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Der Fall Demiral und seine Folgen: Es ist falsch, jetzt das gesamte türkische Team an den Pranger zu stellen

Der Fall Demiral und seine Folgen: Es ist falsch, jetzt das gesamte türkische Team an den Pranger zu stellen

© AFP/RONNY HARTMANN

Der Fall Demiral und seine Folgen: Es ist falsch, jetzt das gesamte türkische Team an den Pranger zu stellen

Merih Demiral hat bei einer Veranstaltung polarisiert, die etwas Verbindendes haben sollte. Dass die Uefa nun den türkischen Nationalspieler bestrafen wird, ist legitim. Doch mehr auch nicht.

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Es war eine große Hoffnung vieler Menschen im Lande, dass die Fußball-Europameisterschaft etwas Verbindendes haben würde, ein zerrissenes Europa trotz des sportlichen Wettbewerbs wieder ein wenig enger zusammenrücken lassen könnte. Nach dem Wolfsgruß des türkischen Nationalspielers Merih Demiral, des Doppeltorschützen der Türkei beim 2:1 gegen Österreich im Achtelfinale, sieht es zumindest im Verhältnis Türkei und Deutschland unterkühlt aus.

Diverse kritische Äußerungen deutscher Politikerinnen und Politiker zu Demirals Geste, Erkennungszeichen der vom Verfassungsschutz beobachteten, rechtsextremistischen türkischen „Ülkücü“-Bewegung (Graue Wölfe), konterte Ankara mit der Einbestellung des deutschen Botschafters.

Wahrscheinlich war die Einbestellung von Ankara eine nach innen gerichtete Maßnahme, um mit erregten Menschen daheim auf Kurs zu gehen. An sich reagieren totalitär geführte Staaten so, wenn sie sich vom Ausland ungerecht behandelt fühlen. Das ist natürlich eine Vereinfachung, denn nicht der deutsche Staat hat Demirals Tat verurteilt, sondern einige, zugegeben viele Menschen, mit dem demokratischen Recht auf Meinungsäußerung im Rücken.

Mit der türkischen Nationalmannschaft verbindet die Deutschen viel

Dass die Uefa nun den türkischen Nationalspieler sehr wahrscheinlich bestrafen wird, ist legitim. Derlei Gesten haben bei einer großen Sportveranstaltung nichts zu suchen. Rassismus und Rechtsextremismus trennen die Menschheit. Demiral hat polarisiert.

Das ist schade, denn mit der türkischen Nationalmannschaft verbindet die Deutschen viel, drei Stammspieler des türkischen EM-Teams kommen aus Deutschland und haben schon zum Teil in den deutschen U-Auswahlteams gekickt. Es ist also wahrscheinlich, dass am Samstag von München bis Berlin mehr den Türken als den Niederländern die Daumen drücken werden; aus Verbundenheit und auch ohne türkische Verwandtschaft.

Eines ist ganz wichtig: Es stehen am Sonnabend nicht elf Demirals auf dem Platz. Solange es die Geste eines Einzelnen war, besteht noch Hoffnung, dass der Fußball wieder verbinden kann.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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