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Zuwanderung in den Arbeitsmarkt: Beschäftigung steigt nur dank ausländischer Arbeitskräfte
Nie waren mehr Menschen ohne deutschen Pass berufstätig, zeigen neue Zahlen der Arbeitsagentur. Das trägt nicht nur zur Fachkräftesicherung bei, sondern entlastet auch die Kassen der Sozialversicherung.
Von Felix Kiefer
Ohne ausländische Arbeitskräfte wäre das Arbeitsaufkommen nicht auf einen neuen Rekordwert gestiegen, sondern zurückgegangen. Das geht aus neuen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervor, die am Montagabend veröffentlicht wurden und der „Süddeutschen Zeitung“ vorab vorlagen.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten erreichte zum Juni 2023 einen neuen Rekordwert von 34,7 Millionen Menschen. Das sind zwar 263.970 mehr als ein Jahr zuvor. Der Anstieg war nur möglich, da im selben Zeitraum die Zahl der sozialversicherten Arbeitnehmenden ohne deutschen Pass um 341.410 Menschen stieg und den Rückgang der inländischen Beschäftigten überkompensierte.
Menschen ohne deutschen Pass tragen wesentlich zur Fachkräftesicherung in Deutschland bei und stabilisieren die Finanzen der Sozialversicherungen.
Andreas Audretsch, Bündnis 90/Die Grünen
Die Zahl ausländischer Arbeitskräfte in Deutschland erreichte damit ebenfalls ein neues Rekordniveau von 5,3 Millionen Menschen. Der seit Jahren positive Trend setzt sich damit weiter fort. Während 2010 6,8 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten keinen deutschen Pass hatten, liegt der Anteil heute mit 15,3 Prozent mehr als doppelt hoch.
„Menschen ohne deutschen Pass tragen wesentlich zur Fachkräftesicherung in Deutschland bei und stabilisieren die Finanzen der Sozialversicherungen“, heißt es aus dem Arbeitsministerium. Auch außerhalb der sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit stieg das Arbeitsaufkommen. Insgesamt gingen 2023 erstmals mehr als sechs Millionen ausländische Personen einer Beschäftigung in Deutschland nach, davon waren knapp 60 Prozent Männer.
„Wir müssen alle Potenziale bei uns im Land heben und brauchen gleichzeitig mehr Zuwanderung, um unseren Wohlstand zu sichern“, sagte der stellvertretende Grünen-Fraktionschef Andreas Audretsch der „Süddeutschen Zeitung“. Menschen aus Staaten außerhalb der EU dürfen nur unter bestimmten Voraussetzungen in Deutschland arbeiten. Zwar hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr das Fachkräfteeinwanderungsgesetz reformiert, aktuell kommen allerdings immer noch zu wenig Menschen nach Deutschland, um den Rückgang der inländischen Erwerbsbevölkerung auch nur annähernd auszugleichen.
„Wir müssen Menschen mit offenen Armen empfangen, Behörden müssen Qualifikationen unkompliziert anerkennen, Arbeitsverbote für Geflüchtete müssen abgeschafft werden und wir brauchen eine Kultur der Offenheit“, sagte Audretsch.
Denn gerade die Fachkräftesituation in Deutschland bleibt weiter angespannt. Im vergangenen Jahr waren in Deutschland 570.000 Stellen nicht besetzt, weil es an Fachkräften fehlt. In einer Untersuchung von Anfang Juni identifizierte die Bundesagentur für Arbeit 183 Berufe, in denen aktuell Engpässe bestehen. Die Hälfte davon auf Fachkraftebene. Besonders groß ist die Lücke demnach in Pflegeberufen, der Medizin, am Bau und im Handwerk sowie im IT-Bereich.
Perspektivisch dürfte sich die Fachkräftelücke zudem noch weiter verschärfen. Simulationen zufolge rechnet das Bundesarbeitsministerium bis 2027 mit einem Engpass von 65.000 Lehrkräften, 34.000 Erzieherinnen und Sozialarbeitern sowie 58.000 Fachkräften im Gesundheitsbereich.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de