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Sylt ist längst der Normalzustand : Rassistisches Gedankengut kommt auch aus der Mitte der Gesellschaft

Sylt ist längst der Normalzustand : Rassistisches Gedankengut kommt auch aus der Mitte der Gesellschaft

© dpa/Georg Wendt

Sylt ist längst der Normalzustand : Rassistisches Gedankengut kommt auch aus der Mitte der Gesellschaft

Wer glaubt, rechtes Gedankengut gebe es nur bei den Armen und Doofen, irrt. In der Mittel- und Oberschicht kommen rassistische Parolen nur meist subtiler daher.

Ein Kommentar von Miriam Schröder

Was verstört so besonders an diesem Video, in dem fröhliche Partygäste menschenverachtende Sätze grölen? Der Inhalt dürfte niemanden mehr schockieren, das Netz ist voll von rechtsextremen Parolen. Nur verortete man diese Bilder in der Regel in einer anderen Schublade. Vor einem Imbiss im Osten, nicht im Sylter Nobelort Kampen. Nicht bei den feinen Leuten.

AfD-Wähler sind im Vergleich zu den Anhängern anderer Parteien unterdurchschnittlich verdienend, unterdurchschnittlich ausgebildet und haben überdurchschnittlich viel Angst vor sozialem oder wirtschaftlichen Abstieg. Die Menschen in dem Video sind schick gekleidet, sie sollen Jobs in der Beratung gehabt haben oder Assistentin einer Influencerin gewesen sein.

Dass Reichtum nicht vor hässlichem Gedankengut schützt, ist an sich nichts Neues. Theo Müller von Müllermilch spendet Geld für die AfD, auch US-Milliardär Elon Musk sympathisierte schon mit den deutschen Rechten. Und umgekehrt. Der AfD hilft die Aufmerksamkeit des Establishments bei ihrem Versuch, sich als Bestandteil der bürgerlichen Gesellschaft zu inszenieren.

Ist der DJ ein Nostalgiker oder ein Nazi?

Der Satz „Ausländer raus“ kommt bei Sonnenuntergang in der Promibar anders daher als gebrüllt von ein paar Glatzen auf der Straße. Er ist verpackt in einer Dancefloor-Hymne der 90er Jahre, von der man nun nie wieder wissen wird, ob der DJ sie aus Nostalgiegründen spielt oder weil er ein Nazi ist.

Es gehört schon länger zur Strategie der Rechten, populäre Lieder wie „L’amour toujours“ mit rechten Parolen zu konnotieren. Die Szene kann die Musik dann subtiler für ihre Botschaften einsetzen, ohne die strafrechtlich relevanten Texte.

Was folgt daraus? Wer die Demokratie verteidigen will, muss genau hinhören. Es reicht nicht, nach Thüringen zu zeigen, und den Verfall der demokratischen Sitten im Osten oder bei Twitter zu bedauern. Rassistisches Gedankengut ist nicht angekommen in, sondern kommt auch aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft.

Die muss sich wehren, mit Demonstrationen und durch aktives Einschreiten im Alltag. Zwei Arbeitgeber haben bereits reagiert und ihre auf dem Video erkennbaren Mitarbeitern gekündigt. Der Wirt der Bar auf Sylt hat inzwischen Strafanzeige erstattet und erklärt, dass er derart asoziales Verhalten nicht dulde. Raus geworfen wurden die rechten Gäste an dem Abend, an dem das Video entstand, nicht.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

1 Kommentar
  1. Anna Fischer sagt

    Es ist beunruhigend, wie rassistisches Gedankengut auch in der Mitte der Gesellschaft präsent ist. Es zeigt, dass Vorurteile und Diskriminierung nicht nur ein Randphänomen sind, sondern in allen Schichten vorhanden sein können.

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