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Zwei Schwerverletzte, Faustschläge auf Polizistin: Mutmaßlicher Neonazi-Angriff am Berliner Bahnhof Ostkreuz

Zwei Schwerverletzte, Faustschläge auf Polizistin: Mutmaßlicher Neonazi-Angriff am Berliner Bahnhof Ostkreuz

© imago images/Christian Spicker

Update Zwei Schwerverletzte, Faustschläge auf Polizistin: Mutmaßlicher Neonazi-Angriff am Berliner Bahnhof Ostkreuz

15 Vermummte haben Anreisende einer Demonstration gegen Rechts angegriffen. Es kam zu Festnahmen. Nach dem Angriff gab es Drohgebärden von Rechtsextremen auf Social Media.

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Am Berliner Bahnhof Ostkreuz in Berlin-Friedrichshain sind Anreisende zu einer Demonstration gegen Rechts mutmaßlich von Neonazis angegriffen worden. Dies haben Augenzeugen und Polizei dem Tagesspiegel auf Anfrage bestätigt.

Nach Polizeiangaben mussten zwei Angegriffene ins Krankenhaus gebracht werden. Auch eine Bundespolizistin wurde den Angaben zufolge mit Faustschlägen angegriffen. Ein Polizeibeamter wurde von einem Tatverdächtigen von hinten angegriffen.

Wie Polizei und Augenzeugen übereinstimmend schildern, hatte sich am Samstagnachmittag eine Gruppe von etwa zehn Personen vor einem Bioladen am Ostkreuz aufgehalten. Dieser war der Anreise-Treffpunkt für die antifaschistische Demonstration „Nach den Rechten schauen”, die von Kaulsdorf nach Hellersdorf führen sollte.

Um etwa 16 Uhr sollen laut Bundespolizei rund 15 überwiegend vermummte Personen aus Richtung Friedrichshain kommend aufgetaucht sein und die Wartenden unvermittelt angegriffen haben. Einige der Vermummten sollen Reizgas und Schlagstöcke mit sich geführt haben. 

Polizisten setzten Reizgas ein

Den Angaben zufolge soll zunächst eine Streife der Bundespolizei eingeschritten sein, um die Auseinandersetzung zu unterbinden. Hierbei hat die Polizei nach eigenen Angaben auch Reizgas eingesetzt. Eine Beamtin habe versucht, einen der mutmaßlichen Angreifer festzunehmen. Dieser habe sie daraufhin mit Faustschlägen angegriffen und sei zunächst geflohen.

Auch die anderen Vermummten konnten nach Polizeiangaben zunächst entkommen. Laut einem Sprecher der Berliner Polizei wurden im Nachgang mehrere Tatverdächtige festgenommen. Die Polizei ermittelt nun unter anderem wegen schweren Landfriedensbruchs.

Am Montag informierte die Berliner Polizei über Einzelheiten: Die Angreifer waren zum Teil mit auch Schlagringen bewaffnet. Ihre Opfer waren fünf Menschen im Alter zwischen 15 und 39 Jahren.

Letzter vergleichbarer Vorfall vor zehn Jahren

Laut des Berliner Registers, das rechtsextreme Vorfälle in der Hauptstadt sammelt, habe es in Friedrichshain seit knapp zehn Jahren keinen vergleichbaren Angriff von Neonazis gegeben. Eine Sprecherin sagte dem Tagesspiegel, der letzte vergleichbare Vorfall sei im September 2015 registriert worden, als 41 Neonazis durch die Rigaer Straße zogen, um linke Hausprojekte anzugreifen.

Auch in Kaulsdorf kam es am Rande der Demonstration „Nach den Rechten schauen“, an der etwa 200 Menschen teilnahmen, zu Zwischenfällen: Auf Fotos ist zu sehen, wie junge Männer die Demonstrierenden anpöbeln, unter anderem wurde auch das rechtsextreme „White Power“-Handzeichen gezeigt.

Die Berliner Polizei bestätigte am Montag, dass sie am Sonntag in der Nähe S-Bahnhofes Kaulsdorf eine Personengruppe überprüft habe. Drei der Tatverdächtigen im Alter von 19 und 20 Jahren seien festgenommen worden. Bei ihnen sei Schlagwerkzeug beschlagnahmt worden. Nachdem ihre Personalien festgestellt wurden, kamen die drei Männer auf freien Fuß.

Neonazi-Drohgebärden auf Social Media

Einen politischen Hintergrund der Vorfälle am Ostkreuz konnte die Polizei Berlin am Sonntagnachmittag noch nicht bestätigen, der Staatsschutz werde aber in die Ermittlungen miteinbezogen.

Es liegt jedoch nahe, dass es sich bei den Angreifern um Angehörige der rechtsextremen Szene handelt: Noch am selben Tag postete ein X-Account, der der rechtsextremen Kleinstpartei „Der Dritte Weg“ nahesteht, ein Bild mit jungen Neonazis in Partei-Uniform vor einem Graffiti. Dazu der Text: „Antideutsche Elemente sind in Berlin nicht willkommen. Weder in Hellersdorf noch anderswo”. Derselbe Account postete nach dem Angriff eine Meldung aus einem linken Telegram-Kanal zu dem Angriff. 

Das Bündnis, das die linke Demonstration in Marzahn-Hellersdorf angemeldet hatte, ist sich sicher, dass die Jugendabteilung des „Dritten Wegs“, die sogenannte „Nationalrevolutionäre Jugend“ (NRJ) hinter der brutalen Attacke steckt. Einer der Angreifer soll als aktives NRJ-Mitglied aus Brandenburg erkannt worden sein. Zudem wirft das Bündnis in einer Pressemitteilung der Polizei vor, zu spät interveniert und Verstärkung gerufen zu haben.

Anhänger der Partei sind schon zuvor dadurch aufgefallen, dass sie Versammlungen, die sich gegen Rechtsextremismus richten oder aus anderen Gründen nicht in ihr Weltbild passen, bepöbeln oder sogar angreifen:

Vergangenen Sommer störten Anhänger der Partei den CSD und schüchterten Teilnehmende ein. Auch stecken Anhänger der Partei mutmaßlich hinter Einschüchterungsversuchen und Angriffen auf Berliner Jugendclubs.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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