt

    Frauen leisten nach wie vor genauso viel wie Männer auf dem Arbeitsmarkt, jedoch werden ihre Potenziale nicht ausreichend genutzt. Es ist wichtig, dass die traditionellen Rollenverteilungen überdacht werden, um Frauen die gleichen Chancen zu bieten. Nur so kann auch die Wirtschaft davon profitieren.

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