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Falten aus Farbe: Die Berliner Positions Art Fair

Falten aus Farbe: Die Berliner Positions Art Fair

© Galerie Tammen / VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Falten aus Farbe: Die Berliner Positions Art Fair

Zum elften Mal bietet die Messe im ehemaligen Flughafen Tempelhof einen Blick auf das breite Angebot von über 100 Galerien – diesmal mit Kunst ab 1900.

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Stofflich geht es bei Franziska Reinbothe zu. Jedoch arbeitet die Malerin nicht auf, sondern mit den eigentlichen Bildträgern: dekonstruiert die Leinwand mit Schnitten und Faltungen, Nähten und Perforierungen oder zerbricht auch schon mal den Keilrahmen.

Während ihre mit Acrylfarbe gemalten „Umformungen“, wie die Absolventin der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig die zwischen Malerei und Skulptur irisierenden Werke nennt, aus der Form geraten, erscheinen ihre Chiffon-Arbeiten am Stand von Mathias Güntner (Hamburg/Berlin) wie das ästhetische Gegenprogramm. Weich fließende Falten, delikat, geradezu meisterlich gemalt, vermutet man auf den ersten und auch noch auf den zweiten Blick.

111 Galerien aus 24 Ländern

Erst bei genauem Inspizieren entpuppt sich Reinbothes vergnügliche Chuzpe. Die durch das leuchtend gelbe, transparente Gewebe durchscheinende Holzstruktur ist der reale Keilrahmen und auch für die Falten gilt Frank Stellas „what you see is what you see“ – sie bestehen aus nichts weiter als einer geschickt drapierten weiteren Textilschicht (2300-7500 Euro).

Auf der Berliner Kunstmesse Positions Art Fair wird die Malerei ansonsten nicht derart dezidiert hinterfragt oder auch augenzwinkernd hintergangen. Zur elften Ausgabe ist vor allem das traditionelle Medium allgegenwärtig. Kunstproduzierende aus 60 Nationen, vertreten durch 111 Galerien aus 24 Ländern wetteifern in den Hangars des ehemaligen Flughafens Tempelhof um die Gunst der Sammlerinnen und Sammler. Erste Punkte gab es bereits am Vorabend der Eröffnung bei Station of Art aus Warschau für den Maler Paweł Grabowski sowie für den Farbmagier Ruprecht Geiger am Stand von Malte Ueckermann, der dazu die minimalistischen, subtil zwischen Skulptur und Architektur austarierten Stelen von Elisabeth Lux präsentiert.

Motive von Macke und Liebermann

Gewohnt klassisch gibt sich Thole Rotermund. Highlight ist Max Pechsteins Aquarell „Fischerboote im Hafen“ von 1922 für 128.000 Euro. Daneben offeriert der Hamburger Kunsthandel Originale und Druckgrafiken von Max Liebermann, Ernst Heckel und Alexej von Jawlensky oder Kunststückchen aus den Skizzenbüchern von August Macke (ab 12.000 Euro).

Jörg Maaß aus Berlin wartet mit hochkarätiger Druckgrafik von Emil Nolde oder Karl Schmidt-Rottluff auf sowie mit einer „Kaffeehausszene“, die George Grosz 1918 mit lockerer Rohrfeder und bissigem Humor gezeichnet hat (6000-64.000 Euro). Das teuerste Werk der Messe hängt mit Rudolf Jahns 1923 abstrakt gemaltem „Akt mit Bäumen“ für 300.000 Euro bei der Galerie Brockstedt.

Falten aus Farbe: Die Berliner Positions Art Fair

Andy Warhol: „The Souper Dress“, 1966/67, Siebdruck auf Baumwollkleid.

© Foto: Galerie Benden und Ackermann

Mit Andy Warhol, Tom Wesselman oder Roy Lichtenstein bringt die rheinländische Galerie Benden und Ackermann Schwergewichte der Pop Art auf die Positions. Überwiegend handelt es sich um Auflagenobjekte im fünfstelligen Euro-Bereich, angeführt von Warhols Siebdruck „Joseph Beuys“ für 55.000 Euro.

