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Wo spielen die denn? Bayern, Real und als Fußball noch Massenware war

Ja, wo spielen sie denn?: Bayern, Real und als der Fußball noch Massenware war

© dpa/Lukas Barth-Tuttas

Ja, wo spielen sie denn?: Bayern, Real und als der Fußball noch Massenware war

Als die Champions League noch Europapokal der Landesmeister hieß, war das noch kein großes Medienereignis. Inzwischen aber hat sich vieles verändert, nicht alles muss einem gefallen. Ein Essay.

Ja, wo spielen sie denn?: Bayern, Real und als der Fußball noch Massenware war

Ein Essay von Jörg Leopold

Als der Fußball noch Massenware war (und kein Luxusprodukt), hätte es so etwas wie aktuell mit der Champions League nicht gegeben. Zwei deutsche Mannschaften spielen im Halbfinale und zu sehen sind die Spiele bei Amazon Prime (Bayern – Real) und Dazn (Dortmund – Paris). Gut, in seligen Zeiten des Europapokals der Landesmeister (unter Kennern früher „EC I“ genannt) gab es eben auch höchst selten mehr als einen Starter aus einem Land.

Aber das ist eine andere Geschichte und natürlich verändert sich Welt, bekanntermaßen nicht nur im Fußball. Und deswegen soll das auch gar keine Kritik sein. Schließlich gab es auch die Halbfinals vor elf Jahren nicht im Free-TV, seinerzeit spielten Bayern und Dortmund ebenfalls um den Einzug ins Endspiel und erreichten das dann auch.

Der Autor dieser Zeilen möchte stattdessen an die Zeiten des analogen Medienkonsums erinnern. Als sich der FC Carl Zeiss Jena in der Saison 1980/81 auf den Weg ins Finale des Europapokals der Pokalsieger machte, verfolgte er die Spiele im Radio. Die Wunder gegen Valencia und die Roma haben sich ihm fest eingeprägt, vermutlich, weil sich aufgrund der mangelnden TV-Möglichkeiten die vermeintlichen Bilder umso mehr ins Gedächtnis einprägten.

In den 1980er Jahren waren die Radio-Reportagen den Fernsehübertragungen stets vorzuziehen. Einfach schon deswegen, weil es hier die Spiele in voller Länge gab. Bei ARD und ZDF liefen am Abend Zusammenfassungen der Spiele mit deutscher Beteiligung. Die Sendungen begannen in der Regel kurz vor 23 Uhr und waren so dröge wie zu lange gekauter Kaugummi.

Und doch hatte diese Zeit etwas, zumindest ist sie dem Autor in Erinnerung geblieben. Inzwischen ist nahezu jedes nationale und internationale Fußballspiel irgendwo verfügbar. Das allerdings führt eher dazu, das Angebot dankend abzulehnen, obwohl man sich genau diesen Überfluss früher immer gewünscht hat.

Der Fußball ist heute dauerpräsent

Doch heute ist Fußball dauerpräsent, die Übersättigung ist längst da und die Highlightspiele laufen irgendwo im Internet mit 40 Sekunden Zeitverzögerung. Ist das eigentlich noch live? Nun, es gibt die Champions League im ZDF, die eine oder der andere hat vielleicht von der wöchentlichen Show am Mittwoch gehört und sie womöglich auch schon mal gesehen.

Aber wer blendet heute alles aus und lässt sich weit nach Abpfiff wirklich auf zehn komprimierte Minuten von zum Beispiel Dortmund gegen PSG am Mittwoch ein? Das erscheint dem Autor genauso unmöglich, wie an einem Bundesliga-Samstag bis zur Sportschau zu warten, um dort zwischen den Werbeblöcken endlich ein paar Spielhappen serviert zu bekommen, in denen die Kommentatoren künstliche Spannung aufbauen, um sie in gar nicht so versteckten Andeutungen gleich wieder zu killen.

Nein, aus dem Radio von einst (schade eigentlich!) ist der Live-Ticker geworden (obwohl es auch Audio-Streams der Spiele gibt). Den Ticker gibt es zuhauf auf allen möglichen Kanälen, ob nun kicker.de oder sportschau.de. Das ist durchaus spannend, vor allem, wenn auf einem Portal noch das Tor gefeiert wird, es auf dem anderen aber schon vom Videoschiedsrichter wieder kassiert worden ist.

Die neue Fußballwelt ist digital, ständig verfügbar und kommt daher, wie ein endloser Werbefilm. Und sie ist teuer. Stundenlange Vorberichte, Halbzeitinterviews – sofern die Werbung dafür Zeit lässt – und im Anschluss die großen Analysen.

Das ist nur selten zu ertragen und ruft erst recht das goldene Radiozeitalter in Erinnerung. Einschalten mit Anpfiff, in der Halbzeit die Nachrichten und nach dem Abpfiff gleich mal die Bettdecke über den Kopf ziehen.

Das mag altmodisch klingen, aber so ein Spiel wie Carl Zeiss Jena gegen die AS Roma bleibt dank des Radios für immer im Gedächtnis. Ob in 30 Jahren noch jemand weiß, dass die Halbfinals in der Champions League 2024 bei Amazon Prime und Dazn liefen, darf bezweifelt werden. Zumal das große Finale dann ja auch wieder im linearen Fernsehen läuft. Immerhin.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

4 Kommentare
  1. Franziska Weber sagt

    Als der Fußball noch Massenware war (und kein Luxusprodukt) spielten die Mannschaften noch mehr aus Leidenschaft. Es ist schade zu sehen, wie sich der Sport in ein Geschäft verändert hat. Die heutigen Übertragungsrechte und Plattformen zeigen, dass der Fußball weit weg von seinen Wurzeln gerückt ist.

  2. Johanna Müller sagt

    Wo spielen die denn? Warum sind die Spiele jetzt bei Amazon Prime und Dazn und nicht im Free-TV wie früher?

    1. Johannes Fischer sagt

      Die Zeiten ändern sich, auch im Fußball. Früher waren die Spiele im Free-TV, aber nun haben sich die Übertragungsrechte weiterentwickelt. Plattformen wie Amazon Prime und Dazn bieten nun die Möglichkeit, die Spiele zu genießen. Es mag ungewohnt sein, aber es ist ein Teil der modernen Medienlandschaft. Veränderung kann auch Chancen bieten, die es früher nicht gab.

  3. Anna M. sagt

    Fragen Sie sich auch, wo diese Spiele stattfinden? Bayern, Real und als der Fußball noch Massenware war… Sind solche Veränderungen wirklich positiv?

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