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Nach der Fußball-EM : Können wir den Schwung mitnehmen?

Nach der Fußball-EM : Können wir den Schwung mitnehmen?

© dpa/Christoph Soeder / / Bearbeitung Tagesspiegel

Nach der Fußball-EM : Können wir den Schwung mitnehmen?

Jubelnde deutsche Fans vor dem Brandenburger Tor, feiernde Schotten am Marienplatz, hüpfende Holländer in der Dortmunder Innenstadt: Die Fußball-EM änderte die Stimmung im Land. Was können wir davon mitnehmen?

Von

  • Frank Lüdecke
  • Kevin Kühnert

Die Fußball-EM konnte zumindest kurzzeitig die Stimmung im Land verändern. Oder doch etwas länger? Was kann das Land von der Fußball-Feier im eigenen Land für die Zukunft mitnehmen?

Drei Experten geben dem Tagesspiegel ihre Einschätzung. Alle Folgen unserer Serie „3 auf 1“ finden Sie hier.

Die Krisen des Alltags sind nicht weggewischt

Kann die Gesellschaft den Schwung jetzt mitnehmen? Ich weiß es nicht, es ist eine naheliegende Frage, aber es ist vielleicht nicht die Frage, die wir uns in erster Linie stellen sollten. Also ich glaube, es war einfach gut, dass wir als Gesellschaft mal ein gemeinsames Erlebnis hatten, was alle verfolgt haben und was positiv besetzt war. Denn wann hatten wir das das letzte Mal so ein gemeinschaftliches Erlebnis?

Da fällt einem auf Anhieb nicht sofort etwas ein. Im Fußball ist es schon länger her. Wahrscheinlich war da so ein zusammenschweißender Moment, als die ersten Impfungen im Jahr 2021 während der Corona-Zeit ausgegeben wurden. Und insofern ja, man kann was mitnehmen von dieser Europameisterschaft in Deutschland.

Aber man sollte das auch nicht überhöhen, was wir erlebt haben. Die Krisen des Alltags sind jetzt nicht durch ein Fußballturnier weggewischt. Aber es war ein bisschen Eskapismus, und der ist ja manchmal ganz gut.

Patriotische Feierei ist nicht der richtige Rahmen

Der sogenannte Schwung der EM … Die rollenden Züge der Bahn sind damit sicherlich nicht gemeint. Sondern eher das Gemeinschaftsgefühl. Eine gewisse Leichtigkeit, Arm in Arm seine Mannschaft anzufeuern. Mit Deutschlandfarben im Gesicht und der Fahne um die Brust lässt es sich leicht vergessen, warum wir eigentlich nicht alle eine große Familie sind.

Da gehört dann auch einfach dazu, kollektiv einen spanischen Spieler auszupfeifen, weil seine linke Hand der deutschen Mannschaft den Weg ins Halbfinale versperrt haben soll. Oder endlich wieder unbeschwert unsere Nationalhymne zu singen. Und wenn dann mal eine rechte Liedzeile über die Köpfe schallt, dann war das bestimmt eine Ausnahme. Oder der Alkohol.

Keine Frage, unserer Gesellschaft würde ein bisschen positiver Schwung guttun, um wieder etwas Mut für die Zukunft zu fassen. Aber ob patriotische Feierei dafür den richtigen Rahmen setzt, ist fraglich. Gerade in Zeiten, in denen ganz Europa ein Beben nach rechts erlebt, ist es naiv zu glauben, wir könnten Politik vom Fußballrasen verbannen und einfach nur ein bisschen zusammen feiern.

Nagelsmann als Bundeskanzler und Bundespräsident

Europa zu Gast bei uns – der Austausch bringt uns konkret weiter: Wir lernen von den Besten. Die Georgier haben ein besseres Internet. Die Rumänen eine bessere Bahn. Und die Schweiz überlegt nach der EM, uns in ihr Entwicklungshilfeprogramm aufzunehmen. Das sind Erfolge, die über den Tag hinaus bleiben. Nagelsmann machte bei der Aufarbeitung des Ausscheidens eine so gute Figur, dass die ersten bereits fordern, er solle in Personalunion Bundespräsident und Bundeskanzler werden. Das könnte Deutschland weiterbringen, erst recht, wenn ihm Sandro Wagner weiter einflüstert, was als Nächstes zu tun ist.

Wer ankommen will, fliegt lieber kurze Strecken (wie Baerbock) als mit der Bahn zu fahren wie die Niederländer, die deswegen eine PK verpasst haben. Die Handregel muss dringend überarbeitet werden. Entweder immer Elfmeter oder jeder darf den Ball fangen, wie er will. Irgendwie so was. Und: Wir brauchen mehr Autokorsos.

Das sollten wir als Folklore in unser Alltagsleben integrieren. Anlässe könnten sein: der internationale Frauentag, eine gelungene Wahl oder bald bei Olympia ein achter Platz in Rhythmischer Sportgymnastik. Immer mehr Wildtiere erobern unsere Städte: Vorsicht vor Wölfen!

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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