Die sogenannten Malerfürsten hat Osper im Gepäck. Markus Lüpertz’ impulsives Ölbild „Rückenakt“, 2005 von einer Schildkröte und Bäumen flankiert, bietet die Kunsthandlung aus Köln für 85.000 Euro an. Eindeutig männliche Akte „Ohne Hose in Avignon“ hat Georg Baselitz mit fein schraffierter Kaltnadel und Aquatinta selbstredend auf den Kopf gestellt (je 11.000 Euro).

Etablierte Malerei der mittleren Generation vertritt die Galerie Tammen mit Lars Theuerkauff, der persönlich in einem der Porträts von Volker Leyendecker zu sehen ist. Eine starke Figuration kommt von dem Schweizer Michael Streun, dessen dunkel gestimmte Landschaften, bei aller intensiven Farbigkeit frösteln machen und nachdenklich stimmen.

Ein Fokus auf Korea

Dank des diesjährigen Länderschwerpunkts ist Kunst aus Südkorea geballt präsent. Nach K-Pop nun also auch K-Art. Am Gemeinschaftsstand mit der Berliner Galerie FeldbuschWiesnerRudolph, die Arbeiten von Anna Nero und Benedikt Leonhardt präsentiert, zeigt ThisWeekendRoom aus Seoul die 1980 geborene Jina Park. Ausgebildet in orientalischer Malerei, hat die Künstlerin nach einem DAAD-Stipendium bei Neo Rauch und Heribert C. Ottersbach in Leipzig studiert. In surreal anmutenden Bildern gewinnt Park der matten Sprödigkeit von Eitempera brillante Oberflächen ab und vereint Bildtraditionen ihrer Heimat mit zeitgenössischer Motivik.

Des Weiteren aus Südkorea angereist sind die Aria und die N Gallery, Seojung Art sowie Choi & Choi aus Köln und Seoul. Aus der asiatischen Kunstmetropole kommt auch die ERD Gallery mit skurrilen und überaus heiteren Arbeiten von Kim Cham Sae, die mit koreanischen Farbtechniken, mit Schrift und Textilien scheinbar wütende, kindliche Wesen oder Tiere malt und zu überbordenden Collagen vereint.

Skulpturen, die schmelzen

Überhaupt erfährt textile Kunst auch auf der Positions ein Revival. Trendig Stoffliches vertritt die Galerie Intershop aus Leipzig mit Judith Miriam Escherlor und Louise WallSeneit. Bei Von Schulthess Collection & Residency aus Zürich hat Abi Spendlove einen spannenden Auftritt. Die 1985 geborene Britin arbeitet mit Eis, das sie einfärbt und schmelzen lässt. Auf den dünnen Stoffen erinnern die zufälligen Strukturen an die Zusammensetzung von Natur und Landschaft (600-7500 Euro).

Im Gegensatz zu Spendloves ruhigen Materialexkursionen trumpft die US-Amerikanerin Sadie Laska mit Stoffcollagen auf, die wie Demo-Transparente wirken. Ein Vogelfisch seufzt da „go fund yourself“ und auf einer kopfüber herabwehenden Figur ohne Kopf ist „make words less human“ zu lesen. Die fröhlich makabren Fahnen und Windsäcke sind am Stand von Golestani aus Düsseldorf zu entdecken.

Kunst und Kleider

Eine lohnende Wiederentdeckung bieten die Arbeiten von Detlef Halfa, der seine abstrakten Rollerpaintings mit handelsüblichen Farbrollen gemalert hat. Zu sehen ist der 2006 verstorbene Künstler, der von mianki aus Berlin vertreten wird, außerdem mit komplexen Zahlenbildern in der Sonderausstellung von Artima, mit der der Versicherer zu Unrecht vergessene Künstler und Künstlerinnen fördert.

Auf der Schwelle zwischen Kunst und Modedesign bewegt sich die Peruanerin Carolina Bazo mit ihrer „Resilienz“ betitelten Serie. Die rot und weiß gewandete Performerin auf den Fotografien bei O Art Project aus Lima trägt einen rasanten Kopfschmuck. Der erscheint passend zur Kollektion von Maximilian Gedra – einem von 20 Berliner Designern und Designerinnen, die auf der Fashion Position zu bestaunen sind; denn auch hier lösen sich die Grenzen von Skulptur und Bekleidung auf.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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