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Der Lichtblick an einem düsteren Tag: Boris Lum feiert sein Profidebüt für Hertha BSC

Der Lichtblick an einem düsteren Tag: Boris Lum feiert sein Profidebüt für Hertha BSC

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Der Lichtblick an einem düsteren Tag: Boris Lum feiert sein Profidebüt für Hertha BSC

Mit 16 Jahren kommt Boris Lum erstmals in der Zweiten Liga für Hertha zum Einsatz. Für die Zukunft erhoffen sich die Berliner noch einiges von dem Talent aus dem eigenen Nachwuchs.

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Boris Lum verließ die Stätte seines bisher größten sportlichen Erfolgs in Begleitung eines persönlichen Bodyguards. Es handelte sich um eine Mitarbeiterin aus der Medienabteilung von Hertha BSC, die ihn nicht nur durch die Katakomben des Olympiastadions geleitete, sondern ihn auch gegen Fragen von Journalisten abschirmte.

Bei Spielern, die noch nicht volljährig sind, ist das nicht ungewöhnlich. Insofern war es auch bei Boris Lum normal, dass er sich nach seinem Profidebüt für den Berliner Fußball-Zweitligisten nicht öffentlich äußerte. Eher nicht normal ist, wie lange es noch dauert, bis er volljährig wird. Mehr als ein Jahr nämlich.

Als der Mittelfeldspieler am Sonntag, um 15.15 Uhr, von seinem Trainer Cristian Fiél eingewechselt wurde, war er exakt 16 Jahre 11 Monate und 27 Tage alt. Boris Lum hat damit Geschichte geschrieben: Kein Spieler von Hertha BSC war bei seinem ersten Einsatz für die Profis jünger als er.

Doch wie Lums Debüt, so hatte auch das Spiel gegen die SV Elversberg insgesamt eine historische Dimension. Hertha war beim 1:4 gegen die Saarländer historisch schlecht. „Es war ein komplett ärgerlicher Tag“, sagte Kapitän Toni Leistner nach der dritten Niederlage im vierten Heimspiel dieser Saison.

Ein solches Debakel im eigenen Stadion hat der Klub in der Zweiten Liga zuletzt am 16. Mai 1996 erlebt. Damals verlor Hertha gegen den SV Meppen ebenfalls 1:4. Eine (offiziell) höhere Heimniederlage kassierten die Berliner vor mehr als 30 Jahren: Im November 1993 unterlagen sie dem Wuppertaler SV 0:3.

In beiden Spielzeiten kämpfte Hertha gegen den Abstieg aus der Zweiten Liga. In dieser Saison hat der Klub andere Ambitionen. Mit Auftritten wie gegen Elversberg und bei anhaltender Schwäche im eigenen Stadion dürften sich höhere Ziele allerdings schnell erledigen. Zum Vergleich: Als Hertha 2013 zum vorerst letzten Mal in die Bundesliga aufgestiegen ist, hat die Mannschaft in der gesamten Saison kein einziges Heimspiel verloren.

Der Lichtblick an einem düsteren Tag: Boris Lum feiert sein Profidebüt für Hertha BSC

Gut am Ball, gut im Raum. Boris Lum gilt bei Hertha BSC schon länger als herausragendes Talent.

© dpa/Soeren Stache

„Wir haben es nie geschafft, dominant und mal richtig druckvoll zu sein“, sagte Mittelstürmer Luca Schuler nach der happigen Niederlage gegen Elversberg. „Sehr enttäuschend“ fand er den Auftritt des gesamten Teams.

Der Junge ist echt agil. Da merkt man keinen Leistungsabfall. Der tut uns echt gut.

Herthas Kapitän Toni Leistner über Boris Lum

So war das Profidebüt von Boris Lum für die Berliner der einzige Lichtblick an einem düsteren Tag. Als der Junge aus dem eigenen Nachwuchs fünf Minuten vor dem Ende an der Seitenlinie zur Einwechslung bereitstand, machte sich im Olympiastadion – trotz des frustrierenden Rückstands von 1:4 – noch einmal freudige Erwartung breit.

Boris Chi Mamuzah Lum steht auf dem Aufstellungsbogen, Mamuzah Lum auf seinem Trikot mit der Nummer 21 – im Klub aber nennen ihn alle nur Bobo. „So wie er sich auf dem Platz zeigt – frech, mutig –, so ist er auch als Typ“, sagte Herthas Sportdirektor Benjamin Weber.

Fünf Ballkontakte wurden für den deutschen U-18-Nationalspieler gegen Elversberg bis zum Schlusspfiff noch gezählt. Einmal unterband er mit einer Grätsche eine gute Kontergelegenheit der Gäste, verhinderte dadurch eine Vier-gegen-zwei-Überzahlsituation. Ein anderes Mal wusste er sich nur noch mit einem Foul zu helfen, nachdem ihm der Ball versprungen war. „Der Junge ist echt agil. Da merkt man keinen Leistungsabfall“, sagte Kapitän Leistner, der doppelt so alt ist wie Lum. „Der tut uns echt gut.“

Mit noch nicht einmal 17 Jahren gehört Lum zum jüngeren der beiden A-Jugend-Jahrgänge. Zuletzt aber ist er ausschließlich in der U 23 zum Einsatz gekommen. Doch selbst Herthas zweiter Mannschaft scheint er inzwischen entwachsen zu sein. Am Freitag, bei deren Heimsieg gegen den FSV Luckenwalde, war er zwar im Amateurstadion, jedoch nur als Zuschauer auf der Tribüne.

Lum kam mit acht zu Hertha

„Das ist ein sehr talentierter, extrem fleißiger Junge. Es gibt nicht viele, die in dem Alter schon auf dem Niveau spielen können“, sagte Luca Schuler, der für Lum vom Feld gegangen war. „Ich bin mir sicher, dass Bobo uns diese Saison noch viel Spaß machen wird.“

Bereits mit acht Jahren ist der gebürtige Berliner nach Stationen bei Borussia Friedrichsfelde und dem 1. FC Union in den Nachwuchs von Hertha BSC gewechselt. Seine außerordentliche Begabung ist im Verein früh registriert worden. Als 15-Jähriger erhielt Lum einen Fördervertrag bis 2026, Anfang dieses Jahres durfte er erstmals mit den Profis ins Trainingslager nach Spanien reisen. Es sei ein Genuss, ihn spielen zu sehen, hat der damalige Cheftrainer Pal Dardai über ihn gesagt. „Er ist der geborene Fußballer.“

Lum sei „ein quirliger Junge, der auch immer wieder eine Lösung hat“, sagt Cristian Fiél, Dardais Nachfolger als Cheftrainer. Neben seiner guten Technik verfügt der Mittelfeldspieler über eine exzellente Vororientierung. Thomas Broich, bis zum Sommer Leiter Methodik in Herthas Nachwuchs, hat ihm einmal „den perfekten Rundumblick“ bescheinigt.

Lum, der den französischen Weltmeister N’Golo Kanté als eines seiner Vorbilder bezeichnet, ist frech und unbekümmert. Dass er sich nicht viele Gedanken mache, „das wusste ich“, hat Cristian Fiél nach dem Spiel gegen Elversberg gesagt. „Deshalb war es für mich kein Problem, ihn heute zu bringen.“

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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