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Zukunft des Wohnungsbaus: Berliner Architekten bauen am Südkreuz ein wiederverwertbares Haus

Zukunft des Wohnungsbaus: Berliner Architekten bauen am Südkreuz ein wiederverwertbares Haus

© Andreas Friedel

Zukunft des Wohnungsbaus: Berliner Architekten bauen am Südkreuz ein wiederverwertbares Haus

Henri Praeger und Jana Richter etablieren einen neuen Bautypus – das flexible Ausbauhaus. Zudem ist es ein Musterbeispiel für Müllvermeidung.

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Die Berliner Architekten Henri Praeger und Jana Richter haben das „Ausbauhaus“ zur Marke gemacht. Es eignet sich vor allem für Baugemeinschaften sowie für Baugruppen, die viel Eigenleistung einbringen wollen. Prototyp war das „Ausbauhaus Neukölln“, das 2014 in der Braunschweiger Straße entstanden ist, eine Art Rohbauregal mit individuellem Ausbau, bei dem es vor allem auf Minimierung der Baukosten ankam.

Trotzdem sind, weil jeder Bauherr seine Wünsche realisieren konnte, optimale, individuelle Wohnungen entstanden, die bei Änderung der Lebensumstände, ohne viel Aufwand verändert werden können. Das Prinzip: Man baut Wohnhäuser mit einer Tragstruktur aus Beton mit großen Spannweiten von Außenwand zu Außenwand und gewinnt stützenfreie Geschossflächen, die durch leichte Trennwände beliebig unterteilt werden können. Das geschieht oft im Bürobau, selten dagegen im Wohnungsbau, weil Spannweite teuer ist.

Kostengünstige, robuste Grundstruktur

Jüngst fertiggestellt haben Praeger Richter das Ausbauhaus Südkreuz in der Gotenstraße, das zunächst durch die roten Sonnenschutz-Vorhänge an den Fassaden überrascht. Hier bot das Finanzierungskonzept der Bauherren größere Spielräume, sodass man im Konzeptverfahren „Schöneberger Linse“ den Zuschlag für das Grundstück erringen konnte.

Zukunft des Wohnungsbaus: Berliner Architekten bauen am Südkreuz ein wiederverwertbares Haus

Das „Ausbauhaus-Konzept“ macht es möglich, vielfältige Grundrisse zu Preisen des sozialen Wohnungsbaus anzubieten. Bei einem Baugruppenprojekt in der Braunschweiger Straße 41 in Neukölln wurde es bereits 2014 realisiert.

© Promo

Neben 13 Eigentumswohnungen realisierten die Bauherren verdienstvollerweise zusätzlich drei Sozialwohnungen, eine kleine Gästewohnung im Dachgeschoss und im Erdgeschoss zwei Gewerbeeinheiten, die „kiezgebunden“ zu nutzen sind. Ein Start-up für Gründerseminare sowie ein von den Bewohnern ehrenamtlich betriebenes „Kiezwohnzimmer“ mit Atelier zum kulturellen und sozialen Austausch sind eingezogen. Ein Glücksfall in jeder Hinsicht, für die Beteiligten wie für den Kiez und die Stadt.

Die Realisierung des Ausbauhauses ist für die Architekten fast schon Routine. In einem gerade erschienenen Buch Praeger Richter „Ausbauhäuser – gemeinschaftlich, bezahlbar, regenerativ“ (Jovis Verlag, 32 Euro) haben sie den neuen Bautypus definiert, in verschiedenen Variationen – auch im Altbau – vorgeführt und setzen damit Maßstäbe für qualitätvollen Wohnungsbau.

Musterbeispiel für Müllvermeidung

55 Prozent des Müllaufkommens in Deutschland sind Bauabfälle, die minderwertig wiederverwendet oder gar deponiert werden. Dagegen wendet sich „Cradle-to-Cradle“, das Materialkreislaufprinzip, das Downcycling und Müll vermeidet. Das Haus am Südkreuz ist auch ein Musterhaus dieses Prinzips. Seine Konstruktion folgt einer Hierarchie der Lebenszyklen. Das Betonskelett kann 100 Jahre stehen und Nutzungen angepasst werden.

Die Holzwände und die Haustechnik sind auf dreißig Jahre ausgelegt. Die Fassaden, ebenfalls aus Holz, sind kurzlebiger, können aber wegen der umlaufenden Balkone ohne Gerüst leicht ausgetauscht werden. Bis auf die Fliesen in den Bädern ist nichts im Gebäude verklebt, auch die Böden können sortenrein wieder ausgebaut werden. Ziel ist, die katalogisierten Bauteile möglichst verlustfrei wiederverwenden zu können.

Jana Richter beklagt, dass sowohl das Prinzip Ausbauhaus, als auch das nachhaltig rezyklierbare Haus keine Chance bekämen, von kommunalen Wohnungsbaugaugesellschaften in zahlenmäßig bedeutsamer Menge realisiert zu werden, weshalb diese Bauweisen nur von Baugruppen und Genossenschaften aufgegriffen würden und ein Nischendasein führten. Aber man könnte ja mal damit anfangen, mehr kommunale Ausschreibungen inform von Konzeptverfahren zu eröffnen, bei denen solche ambitionierten Projekte zum Zuge kommen können.

Dabei sind sie die Zukunft des Wohnungsbaus: langlebige Primärstrukturen, individuelle Ausbaumöglichkeiten, flexible, von der Dreizimmer-Norm abweichende Grundrisse, sortenrein rezyklierbare Bauteile, natürliche Materialien, und alles ressourcenschonend und müllvermeidend.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

4 Kommentare
  1. Anna Müller sagt

    Ich finde es fantastisch, wie die Berliner Architekten mit dem Ausbauhaus ein innovatives Konzept für nachhaltigen Wohnungsbaus umsetzen. Besonders beeindruckend ist die Müllvermeidung und die Flexibilität für individuelle Anpassungen. Ein großer Schritt in die richtige Richtung!

  2. Anna Meyer sagt

    Ich finde es beeindruckend, wie die Architekten Henri Praeger und Jana Richter innovative Ansätze im Wohnungsbaubereich verfolgen. Das Konzept des flexiblen Ausbauhauses und die Fokussierung auf Müllvermeidung sind zukunftsweisend. Es ist inspirierend zu sehen, wie individuelle Wohnlösungen geschaffen werden können, die sich den Bedürfnissen der Bewohner anpassen. Diese nachhaltige Bauweise sollte definitiv mehr Aufmerksamkeit erhalten!

  3. Hannah Müller sagt

    Als Architekturinteressierte bin ich wirklich beeindruckt von diesem innovativen Ansatz! Es ist großartig zu sehen, wie Henri Praeger und Jana Richter mit ihrem Ausbauhaus den Wohnungsbau revolutionieren und gleichzeitig zur Müllvermeidung beitragen. Ein Schritt in die richtige Richtung für eine nachhaltigere Zukunft.

  4. Anna Müller sagt

    Ich finde es faszinierend, wie die Berliner Architekten Henri Praeger und Jana Richter innovative und nachhaltige Wohnkonzepte entwickeln. Das Ausbauhaus am Südkreuz zeigt, dass es möglich ist, individuelle Wohnungen zu schaffen, die sich flexibel den Bedürfnissen anpassen. Ein wichtiger Schritt für die Zukunft des Wohnungsbaus!

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